Das Jahr 1815 in Pennsylvania: Cy Bellman ist ein einfacher, gutherziger Mensch. Er verdient sein Geld mit der Zucht von Maultieren. Doch plötzlich änder sich für ihn alles. In einem Zeitungsartikel liest er von der Entdeckung immenser Tierknochen. Von nun an kann er an nicht anderes denken, als selbst diese Tiere zu sehen. Irgendwo im Westen müssen diese doch noch zu finden sein. Er entschließt sich seinem Traum nachzujagen und dafür ein großes Opfer zu bringen. Er lässt seine 10jährige Tochter Bess in der Obhut ihrer Tante zurück und macht sich auf den Weg. Die Zeit vergeht und Bess, komplett auf sich alleine gestellt, entwickelt sich langsam zur Frau, während ihr Vater im Westen ein Abenteuer erlebt, das sich völlig anders entwickelt als erwartet.
Carys Davies ist bisher eine eher unbekannte in dem Literaturbetrieb. 2015 wurde sie für The Redemption of Galen Pike mit dem Frank O’Connor International Short Story Award ausgezeichnet und legt mit dem Buch West ihr Debüt vor, welches in der englischen Originalausgabe schon sehr viel Lob einheimsen konnte, unter anderem als bestes Buch des Jahres der Sunday Times und des Guardian.
West entführt uns in den Wilden Westen und lässt diesen mit poetischen Bilder aufleben. Die Geschichte ist sehr kurz und schnell gelesen, die Wirkung aber außerordentlich. Im Prinzip erzählt die Autorin in zwei Handlungssträngen von der Sehnsucht aus seinem Leben auszubrechen und diesem nur irgendwie möglich eine Bedeutung zukommen zu lassen. Cy Bellman geht diesem Wunsch im Großen nach, seine Tochter im Kleinen. Beide haben mit ihren ganz eigenen Dämonen und Problemen zu kämpfen.
In dem Buch wird jeder Satz sehr sorgfältig gewählt und zwischen den Zeilen wird sehr viel vermittelt. Wer auf große ausufernde Erzählungen hofft, wird hier sicherlich enttäuscht. Ein ruhiger, in sich ruhender Roman, der sich langsam entfaltet. Ein beeindruckendes Debüt.
Carys Davies – West
Gebundene Ausgabe, 208 Seiten
ISBN: 978-3630876061
VÖ: 10. Juni 2019, Luchterhand Literaturverlag
20 Euro