SPARKLING – Interview

Foto-© Écoute Chérie

Sparkling – Das sind Die Brüder Leon & Levin und Kumpel Luca. Gemeinsam erschaffen sie eine Mischung aus den schönsten Pop-Indie Klängen mit einem Hauch von Post-Punk, die auch eure Herzen höherschlagen lässt! Drei Jahre nach ihrer ersten EP hat die Kölner Band nun endlich ihr Debüt-Album rausgebracht. Wir haben die Gebrüder Krasel am Hörer gehabt und mit ihnen unter anderem über ihr neues Werk, ihr Faible für Sprachen und die Kölner Musikszene geplaudert. Unser Interview mit Sparking!

Unsere Leser*innen wollen euch gerne näher kennenlernen, fangen wir also ganz klassisch und von vorne an: Wie seid ihr zur Musik gekommen, wann habt ihr euch als Band gefunden?
Leon: Wir, die Brüder Leon und Levin, sind ganz, ganz, früh zur Musik gekommen. Eigentlich als man sein erstes Instrument bekommen hat. Wann war das? Vielleicht vor 15 Jahren oder so? Und dann haben wir schon immer direkt zusammen Musik gemacht, auch eigene Lieder. 2012 haben wir dann Luca kennengelernt und haben gemeinsam mit Sparkling angefangen.

Wann gab es für euch als Band den einen Punkt, an dem ihr gemerkt habt “Okay, das ist gar nicht so schlecht was wir hier machen, daraus könnte etwas werden”? Gab es diesen Moment oder war das eher ein fließender Übergang?
Levin: Ich würde sagen, das war eher so ein fließender Übergang. Leon und ich haben zusammen Musik gemacht und auch immer schon eigene Sachen. Mit Luca hat sich das dann nochmal weiterentwickelt: “Wir wollen jetzt richtig was schreiben und auch mal etwas aufnehmen”, alles einfach ein bisschen intensiver.

2016 kam die erste EP, letzten Freitag dann Euer Debüt-Album I Want To See Everything. Was hat sich musikalisch verändert und wie würdet ihr eure Weiterentwicklung beschreiben?
Leon: Bei der EP, die wir mit Moses Schneider gemacht haben, war es eine bewusste Reduktion auf Bass, Gitarre, Schlagzeug und Gesang, bei der wir bewusst nur diese vier Instrumente eingesetzt haben. Als wir angefangen haben für’s Album zu schreiben, war unser Tonus: Wir wollen uns keine Grenzen setzen und alles neu machen, quasi ein weißes Blatt Papier haben und mit allen Möglichkeiten, die es so gibt, einfach starten können und Musik machen. Dann haben wir auch mal mit Synthesizern, Drum-Machine und Drum-Computer was ausprobiert, aber auch mit pitched Vocals und so weiter. Wir haben uns einfach keine Grenzen gesetzt, aber das war auch ein organischer Prozess. Wir haben immer mal wieder eine Sache mehr eingesetzt und damit dann rumgebastelt. Es hat sich also auf jeden Fall etwas verändert, auch bei der Produktionsweise, wie wir das Album aufgenommen haben. Die EP haben wir rein live aufgenommen. Deswegen haben wir die auch mit Moses Schneider gemacht, weil er so ein Live-Aufnahme-Typ ist. Das Album haben wir nicht unbedingt live aufgenommen. Wir haben natürlich ein paar Sachen gemeinsam live aufgenommen, aber sonst haben wir das eher gestückelt aufgenommen. Das Album haben wir in London und in Düsseldorf aufgenommen. Dafür sind wir das ganze Jahr 2018 immer zwischen London und Köln gependelt. Wir waren also immer mal wieder für zwei Wochen da und haben dann aufgenommen, Sachen umgeworfen, an Songs gebastelt, dann waren wir wieder in Köln und haben da auch wieder etwas gemacht, dann wieder in Düsseldorf und haben da etwas verändert – so ging das eigentlich das ganze Jahr.
Es war also ein anderer Prozess als bei der EP, wo wir eigentlich alle Songs bereits fertig hatten und die dann live aufgenommen haben. Bei der EP war es dadurch natürlich auch ein kürzerer Prozess. Beim Album war alles intensiver, wir waren wirklich das ganze Jahr in diesen Songs intensiv drin.

Zwischen EP und Debütalbum habt ihr euch ja relativ viel Zeit gelassen – warum hat es so lange gedauert?
Leon: Eigentlich sehen wir das gar nicht als so eine lange Zeit an. Nach der EP sind wir 2017 durch Deutschland, Frankreich, England getourt. Wir waren die ganze Zeit unterwegs und haben super coole Sachen erlebt. Danach sind wir direkt ins Studio gegangen und waren auch das ganze Jahr dort, haben uns also voll darauf konzentriert. Die Zeit ging einfach super schnell vorbei.

