Foto-© Desiree Rousseau
Sometimes my love feels too big for my body,
So I have to let it go.
(Will Samson – The Smallest Sliver)
Mit Paralanguage bringt der gebürtige Brite und Wahl-Brüsseler Will Samson sein insgesamt fünftes und gleichzeitig erstes Album bei Wichita Recordings heraus. Wie gewohnt zwischen Folk, Ambient und Songwriter überrascht er uns musikalisch kaum. Sicherlich ist es mit Animal Hands sein bisher elektronischstes Album, aber das ist ja 2019 ebenfalls nicht ganz überraschend.
Spannend ist der bemerkenswerte Kontext, in dem die Entstehung des Albums eingebettet ist: Der Begriff Paralanguage bezieht sich auf sämtliche körperliche Aspekte der Kommunikation, die über das eigentliche gesprochene Wort hinausgehen. Diese Art der körperlichen Auseinandersetzung mit sich selbst und seiner Umwelt brachte Samson in der Bewältigung des Todes seines Vaters nach schwierigen Zeiten endlich voran. Nicht zuletzt halfen ihm dabei auch Erfahrungen mit Psilocybin, die er als Inspiration für das Album anführt. So intensiv und auch belastend sich dieser Aufriss anhört, so spiegelt sich dies auch in den 8 Songs wider, die Samson mit Unterstützung von u.a. Beatrijs De Klerck und Ben Lester in seinem Homestudio in Brüssel aufgenommen hat.
Wie sich schon im sehr meditativen Opener Calescent ankündigt, setzt Samson auf minimalistische elektronische Beats, Synthies und hier und da, De Klercks verzerrte Geige. Die Gitarre kommt diesmal seltener, aber ebenfalls zum Einsatz, zum Beispiel auf der wunderschönen Ballade Flowerbed, die Samson selbst als seinen besten Song bisher bezeichnet. Dieser, sowie auch der zweite gitarrenlastige Song, Ochre Alps sind nach seinen Angaben unter Mikro-Dosierungen von sinneserweiternden Substanzen entstanden, was spannend ist, da grade diese beiden Songs besonders klare Strukturen zeigen; auf der anderen Seite aber auch besonders ins Herz gehen. Besonders hebt sich außerdem The Human Mosaic ab, ein pures und träumerisches Ambient Stück mit allerlei Streichern und Sysnthesizern. Wie auch einzelne der restlichen Stücke, trägt dieses etwas ganz besonders Hoffnungsvolles und Starkes in sich, das sich auch ohne Samsons besonders sanfte hohe Stimme, wohlig breit macht und für die Geschichte des Albums spricht und dass der Musiker Wege findet, das traumatische Erlebnis des Verlustes eines geliebten Menschens zu verarbeiten.
Am Ende landet Samsons Fünftwerk irgendwo zwischen Sufjan Stevens, S. Carey und Novo Amor mit verstärktem Hang zur Elektronik und Experiment. Es gibt starke und schwache Momente, aber insgesamt gab es den Sound des Albums in den letzten Jahren schon oft. Schade ist, dass das zunächst von Samson separierte Gewand des puren Folk und der experimentellen Elektronik der letzten Alben nun zu einem geworden ist, das sich nun in seinen einzelnen Bestandteilen abgeschwächt, weniger von der Masse abhebt. In die Melancholie Playlist schafft es das ein oder andere Stück sicherlich trotzdem.
Will Samson – Paralanguage
VÖ: 06. Dezember 2019, Wichita Recordings
www.willsamson.co.uk
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