Foto-© Universal Music
They’d say I hustled, put in the work
They wouldn’t shake their heads and question how much of this I deserve
What I was wearing, if I was rude
Could all be separated from my good ideas and power moves
And they would toast to me, oh, let the players play
I’d be just like Leo in Saint-Tropez
I’m so sick of running as fast as I can
Wondering if I’d get there quicker if I was a man
And I’m so sick of them coming at me again
‘Cause if I was a man, then I’d be the man
I’d be the man
I’d be the man
(Taylor Swift – The Man)
Irgendwann ist Beef einfach nur anstrengend. Das dachte sich auch Pop-Queen Taylor Swift und zelebriert auf ihrem neuen Album Lover die Liebe. Nach dem düsteren Reputation, auf dem sie mit ihren Feinden abrechnete, ist Lover eine bunte Liebeserklärung an die Liebe an sich.
Taylor Swift ist ohne Zweifel eine der mächtigsten Frauen im Musik-Business. Und wohl auch die kontroverseste. Die letzten Jahren waren geprägt von Streitereien mit Kanye West, Katy Perry, Streaming-Diensten und Musikmogulen. Mit Perry ist sie wieder versöhnt und zelebriert ihre Freundschaft im Video zur Single You Need To Calm Down. 2017 zwang sie Spotify und Apple Music in die Knie und handelte einen neuen Deal aus. Und erst vor Kurzem entfachte sie eine öffentliche Diskussion über die Rechte von Musikern an ihren wertvollen Master-Aufnahmen. Taylor Swifts Label Big Machine wurde nämlich an Scott Braun verkauft, dem Swift Mobbing vorwirft. Da sie wie die meisten Künstler nicht die Rechte an ihren Aufnahmen hat, kündigte Swift an, nächstes Jahr alle fünf Alben neu aufzunehmen. Ein gewagtes Unternehmen, aber Taylor Swift will gewinnen. Und die Chancen stehen gut, dass sie bekommt was sie will.
Lover ist schon mal die erste Platte, deren Master in ihrem Besitz sind. Beachtliche 18 Songs sind auf der Liste und zeichnen eine ganz andere Atmosphäre als Reputation. Statt schweren Hip-Hop Beats bewegt sich Lover mehr zwischen Synthie-Pop, Country und R’n’B. Mit einer Marketing-Kampagne aus bunten Instagram-Bildern, ihrer eigenen Merch-Kollektion mit Stella McCartney und fröhlichen Promo-Videos macht Swift klar, dass eben eine neue Phase beginnt. I Forgot That You Existed ist ein bewusst gewählter Opener, auf dem die Sängerin ihren Frieden mit ihren Feinden macht. “It isn’t love, it isn’t hate, it’s just indifference”, singt sie lachend auf dem Piano-Popsong. Ein Reminder an den Kardashian-West Clan? Wer weiß.
Neu ist auf jeden Fall Swifts politische Stellungnahme in ihren Songs. Da ihr Schweigen zu Trump und Co. jahrelang kritisiert wurde, überrascht sie mit klaren Positionen zu queerer Liebe, Sexismus oder Trumps Amerika. Songzeilen wie “Cause shade never made anybody less gay (You Need To Calm Down)” oder “Every conquest I had made would make me more of a boss to you (The Man)”, kann man nur feiern. Das Ganze wird natürlich radiotauglich in Synthie-Pop mit coolen Beats verpackt. Miss Americana & The Heartbreak Prince kritisiert die aktuelle politische Lage in den USA: “American stories burning before me, I’m feeling helpless, the dancers are depressed.” Was ist Taylors Lösung dagegen? Natürlich die Liebe.
Denn diese steht trotz aller Probleme auf der Welt noch im Mittelpunkt. Der Titeltrack Lover schwingt nostalgisch im Retro-Pop der 60er, ein Song perfekt zum Slow Dance. Ihre Liebe zum Country, der sie bekanntlich groß machte, entdeckt Swift auf ihrem neuen Album wieder. Paper Rings oder Soon You’ll Get Better mit den Dixie Chicks stellen mehr die Gitarre in den Vordergrund. Auf den Vorgängern 1989 und Reputation Fehlanzeige. Dass sie eine exzellente Songschreiberin ist, beweist sie wieder mit The Archer, ein kleines Synthie-Juwel, auf dem Swift ihre eigene Verletzlichkeit beschreibt. “They see right through me, I see right through me”, singt sie hier. Nichtsdestotrotz bleibt Swift positiv und schöpft Kraft aus ihren menschlichen Beziehungen. Musikalisch vereint Lover mehr Stilrichtungen als bei den bisherigen Platten, jedoch kehrt Swift marketingtechnisch wieder mehr zu ihrem America’s Darling-Image zurück. Auf dem interessanten Reputation zeigte sie wenigstens mal eine dunklere Seite von sich. Jetzt schwingt sie eben wieder perfekt gestylt im Blumenkleid über die Bühnen. Ihre Meinung dazu erklärt sie auf dem Abschlusstrack Daylight: “I wanna be defined by the things that I love, not the things I hate”, sagt sie im Outro. Die düstere Phase von Reputation ist also vorbei, jetzt kommt wieder Sonnenschein. Zumindest musikalisch. Taylor Swift kann eigentlich machen, was sie will, sie muss sich längst nicht mehr beweisen. Sie kann Pop. Like it or not.
Taylor Swift – Lover
VÖ: 23. August 2019, Republic
www.taylorswift.com
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