There’s a new wave on the way
There’s a new mood on the street
And there’s talk of Armageddon
Under the breasts on page three
And they’re singing shitty songs
About staying in bed all day
While the terraces say “Go home”
(Kele – Let England Burn)
Foto © AsiaWerbel
Zu erwähnen, dass der aus Liverpool stammende Kele Okereke ursprünglich mal das Zepter bei Bloc Party in der Hand hielt, muss man spätestens seit seiner ersten Soloplatte im Jahr 2010 The Boxer nicht mehr. Auch die beiden darauffolgenden Solo-Longplayer Trick und Fatherland zeichneten sich durch die nie enden wollende Energie des Künstlers aus, wobei er sich schon immer durch seine Vielseitigkeit auszeichnete. Das Jahr 2019 sollte aber eigentlich wieder unter der Flagge von Bloc Party laufen, die mit ihrer Silent-Alarm-Tour im Juni für drei Konzerte nach Deutschland kamen, um ihr musikalisches Banquet von 2005 zum Besten zu geben.
Und während man noch still und leise Compliments in den Ohren rauschen hörte, kündigt Kele auch schon seine neue LP 2042 an, die am 08. November erschienen ist.
Erwartet hatte man, wie schon 2017 auf Fatherland zu vernehmen, eher ruhigeren Folk, überzeugt wird man jedoch von einer Bloc-Party-esken Energie. Und schon kommt das Super in das Wort Superstar. Denn in seinem mittlerweile vierten Solo-Album übernimmt er ganz einfach all das, was er in den letzten Jahren schon vorsichtig, oder weniger vorsichtig, ankündigte. Einflüsse von Bloc Party, Offbeat-/Dub-Elemente, African Drums, aber auch die thematische Tiefe von Fatherland, knüpft er gezielt zu einem musikalischen Flokati.
Dabei spielt die Rassenthematik eine zunehmend große Rolle in seinen Stücken. Selbst glaubte er sich davon irgendwann frei machen zu können, stieß mit seinen 38 Jahren doch immer wieder darauf. Und so platze es schon in Jungle Bunny, dem Opener der Platte, aus ihm heraus und man merkt nicht nur textlich, wie wichtig ihm das Thema ist. Er sieht sich in der Verantwortung, als schwarzer Entertainer, diesem Thema ein Gesicht zu geben und leiht zudem seine facettenreiche Stimme. Politisch geht es auch in den darauffolgenden Songs weiter. In St Kaepernick Wept geht es beispielsweise um Polizeigewalt gegen People of Color, wobei er sich dabei auf NFL-Spieler Colin Kaepernick bezieht, der 2016 wegen seines Hymnenprotest für eine politische Debatte sorgte und mittlerweile nicht nicht mehr bei der NFL spielen darf. A Day Of National Shame greift die gleichnamige Rede des Labour-Abgeordneten David Lammy im britischen House of Commons auf, in der er die Regierung nach den Gründen fragt, wie man die Behandlung von Einwanderern der Windrush-Generation begründet. Er forderte darin Innenminister Amber Rudd auf, sich für die drohende Abschiebung einiger Personen zu entschuldigen, die als Kinder aus dem Commonwealth kamen.
Aber nicht nur politisch engagiert sich der Brite. Drumelemente, gemischt mit modernem Funk untermalen den dick aufgetragenen Bass. Die ungeschminkte Wahrheit wird in Catching Feelings und Ocean View in sphärische Klangwelten gepackt und geben viel von den persönlichen Begegnungen des Künstlers preis. Soviel, wie man wohl noch nie von ihm zu Ohren bekommen hat. Er versprüht dabei eine ganz eigene Gefühlswelt, die manchmal schwer zu greifen scheint. Durch die verschiedenen Stilrichtungen, Metaphern und persönliche Erlebnisse, schafft er aber wieder den Bogen zu spannen und verliert dabei nicht das Ziel, die Menschen mit seiner Message zu erreichen, aus den Augen.
Mic drop.
Kele – 2042
VÖ: 08. November 2019/ KOLA Records
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