LIKE LOVERS – Track by Track

Foto-© Melanie Schlisser

Im Stillen, ungestört, arbeitet der Musikproduzent Jan Kerscher schon seit vielen Jahren an sphärischer Popmusik mit Weltuntergangscharme. Inspiriert von der Absurdität des modernen Lebens wächst sein Soloprojekt Like Lovers zu einer Ton gewordenen, unangenehmen Wahrheit, die uns jetzt einholt – nämlich in Form des Debütalbums Everything All The Time Forever, das gerade erst via Listenrecords erschienen ist. Darauf zu finden sind elf musikalische Kleinode – düster, melancholisch, tröstend, komplex und verspielt. Wir haben Like Lovers zum Track by Track gebeten und spendieren euch dieses nun in unserem Soundtrack des Sonntags!

1. Everything All The Time Forever

Der Titel zu diesem Song war eigentlich das erste Element in diesem Puzzle dass überhaupt mal in Richtung Album gezeigt hat. Für mich repräsentiert er die Grundstimmung des Albums aber auch die unserer aktuellen Wirklichkeit in der alles immer schneller, immer mehr, immer mehr immer und immer überfordernder
wird.

2. People Shaped Mirrors

Überforderung äußert sich bei mir teilweise in heftigen emotionalen Shutdowns. In diesem Lied geht es darum, wie wir uns in den Menschen die uns umgeben ganz ungefragt wiederspiegeln. Egal ob uns das, was wir dann sehen gefällt oder nicht, es passiert einfach. Damit muss man auch erstmal umgehen lernen.

3. Levitation

Wenn man lernt mit den eher schwierigeren Dingen des Lebens umzugehen muss man auch loslassen lernen. Das Loslassen ist eines der zentralen Themen des Albums. Levitation ist für mich der Zustand, in dem man im genau richtigen Abstand zum Boden schwebt, ohne gefährlich abzuheben.

4. Infinite

Wer sich schon einmal hingesetzt und sich mit den Händen abgestützt hat und dabei sofort das Bild vors Auge trat, dass sich die Linien der eigenen Hände auf der anderen Seite des Planeten wieder treffen wird auf jeden Fall verstehen worum es in diesem Lied geht. Ansonsten rate ich auf jeden Fall dazu, es mal auszuprobieren sich das vorzustellen!

5. Am I Still Here

Ich war einmal sehr verliebt. Vielleicht habt ihr das auch schon erlebt. Es war heftig und schnell vorbei. Danach musste ich mir selber eingestehen, dass ich während dieser Zeit überhaupt nicht der Mensch war, der Ich eigentlich sein möchte. Das hatte mein Körper irgendwie über mich hinweg entschieden. Später, als ich wieder klarer war, habe ich diesen Song darüber geschrieben.

6. I Float On Your Love

Das ist wahrscheinlich der positivste Song den ich je geschrieben habe. Teilweise ärgert mich dieses Lied, weil ich mich so nie sehen wollte. Also als einen Musiker der positive Lieder schreibt. Ich war eher immer auf der melancholischen Seite. Das Gefühl in diesem Song ist aber einfach echt und in mir immer noch präsent, deswegen musste er unbedingt aufs Album. Der Song ist auch schon sehr, sehr alt, bestimmt 8-9 Jahre. Eine schöne Erinnerung an dieses besondere Gefühl wird aber immer bleiben.

7. Gone

Die unbegrenzte Positivität von I Float On Your Love wollte Ich natürlich nicht einfach so stehenlassen, deswegen musste der melancholischste Song der Platte auf jeden Fall gleich folgen. In Gone geht es darum was passiert wenn starke Gefühle plötzlich gar nicht mehr stark sind sondern sich fast unbemerkt aus dem Leben geschlichen haben.

8. Something Else

Wie es im Leben weitergeht ist oft eine Frage der eigenen Attitüde. Wonach suchst du? Bist du dir sicher, dass du nach dem suchst, was für dein Leben gut ist? Suchst du das, was du in deinem Leben finden möchtest? Oder suchst du nach Selbstbeschädigung und Unglück? Einfach mal Durchatmen und weiterdenken.

9. HEALTH

HEALTH war ein schöner Zufall mit einem Schlagzeug im Treppenhaus und einem rosa Bass, den ich – weil er so schön war – von einer Band geliehen hatte, die gerade in meinem Studio aufgenommen hatten. Auch hier geht es wieder – grob gesagt – um den relativen Realitätsverlust den man unter Umständen beim Verliebtsein erlebt.

10. Fall

Nehmen wir an man würde in der Atmosphäre geboren und als fertiger Mensch dort aufwachen. Und dann würde man für immer aus dem Himmel fallen. Wenn man sich das aus der Geborgenheit des eigenen, halbwegs funktionierenden Lebens vorstellt, wäre das ein grauenhafter Zustand. Wenn man sich aber vorstellt, nie etwas anderes gekannt zu haben wäre es vielleicht sogar ganz geil, für immer zu fallen, oder? Wie wir die Dinge betrachten, so sind die Dinge. Das (und mehr) sagt dieser Song.

11. Alive

Ein weiteres Lied über das Loslassen. Ist ja auch ein wichtiges Thema. Hier geht es darum wie wichtig es ist, den Dingen einen richtigen Namen zu geben. Öfter als man denkt ist „kein Name“ aber der richtigste aller Namen. Nur so kann alles das sein, was alles sein möchte.

Like Lovers Tour:
09.10. The Cave, Frankfurt
12.10. Nürnberg Pop Festival, Nürnberg
13.10. Peer 23, Mannheim
14.10. Heppel & Ettlich, München
16.10. Trafo, Jena
17.10. Badehaus, Berlin
18.10. Hebebühne, Hamburg
19.10. Bollwerk 107, Moers

Dominik

Bedroomdisco-Gründer, Redaktions-Chef, Hans in allen Gassen, Golden Leaves Festival Booker, Sammler, Fanboy, Exil-Darmstädter Wahl-Hamburger & happy kid, stuck with the heart of a sad punk - spreading love for great music since '08!

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