Foto-© Christoph Kassette
Hier steh ich an der Tafel
Keine Antwort auf jede Frage
Eingesperrt in mir selbst
Weggesperrt vom Rest
In der Welt der vergessenen Dinge
(Balbina – Weit Weg.)
Vertieft in ihrer ganz eigenen Welt, verzückt die Berliner Musikerin Balbina ab dem 10. Januar mit ihrem nun schon vierten Album Punkt.. In Neukölln, als Tochter polnischer Einwanderer aufgewachsen, widmete sie sich schon seit Kindertagen der Macht von Worten und hält bis heute an ihrer kindlichen und weltoffenen Sicht der Dinge fest. Aber auch die Einsamkeit, die sie als Bücherwurm aus ihrer Kindheit kannte, brachte sie dazu, sich in ihrer eigenen Welt zu verstecken und in Musik für alle zu verpacken.
In der Berliner Deutsch-Rap-Schmiede Royal Bunker schaffte sie es Anfang der 2000er schließlich, sich als eine von wenigen Frauen durchsetzen und ihre bildhafte Sprache brachte ihr 2018 den Deutschen Musikautorenpreis als beste Texterin. Mit ihrem eigenen Facettenreichtum feiert man sie seit jeher als Paradiesvogel der hiesigen Musikbranche. Auch mit Punkt. präsentiert sie wieder so ein schillerndes Werk, das sich nicht in eine Schublade stecken lässt. Sie verlässt sich dabei ganz auf ihre Intuition und das Gesamtkonzept spielt immer die vorherrschende Rolle.
Mit dem Opener Hinter der Welt. eröffnet sie die Platte mit einem emotionalen Stück, bei dem sie sich zwischen tiefgründigen Texten und synthetisch erzeugten Klangwelten bewegt. Erstmals nicht nur auf Deutsch, sondern auch auf Englisch. Gefolgt von Weit Weg. lässt sie an der Erfahrungswelt eines Migranten-Kindes teilhaben – ein bewegendes Stück, dass heute so sehr an Wichtigkeit besitzt, wie auch schon damals. Mit Sonne. interpretiert sie, neben ihren eigen Werken, den Rammstein-Klassiker neu und lässt ihre Emotionen durch die Musik sprechen. Während sie sich sonst mehr durch ihre eigenen Stücke auszeichnet, hatte sie in diesem Song zu sich selbst gefunden.
Gehetzt und energiegeladen, dafür musikalisch vielschichtiger, als noch bei ihren Vorgängern, schließt sie mit dem Stück Machen. das Album ab. Dies ist vor allem so passend, wenn man bedenkt, dass Balbina bei der Produktion der Platte alles auf eine Karte gesetzt hat, um nicht jede kreative Entscheidung vor anderen verteidigen zu müssen. Das Ergebnis Punkt. erscheint nun auf ihrem eigenen Label Polkadot. Damit hat sie ein tiefgründiges und voller Schwermut gepacktes Werk geschaffen, dass die schonungslose Vergänglichkeit des Seins wiederspiegeln soll. Die Themen, die darauf behandelt werden sind vielschichtig und aktuell, doch auch durch einen undurchdringbaren Schleier überzogen, der es teilweise unmöglich macht bis in die Tiefe vorzudringen. Was man jedoch merkt: Balbina ist da und weiß jetzt, was sie will. Ein wichtiger Schritt für sie, mit dem sie sich auch in Zukunft Gehör verschaffen wird. Punkt.
Balbina – Punkt.
VÖ: 10. Januar 2020, Polkadot
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