Feels like I haven’t seen you in a year
Don’t know what your face looks like anymore
I used put your hair behind your ears
And kiss you from your head down to the floor
Trace my finger from your forehead to your nose
So you could fall asleep
And I don’t pretend to anyone
That I’m feeling complete without you with me
And I know that we’re losing breath
And I know I fucked this up again
And I see that I made this mess
And I bleed tears to all my friends
(G Flip – Waking Up Tomorrow)
Als G Flips Debütsingle About You Anfang 2018 veröffentlicht wurde, war sie bereits als Best New Track von Pitchfork ausgezeichnet worden. Wie das geht? Der Song hatte 200.000 YouTube-Views, noch bevor er auf den Streaming-Plattformen landete. Nun legt Georgia Flipo, wie die Künstlerin aus Melbourne im echten Leben heißt, ihr Debütalbum About Us nach. Inmitten einer On-Off-Beziehung verbrachte G Flip den Großteil des Jahres 2017 zurückgezogen in ihrer WG, gab Musikunterricht, um über die Runden zu kommen – aber brachte sich auch selbst das Produzieren ihrer Songs bei. Ende des Jahres traf sie die Frau, über die sie in der Zeit so viele Songs geschrieben hatte, wieder. Diese war damit einverstanden, die Lieder über ihre Beziehung zu veröffentlichen und so entstand als Weiterführung der Single About You die Platte About Us.
Mit ihren Wurzeln als Schlagzeugerin ist es kein Wunder, dass G Flip Instinkt für eine Instrumentierung hat, die ihre Lyrics auf erzählerische Weise unterstützen. Die pochenden Basslinien von Drink Too Much machen den Song zusammen mit den spannenden Gesangsrhythmen zu einer Hymne über den Spaß einer Partynacht, nach der immer noch die Verletztheit des Verlassenwerdens wartet. Ähnlich modern klingt Killing My Time. Zusammen mit dem Synthesizer und dem groovigen Bass überzeugen hier vor allem die Drums – im Song geht es um Ablenkung im Schreibprozess, wie sie bei Apple Music erzählt: “I felt like [my girlfriend] was killing my time. I’ve been working so hard at this music career for so long, writing so many songs, and now she’s back in my life and I feel like I’m hardly writing music anymore because I’m distracted. So, I wrote this song, went home and showed it to her. She was like, ‘What the fuck?’” Die supermodernen, elektronischen, rhythmischen Songs sind die Juwelen dieser Platte: tanzbar und trotzdem nicht oberflächlich.
Aber auch in den langsamen Teilen von About Us finden sich einige Perlen. Die Klavierteile in Morning vermitteln die aufrichtige Melancholie, wenn man nach einer Trennung allein aufwacht. Und auch in Bring Me Home zeigt G Flip ungeschönt ihre Verletzlichkeit – wieder gepaart mit einer Klavierbegleitung: “I need you to bring me home / My life is out of control”. Auch Waking Up Tomorrow behandelt ihre Traurigkeit über den Verlust ihrer Freundin. Hier schafft es G Flip, wunderbar traurige Lyrics nicht kitschig werden zu lassen, indem sie sie in einen reduzierten, aber rhythmus-orientierten Sound kleidet. In I Am Not Afraid erinnert sie sich jedoch wieder an ihre Stärke und wenn sie am Ende ihr herausstechendes Drumsolo spielt, glaubt man, dass sie wahrscheinlich alles kann. Neben diesen vielschichtigen und interessanten Tracks wirken Songs wie Stupid oder der letzte Track 2 Million leider etwas fade und weniger einzigartig.
So wie ihre On-Off-Beziehung verkörpert das Album Widersprüche und Dualitäten. Dabei geht es um Freude, Traurigkeit, aber auch um Erinnerungen und den Blick in die Zukunft. About Us ist keine klassische Liebeskummerplatte. Die zehn Tracks beschäftigen sich intensiv mit dem Wissen um die eigenen Stärken und emotionalen Schwächen, verfallen aber nie in Klischees. Es geht darum, sich selbst in der Auseinandersetzung mit der anderen Person und vor allem in deren Abwesenheit zu finden. In lässig.
G Flip – About Us
VÖ: 30. August 2019, Caroline International
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