Foto-© Stephan Flad
Nachdem die deutsche Version des Lollapalooza Festivals in Berlin mehrfach umziehen musste und mit verärgerten AnwohnerInnen im Treptower Park und einem logistischen Supergau in Hoppegarten zu kämpfen hatte, hat es im Olympiapark Berlin scheinbar seine Heimat gefunden. Das Line-up ist traditionell abwechslungsreich; den Vorwürfen um immer gleiche Bands, zu viele männliche Acts und zu eingefahrenem Booking muss man sich hier wahrscheinlich nicht stellen. Dass bei der wilden Headliner-Mischung aus fragwürdigen 90s-Ikonen wie Scooter, 2000er-Mitgrölbands wie Kings of Leon und neuen Popsternchen wie Billie Eilish im Line-Up weiter unter auch Platz für echte Indie-Perlen ist, beweisen unsere Top 5:
Sigrid
Spätestens seit sie vom BBC als Gewinner des Sound of 2018-Poll ausgezeichnet wurde, erschien die norwegische Sängerin auf dem Indie-Radar. Sigrid steht für selbstbewussten Empowerment-Pop – immerhin hieß eine ihrer ersten Singles Don’t Kill My Vibe. Ihr Bruder hat sie dazu gebracht, ihre eigene Musik zu schreiben. Er hat eine Band und wollte mit ihr auftreten – verlangte aber, dass sie kein Cover spielt. Da hatte er wohl den richtigen Riecher: In 2019 erschien Sigrids heiß ersehntes Debütalbum Sucker Punch, das in Norwegen auf Nummer 1 ging, in UK auf Platz 4 der Charts. Wir freuen uns auf ihre Show, die vor allem von ihrer Energie und Tanzfreudigkeit lebt!
Amilli
Amilli heißt die neue deutsche Indie-Hoffnung aus Bochum – mit ihrem Soul-lastigen Sound scheint sie so gar nicht ins Ruhrgebiet zu passen. Man könnte meinen, ihre Songs seien direkt aus Kalifornien importiert. Im Mai gewann sie den Pop-NRW-Preis in der Kategorie Beste Newcomerin, außerdem hat sie gerade mit AnnenMayKantereit ein Cover des Sonny Bono-Klassikers Bang Bang veröffentlicht. Ihre neue Single Oh My klingt warm, sommerlich, entspannt und tanzbar. Perfekte Festivalvoraussetzungen.
Courtney Barnett
Wenn es eine Queen of Indie-Rock gibt, dann ist es Courtney Barnett. 2012 gründete sie in Melbourne ihr eigenes Label Milk! Records, bei dem sie ihre erste EP I’ve Got A Friend Called Emily Ferris veröffentlichte. Heute sind hier Acts wie Tiny Ruins, Jade Imagine, Hand Habits oder auch Sleater Kinney unter Vertrag. International wurde sie vor allem durch ihr erstes Album bekannt: Sometimes I Sit And Think and Sometimes I Just Sit erschien 2015 und machte Courtney Barnett zu einer der markantesten und überzeugendsten Stimmen im Indie-Rock. Ihre Songs leben von witzigen und gelegentlich herzzerreißenden Beobachtungen, die sie mit brutal-ehrlichen Selbsteinschätzungen und grungigen Gitarren mischt. 2018 erschien das zweite Album Tell Me How You Really Feel und wir wissen jetzt schon, dass ihr Auftritt ein echtes Highlight des Wochenendes wird.
Rex Orange County
Loving Is Easy behauptet der Brite Alexander O’Connor. Stimmt natürlich nicht, weiß jeder, aber dennoch glaubt man ihm für die Dauer seines Songs gleichen Namens. O’Connor hat sich Drums, Gitarre, Piano und Songwriting schon im Teenie-Alter beigebracht und später auf der renommierten BRIT School zu dem seelenvollen Pop perfektioniert, der seine Fanschar nun stetig vergrößert. Rex hat alleine auf Spotify sechs Millionen monatliche HörerInnen. Nach seinem letzten Album Apricot Princess hat Rex im Februar die Single New House veröffentlicht. Wir sind gespannt, ob es beim Auftritt am Festivalsonntag noch mehr Neues zu hören gibt!
Pip Bloom
Die Band, die nach ihrer Bandleaderin heißt und in jüngster Vergangenheit mit Franz Ferdinand und den Breeders durch England tourte, ist der neue Indie-Sound aus Holland. Pip Bloom sind direkt und kraftvoll und zeigen mit ihren Songs Daddy Issues, Come Home und Pussycat, dass sie was zu sagen haben. Auf ihrem Album Boat mischen sich Alternative Rock und Britpop der 90er-Jahre, ihre Songs überzeugen vor allem durch Abwechslung und gekonntes Zerfasern der einzelnen Elemente. Pip Bloms Vater spielte übrigens in der holländischen Postpunk-Band Eton Crop – da fällt der Apfel nicht weit vom Stamm. Nachdem sie auf den Showcase Festivals im letzten Jahr als der neue heiße Scheiß gehandelt wurden und als BBC-Lieblinge oft in England spielten, freuen wir uns sehr, sie in Berlin zu sehen!