DER HONIGGARTEN – Filmkritik

Foto-© capelight pictures / Neil Davidson

You can tell them your secrets

(Jean – Honiggarten)

Wer mit einem Geheimnis leben muss weiß, welche Last das häufig bedeutet. Vor allem wenn die Aufdeckung des Geheimnisses soziale Isolation, Verachtung und Gewalt mit sich bringen würde – wie zum Beispiel im Falle der eigene Homosexualität im Schottland der 50er Jahre. Mit Der Honiggarten erzählt Regisseurin Annabel Jankel die Geschichte zweier Frauen und ihrer Liebe zueinander.

Lydia (Holliday Grainger) und ihr Sohn Charlie (Gregor Selkirk) haben es in dem kleinen schottischen Ort Britain nicht wirklich leicht. Charlie wird immer wieder Opfer von Prügelattacken seiner Mitschüler und Lydia arbeitet den ganzen Tag in einer Stofffabrik, wodurch sie nicht mal genug Geld für die Miete verdient. Als sie dann auch noch von ihrem Mann Robert (Emun Elliott) verlassen wird, scheint die Lage aussichtslos und die beiden wissen nicht, wohin. Rettung finden sie bei der neuen Landärztin Dr. Jean Markham (Anna Paquin), die Charlie und seine Mutter bei sich aufnimmt und schnell zur einzigen Freundin der beiden wird. Während der kleine Junge seine Leidenschaft für Bienen entdeckt – Dr. Markham hat drei Bienenstöcke in ihrem Garten – entwickelt sich zwischen Jean und Lydia eine ganz andere Leidenschaft. Eines Tages findet Charlie heraus, dass seine Mutter und seine neue Freundin eine Beziehung führen und erzählt es seinem Vater. Das führt dazu, dass nun das ganze Dorf Bescheid weiß und die beiden sich andauernden Angriffen ausgesetzt sehen. Schnell wird beiden Liebenden klar, dass sie sich zwischen Heimat und Beziehung entscheiden müssen.

Annabel Jankel verpasst mit ihrem Film die Chance, ein intimes Drama über eine verbotene homosexuelle Beziehung zu drehen und verheddert sich in zu vielen Handlungssträngen. Den Sohn Charlie als Indikator zu nutzen scheint zuerst eine schöne Idee, jedoch entsteht im Laufe des Films eine Unentschlossenheit darüber, ob nun der kleine Junge und sein Umgang mit dem Geheimnis oder die Beziehung von Lydia und Jean wichtiger ist. Beide Erzählungen drängen sich immer wieder in den Mittelpunkt. Hätte die Geschichte des Sohns etwas weniger Raum eingenommen, wäre mehr Platz für den inneren Prozess von Lydia gewesen und ihre Zuneigung für Jean käme nicht einfach so aus dem Nichts. Dabei bietet ihre Figur so viel Potenzial mit der gescheiterten Ehe, der alleinigen Erziehung und ihrer Homosexualität im Schatten der Zeit. Was Lydia an Tiefgang fehlt lässt sich aber bei Jean Markham finden. Anna Paquin überzeugt mit ihrer Darstellung auf ganzer Linie und gibt ihrer Figur die richtige Mischung aus Ambivalenz, Leidenschaft und Charisma. Der Honiggarten schafft es leider letztlich nicht, seiner Thematik gerecht zu werden, zaubert an manchen Stellen danke Anna Paquin aber dennoch ein Lächeln auf das Gesicht.

Tell It to the Bees (UK 2018)
Regie: Annabel Jankel
Darsteller: Anna Paquin, Holliday Grainger, Emun Elliott, Kate Dickie, Lauren Lyle
Heimkino-VÖ: 10. Januar 2020, Capelight Pictures

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Julius Tamm

Hat irgendwas mit Medien studiert, schaut gerne Filme und schreibt auch noch drüber. Autor bei bedroomdisco, FRIZZ Darmstadt, hr-iNFO Online und hessenschau Social Media.

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