Welche Künstler*innen haben Euch während Eurer Schaffensphase inspiriert? Welche Songs liefen rauf und runter?
Levin: So ganz speziell eigentlich nicht. Bei uns ist das eher so, wenn gerade ein neues Album rauskommt, was uns gefällt, hören wir das z.B. viel im Bus, wenn wir zu Konzerten fahren oder wenn wir irgendwas zusammen machen. Aber das sind dann immer Phasen. Ich könnte jetzt nicht ein Album oder einen Song nennen, der bei uns das ganze Jahr über lief.
Leon: Es ist auch so, dass wir super viele verschiedene Sachen haben, die wir gut finden, es ist jetzt nicht unbedingt, dass wir uns auf ein Genre festlegen: Wir feiern 80er Post-Punk, Hip Hop, v.a. den Flow und schöne Beats, aber es gibt auch dicke Pop-Sachen, die wir gut finden. Levin feiert zum Beispiel auch viel Jazz, deswegen haben wir ja auch öfters Jazz-Chords in unseren Songs. Es ist jetzt nicht, dass wir ein Musik-Genre die ganze Zeit hören, sondern die Alben, die wir dann hören, sind wirklich breitgefächert.

Ich finde, dass hört man bei eurer Musik auch raus, dass ihr nicht auf ein spezielles Genre fixiert seid, es ist einfach sehr abwechslungsreich.
Leon: Das ist gut, dass man das auch hört. (lachen)

Wenn wir nochmal kurz auf die Produktion vom Album zurückkommen, könnt ihr uns noch ein bisschen erzählen, wer daran beteiligt, hattet ihr besonders schöne Momente, oder auch einen Moment, der eher nicht so toll war – quasi eure Ups und Downs?
Levin: Ich würde sagen, es geht immer so ein bisschen hin und her. Zu dritt haben wir uns vorher schon Demos zurecht gebaut und sind damit dann ins Studio gegangen und haben dort mit unserem Produzenten Andy Ramsay (Drummer von Stereolab) alle Songs nochmal aufgebrochen und geschaut, welche Songs wir noch intensivieren können oder wie wir die verschiedenen Instrumente noch stärker hervorheben können. Das war immer so ein Push-Prozess, das wir uns gefragt haben “Wie können wir den Song noch besser machen? Wir können wir das noch mehr auf den Punkt bringen?”. Das waren wirklich Momente, in denen man gedacht hat ” Komm, mach noch mehr”, aber man weiß gar nicht wie man noch mehr geben kann, aber dadurch, dass wir uns alle sehr gut kennen und es mit Andy auch sehr gut funktioniert hat, hat es schlussendlich auch geklappt.
Leon: Ein schöner Moment war, dass wir in London immer bei Andy übernachtet haben, er hat dort ein schönes Haus. Morgens sind wir dann immer gemeinsam zum Studio gefahren und nachts dann wieder zurückgefahren. Das war ein schönes Gemeinschaftsgefühl die ganze Zeit über, auch bei der Platte. Das Lustige ist, wir haben bei der Platte deutsch und englisch gemischt und Andy ist auch halb Deutscher, er ist in Düsseldorf groß geworden. Dadurch gab es dann auch oft ein Mischmasch bei den Unterhaltungen.

Das passt sehr gut, darauf wollte ich nämlich auch nochmal zu sprechen kommen, in eurer Bandgeschichte und auch in euren Songs spiegelt sich eine gewisse Multikulturalität wieder. Eure Texte sind sowohl deutsch, englisch als auch Französisch und euer Album wurde unter anderem in London produziert. Wie kam es dazu?
Levin: Wir haben vor ein paar Jahren eine Zeit lang in London gewohnt. Dadurch gibt es eine Nähe zur Stadt. Wir sind immer wieder mal da gewesen und dadurch ist es dann so entstanden, wir wollten unbedingt mit Andy aufnehmen und der hat sein Studio dort. Da war es für uns klar, dass wir einen Teil dort aufnehmen.
Das Deutsch-Englisch-Französische kommt daher, dass dies die drei Länder waren, in denen wir in den letzten Jahren getourt sind und in denen wir auch Leute kennen. Frankreich ist auch nah an Köln dran, heißt es gibt auch schon eine geografische Nähe. Wir haben auch eine Co-Headliner Tour mit einer französischen Band gemacht, es ist eine starke Nähe da und das wollten wir auch alles in unser Album reinbringen, weil das zur Identität der Band Sparkling dazugehört. Deswegen auch diese drei Sprachen, die wir verwenden. Wir wollten das einfach noch klarer darstellen. Der Mischmasch aus Deutsch und Englisch ist auch daher entstanden, dass wir uns gefragt haben, wie wir eigentlich im alltäglichen Leben reden. In der Uni, z.B. bei mir in der Kunsthochschule haben wir Seminare, die nur auf Englisch sind. Aber wir haben auch Freunde, die nicht nur Englisch reden, aber gerade Deutsch lernen und dann spricht man mit denen mal so, mal so. Und das dann in unsere Songs miteinzubringen, war für uns ein logischer Schritt.

