I had to think about my oldest friends
Now, I no longer hang with them
And I can’t wait to be home again
I had a year that nearly sent me off the edge
I feel like a five, I can’t pretend
But if I get my shit together this year
Maybe I’ll be a ten
(Rex Orange County – 10/10)
Kein Wunder findet sich zwischen Public-Health-Bewegung, fernab von Meditation und Achtsamkeit, auch die entsprechende Gegenbewegung. Diese Gruppe aus Selbstzweiflern, Schwarzmalern und Pessimisten (selbst nennen sie sich wohl eher Realisten) fing erst leise, hinter verschlossenen Türen an zu rumoren. Doch schnell wurden die Forderungen, nach mehr Selbstwahrnehmung und Selbstbestimmung immer lauter. Dies mag erst negativ konnotiert sein, birgt es im Kern des Ganzen allerdings ein realistisches Bild auf sich selbst und letzten Endes auch auf die Welt. So ist es nicht verwunderlich, dass auch eine junge Generation an Musikern, wie der britische Singer-Songwriter Rex Orange County, sich diesem Thema widmen und wie er, sogar sein nun schon drittes Album Pony, das am 25. Oktober erscheint, danach ausrichten.
Der 21-jährige arbeitet dabei mit dem eigenen Spiegel, den er sich und seiner Hörerschaft, fein säuberlich verpackt zwischen optimistischen Beats, vorhält. Durchtrieben von zahllosen Gedankengängen entwickelte Alexander O’Connor, wie der Musiker mit bürgerlichen Namen heißt, schon mit dem Opener 10/10 sein ganz eigenes Tempo. Gewissenhaft formuliert er jedes Wort in den verspielten Texten so, dass auch keines untergeht.
Er erinnert sich dabei oft an die Veränderungen, die man im Laufe seines Lebens durchlebt, die Freunde die man hat, wieder verliert, aber auch das es immer Luft nach oben gibt, sich weiterzuentwickeln. Doch während man hin und wieder dazu verleitet wird sich wieder in eine O.C. California Szenerie begeben zu dürfen, wie bei vorherigen Songs wie Loving Is Easy, irrt. Was bleibt sind das flotte Piano und die sympathische teenagerartige Stimme, die Lyrics werden allerdings, wie in Laser Lights, wesentlich deeper, wie es O’Conners Generation Z wohl ausdrücken würde. Heraus kommt sentimentaler Pop, der in Pluto Projects seinen heimlichen Höhepunkt feiert. Die Platte wurde dabei von Rex Orange County in den Strongroom Studios in East London fast komplett selbst geschrieben und aufgenommen, wie auch schon die beiden vorherigen Platten bcos u will never b free und Apricot Princess.
Trotz der negativen Phasen, spielt er, merklich in Songs wie Never Had The Balls und Stressed Out, mit einer Art Disney-Romantik, die von einem eindringlichen instrumentellen Raum getragen werden. Und mit It’s Not The Same Anymore triumphiert er schließlich über sich und über das Erwachsenwerden. Die eigene Weiterentwicklung und die Möglichkeit seinen eigenen Weg zu finden stehen aber auch dabei immer im Fokus. Aber nur streng zu sich selbst zu sein, bringt einen am Ende meist nicht weiter. Vor allem die Chancen zu ergreifen, die einem selbst wichtig sind ist letzten Endes das Wichtigste.
Es wirkt fast, als hätte O’Conner das Album als Rechtfertigung produziert und aufgenommen. Als wolle er sich selbst besser verstehen und auch um von der Welt besser verstanden werden, ohne sich dafür zu schämen. Er wirkt nicht mehr so beschwingt, wie in seinen vorherigen Werken. Wahrscheinlich ist das die logische Konsequenz aus dem, wie sich sein Leben die letzten Jahre entwickelt hat. Zu hoffen ist dennoch, dass der Musiker, nun, wo er seinem Ärger freien Lauf lassen konnte, sich hin und wieder den angenehmen Dingen im Leben widmen kann.
Rex Orange County – Pony
VÖ: 25. Oktober 2019; Epic, Sony Music
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