COLD WAR KIDS – Interview

Foto-© Rodrigo Villordo

Nachdem 2006 ihr Album Robbers & Cowards erschienen ist und vor allem die Bloggerszene entzückte, gingen die Cold War Kids hierzulande als Geheimtipp und neue Sterne am Indiehimmel durch. Seither gönnte sich die Band um Sänger Nathan Willett wenig Pausen. Stetig wurde getourt, geschrieben und veröffentlicht. Nur 6. Studioalben später haben sie Bock auf etwas Neues. Jetzt erscheint mit New Age Norms 1 der erste Teil einer Trilogie. Die CWK-typischen eingänglichen Popmelodien und die unvergleiche, leicht schrille Stimme von Sänger Nathan Willet gibt es weiterhin zu hören, geändert hat sich aber trotzdem Einiges, wie er im Interview erklärt.

Euer letztes Album LA DIVINE erschien 2017. Warum nun jetzt die Idee mit der Trilogie?
Uns als Band gibt es nun seit über 15 Jahren. Obwohl wir immer noch gern miteinander spielen hatte sich in unser aller Leben so viel geändert, dass wir Lust auf eine neue, frische Arbeitsweise und ein Projekt hatten, das wir so noch nicht gemacht haben. Die Trilogie ist die perfekte Möglichkeit sich kreativ auszutoben, neue musikalische Ideen auszuprobieren und mit neuen Leuten zusammenzuarbeiten. Die Platten enthalten viel weniger Songs als z.B. ein Album, sind dafür aber alle ziemlich knackig weil nur Platz für unsere besten Ideen war.

Ist ein bei einer Trilogie nicht konstant die Gefahr, dass einem unweigerlich die Ideen ausgehen?
Genau das war vorher auch unsere Überlegung. In der Praxis ist es aber so, dass man jeden Teil der Triologie wie z.B. einen Freund betrachten kann. Geht man zu Freund Nr.1, hat man einen ganz anderes Gefühl und andere Gesprächsthemen als bei Freund Nummer 2, mit dem man nie Dinge unternehmen würde, die man mit Freund Nr.3 gerne macht. Dadurch entsteht eine organische Dynamik und eine Energie, die uns als Band sehr beflügelt hat.

Und? Was genau ist Freund Nummer 1 also für ein Dude, also, äh, New Age Norms 1?
Ein ziemlich verrückter, lauter…New Age Norms 1 ist ein ganz spezieller Mix aus Songs, die einfach mitreißen und Spaß machen. Es ist neu und frisch. Es wird groovy und cool (lacht). Und wir befassen uns mit Themen, die schon so lange im Kopf herumschwirren. Fine Fine Fine ist eine offizielle Akzeptanz-Rede ans Älterwerden. Haben wir durchgemacht, ist ok, ist gar nicht so schlimm. Complainer, 4th Of July und Tricky Devil schauen mit Bedenken und Mitgefühl raus auf die Welt und ihre Charaktere, versuchen Momentaufnahmen einzufangen und zu begreifen, was da eigentlich momentan außen- und innenpolitisch in den USA so los ist. Man könnte also nicht nur sagen, dass wir älter, sondern auch politisch-versierter geworden sind.

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Beyond the Pale ist mir nachhaltig im Ohr geblieben. In diesem Song geht es um die Erschöpfung und das Vermissen von Familie, Freunden und dem Partner, wenn man ständig auf Tour ist. Nach 15 Jahren einen Weg gefunden, damit am Besten umzugehen?
Auch nach 15 Jahren nicht wirklich, nein. Die Tatsache, monatelang nur aus dem Koffer zu leben und nicht zu wissen, was Zuhause eigentlich abgeht ist wohl immer komisch. Dazu kommt, dass sich das Leben auf Tour immer anfühlt, als würde man vorspulen: Alles passiert mit rasanter Geschwindigkeit. Jeden Tag eine neue Stadt, neue Menschen und ein neues Publikum. Dennoch haben wir als Band hart darum gekämpft genau diesen wunderbaren Beruf ausüben zu können und das zu machen, was wir leideschaftlich lieben. Insofern würde ich niemals tauschen oder was anderes machen wollen.
Beyond the Pale ist aber gerade wegen seiner schonungslosen Offenheit mein Lieblingssong auf New Age Norms 1. Ich habe mir schon beim Aufnehmen die Frage gestellt, ob sich jemand von so viel Ehrlichkeit wohl angegriffen fühlen wird.

Was hört eigentlich der Sänger der Cold War Kids selbst, wenn er kreativ arbeitet?
Moment, ich krame mal eben meine Spotify-Playlisten raus…Also, hier findet sich viel Leon Bridges und Bon Iver. Mura Masa und Frank Ocean liebe ich momentan auch. Was bei mir aber immer laufen kann sind die alten Klassiker wie die Rolling Stones und Iggy Pop. Die verlieren niemals ihren Hit-Faktor.

Apropos Hit: Ist das in Zeiten von Spotify beim Produzieren einer neuen Platte eigentlich Thema? Das Normieren von Songs um in Playlisten landen zu können?
Natürlich macht man sich als Künstler darüber Gedanken. Man ist nie immun gegen Eindrücke und Meinungen von außen. Für uns als Band war es jedoch immer wichtig, Abstand zu solchen Dinge zu bewahren. Letztlich führt es ja auch zu nichts Gutem: Am Ende hat man dann Songs vorliegen, denen so stark eine Norm aufgezwungen wurde, dass man sie weder auseinanderhalten, noch sich je wieder an sie erinnern kann. Wir probieren immer, jeden Song als eigenständiges Kunstwerk zu betrachten um genauso etwas zu verhindern.

Was kannst du denn schon über die noch kommenden Kunstwerke, also Trilogie-Teile 2 und 3 verraten?
Teil 2 wird roh und rockig und großartig. Und Teil 3 muss jetzt endlich fertig gestellt werden. So lange bewahre ich noch Stillschweigen.

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