BECK – Hyperspace


Foto-© Citizen Kane Wayne

Faster, farther, longer, harder; I just want more and more; Beauty, light and crushing life; I just want to feel more and more.

(Beck – Hyperlife)

Über die Qualitäten dieses Mannes muss man nicht debattieren. Beck Hansen ist einer, der sich in der Geschichte des Rock, Folk, Country oder Blues auskennt und zeitgleich eine Beziehung zur Gegenwart herstellen und Weiterentwicklung bewirken kann. Er liebt die Idee der postmodernen Verwandlung heiß und innig. Bis heute weiß man im Vorfeld nie genau, was als Nächstes kommt. Und am Ende ist es fast immer gut oder besser.

Jetzt platziert sich der Kalifornier vor einer knallroten japanischen Chaise aus einer Zeit, als Nissan noch Datsun hieß. Die fernöstliche Überschrift passt dazu, doch die Musik hat überhaupt nichts mit J- oder K-Pop zu tun. Was sich in unserer Welt abspielt, egal in welchem Land, ist nicht von Belang. Beck kommentiert nichts. Irdische Realität empfindet er als uneventful, als ereignisarm. Trump, Brexit oder Klimawandel kommen nicht vor. Er genießt den Flug durch eine andere Dimension als Ausweg, als einzig mögliche Reaktion. Also heißt sein Album Hyperspace. Stilistisch durchstreift er ein Areal, das er bislang gemieden hat. Überspät inkludiert er Achtziger-Sound und Synthpop, keineswegs vom Indie-Winkel aus. In Die Waiting muss man sehr an die Grundharmonie aus U2s I Still Haven‘t Found What I‘m Looking For denken. Dass eine gewisse Cutting Crew in den USA mal einen Nr-1-Hit namens (I Just) Died In Your Arms hatte, hört man an der Melodie in Stratosphere. Zum Glück ist es nicht tumb, Beck bleibt selbst in prekären Momenten ein Feingeist.

Alleine hat er es nicht auf die Beine gestellt. Etwas überraschend taucht Pharrell Williams in gleich sieben Tracks als Hauptkollaborateur auf. Hören tut man das eigentlich nur in Saw Lightning. Hier kommt der Beat richtig in Gang und sorgt ein Blues-Lick für Aufregung. Ein bisschen Trap ist auch drin. Sonst geht es mehr um innere Ruhe. Um das gute alte Slacker-Gefühl. Es ist noch da, gerade im psychedelischen Chemical oder im Titelsong. Wann genau man sich alles am besten anhört, weiß Beck auch. „It‘s two in the morning, I‘m so in the moment“, murmelt er in Dark Places. Von der Idee her erinnert das an den ausgeruhten Vorvorgänger Morning Phase. Nur mit dem Unterschied, dass sich der Erzähler dieses Mal nicht wie ein Naturkundler aus dem Laurel Canyon, sondern wie ein Raumgleiter geriert.

Am Schluss versinkt unser Mann im Everlasting Nothing, unterstützt von Beatles-Flair und einem Hauch Country. Warum so pessimistisch? Beck steht nicht vor dem ewigen Nichts. Hyperspace klingt anders als Colors, es hat sich wieder etwas getan, verändert, erneuert. Zeichen der Zeit sind auch vorhanden. Will uns Elon Musk nicht bald einen Hyperloop andrehen? Und was tut Kevin Barnes von Of Montreal? Veröffentlicht im Januar ein von den 80s befeuertes Spaßding namens UR FUN. Auf seinem Cover ist ein alter Sportschlitten zu sehen, eine Little Red Corvette. Schon eine erstaunliche Parallelität. Unterschätzt Beck Hansen nicht als Leitgeber! He‘s not a loser, baby.

Beck – Hyperspace
VÖ: 22. November 2019, Capitol
www.beck.com
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