MIDSOMMAR – Filmkritik


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You said it would be cool to go

(Dani – Midsommar)

Die Beziehung zwischen dem jungen US Studentenpärchen Dani (Florence Pugh) und Christian (Jack Reynor) hängt schon länger am seidenen Faden. Statt Zuneigung, wird Christian eher aufgrund seines Pflichtgefühls gegenüber der psychisch labilen Dani in der Partnerschaft gehalten. Dennoch gibt er sich beratungsresistent gegenüber seinen Freunden, die konstant versuchen ihn dazu zu bringen sich zu trennen. Dani hingegen steigert sich immer mehr in die Abhängigkeit zu ihm hinein. Ein Zustand, der sich nach einer familiären Tragödie auf ihrer Seite noch verschärft. Endgültig zu kippen droht die Beziehung, als sie erfährt, dass Christian den Sommer über mit Freunden auf das traditionelle Mittsommerfest im schwedischen Hinterland reisen möchte. Beidseitig eher widerwillig und absolut gegen den Willen von Christians Freunden beschließen die zwei, gemeinsam zu reisen. Einzig Pelle (Villhelm Blomgreen), Christians schwedischer Kumpel und Organisator der Reise, ist zur Überraschung aller Beteiligten absolut enthusiastisch, dass sie die Männerrunde auf der Reise in sein Heimatdorf begleitet. Vor Ort hält der oberflächliche Frieden dann auch nicht lang. Dani wird von ihren psychischen Problemen eingeholt und auch die puritanischen Bräuche und Rituale von Pelles Sippschaft in dem völlig isolierten schwedischen Dorf steigern sich mit rasanter Geschwindigkeit von merkwürdig naiv über verstörend bis bedrohlich.

Nach seinem 2018er Debüt Hereditary, welcher zusammen mit The Witch und Get Out einer der prägendsten Horrorfilme der letzten Jahre war, meldet sich Ari Aster zurück. Mit Ansage, denn laut Aster war Hereditary eigentlich ein Drama, weshalb er Midsommar als seinen ersten Horrorfilm ansieht. Ironischerweise war Hereditary jedoch wesentlich gruseliger. Wo Midsommar durch absurden Humor aufgelockert wird, blieb Hereditary eiskalt. Wo Hereditary durchgängig düster war, erstrahlt Midsommar, obwohl tatsächlich nie die Sonne selbst zu sehen ist, in gleißendem Licht. Jetzt kann man Midsommar dafür feiern, dass er auch bei Tage echtes Horror-Feeling erschafft. Stimmt und ist beeindruckend, die gruseligsten Szenen sind aber auch hier zumindestens im Halbdunkeln.

Was genauso gut funktioniert wie im Erstling ist Ton und Schnitt. Von lauten dramatischen Szenen wird hart auf absolute Stille geschaltet und man hört subtiles, sehr direktionales Stöhnen und Wimmern aus allen Ecken des Kinos. Selten wandern die Blicke so oft durch den Saal um zu schauen, ob die Geräusche wirklich zum Film gehören oder doch direkt hier im Kino irgendwas so richtig schiefläuft. Dies ermöglicht Aster sich auch durch eine enorme Ruhe und Gelassenheit bei Inszenierung und Pacing. Auch wenn ES – Kapitel 2 gerade ähnlich episch in den Kinos läuft, einen Horrorfilm mit 147 Minuten Länge muss man sich erst einmal zutrauen. Sogar ein gut 30 Minuten längerer Director’s Cut ist angeblich bereits in Planung. So fällt es sehr schwer, eine allgemeine Empfehlung auszusprechen. Midsommar ist witzig, gruselig, an stellen brutal und sehr religionskritisch – eine Mischung, mit der man als Zuschauer erst einmal klarkommen muss. Die Länge, als auch der fehlende Fokus machen den Film trotz des Humors dann auch noch etwas unzugänglicher als dies schon Hereditary war. Auf der anderen Seite bietet er erneut eine intensive Erfahrung, ein unverbrauchtes Setting und schafft es, sowohl zu verstören, als auch zum Nachdenken anzuregen. Wem The Witch und Hereditary gefallen haben und wer sich vorstellen kann, dabei zwischendurch noch zu lachen, der sollte sich Midsommar nicht entgehen lassen.

Midsommar (US 2019)
Regie: Ari Aster
Cast: Florence Pugh, Jack Raynor, Villhelm Blomgreen, William Jackson Harper, Will Poulter
Kinostart: 26. September 2019, Weltkino Filmverleih GmbH

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Malte Triesch

Malte wuchs im idyllischen Lilienthal, direkt an der Grenze zu Bremen, der schönsten Stadt im Norden Deutschlands, auf. Seine frühesten Film-Erinnerungen ist, auf dem Schulhof in der neusten TV Movie alles anzustreichen was gesehen und aufgenommen werden muss. Da die Auswahl an Horrorfilmen hier doch recht be- oder zumindest stark geschnitten war entdeckte er Videotheken für sich bzw. seine Mutter, da man diese ja erst ab 18 betreten durfte. Wenn er nicht gerade Filmreviews schreibt ist er wahrscheinlich im (Heim-)Kino oder vor dem Mikrophon für den OV Sneak Podcasts, SneakyMonday.

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