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Mothers need time to learn.
(Mother – I Am Mother)
Die Menschheit scheint ausgelöscht. In einem verlassenen High-Tech Bunker wird ein einsamer Roboter aktiviert. Ihr Name: Mother. Ihr Auftrag: die Neubevölkerung der Erde. Ausgewählt aus 60.000 in einem Bunker gelagerten Embryos wird Daughter als erste und scheinbar einziger erster neuer Mensch von Mother herangezogen, unterrichtet und getestet. Der Bunker ist ihre Heimat und ihre Welt. Einzige Verbindung zur Vergangenheit sind Aufzeichnungen alter Fernsehshows, einzige Bezugsperson der Tochter ist der Mutter-Roboter. Dieser hat zwar fürsorgliche Züge, bleibt aber distanziert, muss die Mutter doch nach eigener Aussage selbst erst noch lernen wie man Menschen heranzieht. Deshalb gibt es zunächst auch nur eine Tochter. Nachdem diese jedoch ein erstes Lebenszeichen der ihr unbekannten Außenwelt in Form einer Ratte entdeckt, beginnt sie zu hinterfragen, ob wirklich alle Menschen ausgelöscht worden sind und ob die Planetenoberfläche tatsächlich immer noch absolut unbewohnbar ist.
Das Spielfilmdebüt I Am Mother von Grant Sputore beginnt szenisch gesehen sehr stark. Dunkle, kalte Gänge, in denen eine Maschine ein Baby in den Armen hält und versucht es in den Schlaf zu wiegen. Bilder und Szenarien, die man als Sci-Fi-Fan zwar bereits kennt, doch selten technisch so perfekt umgesetzt gesehen hat. Besonders der Roboter Mother mit seiner minimalistischen aber dennoch klar erkennbaren Mimik sticht dabei hervor. Kein Wunder, stammen doch die Effekte von Peter Jacksons Weta Workshop, welche spätestens mit District 9 bewiesen haben, dass sie neben Fantasy auch realistische Sci-Fi Welten darstellen können. So sind die Übergänge zwischen dem gefilmten Material und den CGI-Effekten quasi nicht wahrnehmbar.
Auch das Heranwachsen der Tochter im Zeitraffer und die aufkeimende Mutter-Tochter-Beziehung zwischen Mensch und Maschine funktionieren zunächst perfekt. Erst im zweiten Drittel, wenn der Film versucht sein Konzept zu erweitern, verliert das an sich packende Kammerspiel den Fokus und viele angerissene Fragen (die sich der Zuschauer allerdings oft selbst stellen muss) bleiben schlichtweg unverarbeitet. Hätte sich der Film auf die Kammerspielhandlung und die Zweisamkeit begrenzt, würde die Erzählung nicht so künstlich fabriziert wirken. Mit ein paar Twists und etwas Action á la “wir laufen auf einmal vor Dingen davon” wird zwar wortwörtlich Bewegung in den Film gebracht aber sowohl die Darsteller als auch der Plot, drehen sich schlicht im Kreis. Dennoch wird so die Spannung noch ein wenig gestreckt, aber spätestens im 3. Akt ist dann endgültig die Luft raus.
Das verschenkte Potential des spannenden Konzeptes lässt vermuten das vielleicht die Verantwortung für Regie, Produktion und auch zu Teilen beim Drehbuch nicht gebündelt bei Sputore hätten liegen sollen. Gerade ob der zentralen Thematik hätte der Film sicherlich auch von einer weiblichen Perspektive profitiert. Sowohl das Thema, was es bedeutet eine Mutter zu sein, als auch das an sich sehr spannende Sci-Fi Szenario werden so leider nicht konsequent zu Ende geführt. Denn so bleibt der Zuschauer letztlich etwas ratlos zurück.
Ein nicht ganz gelungener Versuch ein fundiertes Matriarchat im doch oft von männlichen Identifikationsfiguren dominierten Sci-Fi-Genre aufzubauen. Das vom Film durch bewusstes Auslassen von Erklärungen inspirierte Sinnieren über Botschaft und Hintergrundgeschichte deckt dazu nur weitere Logik- und Plot-Löcher auf. In den USA von den Kritikern hoch gelobt, aber von Netflix nicht ins Kino gebracht, wäre unser Tipp auch hier zu warten bis der Film auf dem besagten Streaming Portal veröffentlicht wird.
I Am Mother (Australien 2019)
Regie: Grant Sputore
Darsteller: Rose Byrne, Clara Rugaard, Hilary Swank
Kinostart: 22. August 2019, Concorde Filmverleih