Ihr selber beschreibt euch als „preeminent blueprint of a truly European band”. Was ist Europa für euch und warum definiert ihr euch so?
Leon: Der erste Song auf unserem Album, in dem wir auch die drei Sprachen verwenden, ist eigentlich ein Song, in dem wir die europäische Freiheit zelebrieren bzw. zelebrieren wollen: Dass man die Freiheit hat überall hinzugehen und dass es einen kulturellen Austausch gibt und Zusammenhalt.

“I want to see everything / I want to see the world“ – Was wollt ihr noch unbedingt sehen von der Welt?
Levin: Schwierig. (lacht) Wir wollen mit unserem Album natürlich ganz viel touren und ganz viel rumkommen. Der Titel des Songs ist auch im Sinne von “Ich möchte alles verstehen” gemeint, dass man viele Erfahrungen macht, um das gesamte Konstrukt, zu verstehen.. Eine Facette davon ist z.B. der Song Alive, es geht darum, dass man wirklich starke Gefühle haben möchte. Das alles gehört so ein bisschen zu dem I want to see everything dazu.

In eurem Song The Same Again thematisiert ihr die stetigen – vielleicht sogar tristen- Wiederholungen des Alltags und die Frage, muss das eigentlich alles so sein, hat sich das gelohnt? Der Mensch scheint ein Gewohnheitstier zu sein und aus seinen Fehlern nicht zu lernen. Wie seht ihr das?
Levin: Genau das. Es ist ja auch mit einer gewissen Ironie geschrieben, dass man da auch rauskommen soll. Es ist doch irgendwie komisch, dass es so ist: Man tut die ganze Zeit das Gleiche und lernt daraus dann nichts. Warum?

Vor einigen Jahren war die Kölner Musikszene mit diversen Newcomer-Bands am Brodeln, derzeit wirkt es etwas ruhiger – wie würdet ihr die Szene beschreiben und was macht die Musiklandschaft Köln für euch aus?
Levin: Es ist total breitgefächert. Es gibt extrem viel: Es gibt z.B. Pop-Sachen, es gibt Krautrock-Sachen, es gibt einfach viele verschiedene Musikrichtungen. Ich finde, das ist das Besondere an der Kölner Musikszene. Auch dass Köln und Düsseldorf eine Krautrock-Geschichte haben, beeinflusst das ganze nochmal. Uns hat u.a. das, aber auch die Nähe zu der Szene und die Möglichkeit diese selber live zu erleben, beeinflusst. Es gibt einfach sehr viel und es ist sehr spannend in Köln.

Nachdem ihr seid eurer Debüt-EP ja schon recht lange umtriebig seid, seht ihr euch überhaupt noch als Newcomer oder wie würdet ihr euren aktuellen Beziehungs-Status mit der deutschen Musik-Szene beschreiben?
Leon: Ich würde schon sagen, dass wir noch Newcomer sind.
Levin: Auf jeden Fall!
Leon: Mit dem ersten Album ist man noch Newcomer würde ich sagen.

Was macht ihr, wenn ihr nicht gerade Musik macht?
Levin: Wenn wir zusammen sind, dann gehen wir auf Konzerte oder Ausstellungen, das ist so unser Ding. Tagsüber machen wir Band und abends schauen wir dann, was wir in Köln machen können – um den Ebertplatz gibt es ja immer viel.
Leon: Wir haben ja auch unser eigenes Label gegründet, da gibt es auch immer viel zu tun.

Was steht als Nächstes bei euch an?
Levin: Als nächstes kommt unsere I want to see everything-Release-Tour. Das ist eine Europa Tour, wir sind in Deutschland, England, Frankreich und Belgien unterwegs. Ab Ende Oktober gehts los und die geht bis Anfang Dezember. Wir freuen uns darauf die Songs jetzt live spielen zu können, wir sind gespannt, wie die Leute darauf reagieren werden.

Wie würde eure Bedroomdisco aussehen?
Levin: Es gibt ganz viel Sekt und es ist eine Hausparty mit einer Band, die spielt und alles wird abgerissen.
Leon: Viel Sekt und viele Betten.
Levin: Eigentlich so wie bei unserem Musikvideo zu The Same Again, das ist ja eigentlich so eine Betten-Landschaft und wir spielen darauf und alle Leute sind dabei.
Leon: Und dann mit dem Champagner-Brunnen von Champagne.

Sparkling Tour:
23.10. Uebel & Gefährlich, Hamburg
24.10. Rosenkeller, Jena
25.10. Atomino, Chemnitz
15.11. Maze, Berlin
16.11. Club Stereo, Nürnberg
17.11. Café Glocksee, Hannover
21.11. Dots, Göttingen
22.11. Gebäude 9, Köln
29.11. Lagerhaus, Bremen
30.11. Bedroomdisco, Darmstadt
01.12. Nr. z.P., Bielefeld

Liv

Für die Bühne hat es leider nicht gereicht, deshalb schreibt Liv jetzt einfach über Musik.

Mehr erfahren →