Foto-Credit © Trevor Brady
“I’m complicated, I was raised by icons
Touched by saints, the power list
Scared and lost, cursed like novelty
Crushed and cracked, I’m powerless
Oh yeah, you go away, go away and I don’t mind
Yeah, you go away, go away, well, I’ll be fine
Bye, bye, bye, I still want you
Bye, bye, bye, I still need you
(Tegan and Sara – You Go Away And I Don’t Mind)
Eine Zeitreise in die 90er ist ab dem 27. September mit Tegan and Sara und ihrem nun schon neunten Album Hey, I’m Just Like You möglich. Die Inspiration zu diesem Werk, kam den Zwillingsschwestern aus Kanada im vergangenen Jahr, durch die Arbeit an den von ihnen kürzlich veröffentlichten Memoiren High School. Diese brachten sie nicht nur zurück in die frühere Zeit, sondern weckten vielmehr die Ideen und die Gefühle, die man als Heranwachsender hatte. Daher handelt es sich bei den Songs zumeist um alte Aufnahmen, die sie nun mit neuem Glanz versehen haben. Und damit spiegelt die Platte vor allem die Rückkehr zu den alten, punkigen Wurzeln der Schwestern wieder.
Mit Hold My Breath Until I Die startet das Album daher auch schon sehr melodramatisch, mit den Gedanken eines Teenagers, verzweifelt, doch nachvollziehbar. Man kann hier schon erahnen, wie die beiden über ihre alten Mixtapes gestolpert sind, um herauszufinden, dass sich alles, wie im Song Don’t Believe the Things They Tell You (They Lie), doch irgendwann alles zum Guten wendet. Gleichzeitig merkt man auch die musikalischen Vibes, die in dieser Zeit vorherrschten. So erinnert I Don’t Owe You Anything zu Beginn an frühere Rock-Klassiker, bis er schließlich in eine, auf dem gesamten Album vorherrschende, Popversion mündet. Elektronischer wird es schließlich We Don’t Have Fun When We’re Together Anymore. Dieser erinnert musikalisch schon eher an die zuletzt veröffentlichten Songs der Twins, textlich allerdings wieder angelehnt an die Jugend der zwei. Mit I’ll Be Back Someday liefern sie zudem ein nostalgisches Video, samt Nokia, im Retro-Style. Hello, I’m Right Here bietet schließlich eine gefühlvolle Ballade, die unterstützt durch Streicher und das klangvolle Klavier, den Schrei nach Aufmerksamkeit wiedergibt, den man so häufig in dieser Zeit empfand. You Go Away and I Don’t Mind stellt noch einmal sicher, welche äquivalenten Gefühle man hatte und spätestens hier wird klar: Wir haben doch alle das Gleiche durchgemacht.
Selten gelingt es Erwachsenen die erste Liebe so selbstverständlich zu umschreiben. Natürlich liegt es daran, dass sie das Leid, die Trauer und einfach das Erwachsen werden wirklich erlebt haben. Man zweifelt keine Sekunde an der Echtheit der 12 Songs. Auch schaffen sie trotz der 20 Jahre, die zwischen den Aufnahmen liegen, den Spagat zwischen der heutigen Zeit nahezu perfekt, ohne das damals Erlebte ins Lächerliche zu ziehen. Zudem arbeiteten fast ausschließlich mit Frauen wie Produzentin Alex Hope, die Tontechnikerinnen Rachael Findlen, Beatriz Artola, Emily Lazar, Annie Kennedy, Schlagzeugerin Carla Azar und Bassistin Catherine Hiltz, zusammen, die dem Werk noch mehr Authentizität verleihen. Eine gekonnte Hommage an das eigene Ich der 33-jährigen, die trotz der Zeitspanne ganz zeitlos daherkommt.
Tegan and Sara – Hey, I’m Just Like You
VÖ: 27. September 2019/ Universal Music
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