At least the devil pays me
At least he pays me well
He says to me as he rolls into a Super 8 Motel
The day you lost your eyesight
Is the same day I gained mine
And I can feel the permanence start swarming in my mind
(Georgia Maq – Driving Blind)
Als die Frontfrau der australischen Punkband Camp Cope am 6. Dezember unangekündigt ihr erstes Soloalbum Pleaser veröffentlichte, gab es zwei große Überraschungen: Statt über politische Aufreger singt Georgia McDonald, wie die Australierin mit griechischen Wurzeln wirklich heißt, über Liebe. Und das klingt weder punkig noch laut, sondern sehr synthiepoppig und leicht. Die Frau, die mit ihrem Song The Opener mit der patriarchischen Musikindustrie abrechnete und bekannt ist für klare Statements über Politik, Unterdrückung und Feminismus hat ein Album geschrieben, das eher an Robyn und Carlie Rae Jepsen denken lässt als an The Smith Street Band, mit denen Camp Cope oft verglichen wird.
Georgia Maq zeigt auf ihrem Soloalbum eine völlig andere Seite. Sie hat Gesangsstunden genommen, hatte keine Lust mehr auf Schreien und negative Themen. Geblieben sind ihre Energie und ihre markante Stimme. Maq ist nicht die beste Sängerin, aber hat einen ungewöhnlich hohen Wiedererkennungswert. Diesen setzt sie in einer fast vollständig von Synthesizern bestimmten Umgebung ein. Eine dramatische Veränderung, unterstützt durch die ProduzentInnen Katie Dey und Darcy Baylis.
Erinnert der Opener Away From Love mit der eingängigen Mischung aus relativ monotonem Gesang und leiser (!) elektrischer Gitarre noch vage an bekannte Gefilde, wird die Kehrtwende spätestens beim zweiten Song deutlich. Die 80er-Jahre-Rhythmen überzeugen vor allem auf dem clubbigen, treibenden Driving Blind und dem experimentellen Like I Do, das relativ entspannt beginnt und eine tolle Klimax zum Refrain hinlegt, aber trotz der positiven Lyrics düsterer klingt als die anderen Tracks. Im Gegensatz dazu steht der Titeltrack Pleaser als fast schon euphorischer Moment der Selbstreflexion einer toxischen Beziehung. Dass Maq eine herausragende Songwriterin ist und auch im Pop ihre scharfe und oft ironische Beobachtungsgabe einsetzt, wird spätestens bei Big Embarassing Heart deutlich, wo es vor Synthieklangflächen heißt: “I will run to you with open arms and only hold myself.” Leider bleiben die Songs an einigen Stellen zu repetitiv, man hat das Gefühl, im Chorus und in Maqs Stimme fehlt der letzte Kick, der letzte Schritt. Besonders deutlich wird das in ruhigen Songs wie Like a Shadow. Die sonst superpräsente Maq wirkt immer wieder gedämpft.
Pleaser ist ein Popalbum, das Spaß macht und nicht an der Oberfläche bleibt, aber oft nicht den letzten Schritt geht. Tracks wie Driving Blind oder Like I Do sind jedoch echte Pop-Juwelen. Georgia Maq ist eine Musikerin, deren Wiedererkennungswert in der Stimme und schonungslose Beobachtungsgabe auch im Transfer zum Synthie-Pop brillieren.
Georgia Maq – Pleaser
VÖ: 06. Dezember, 2019, Run For Cover
https://georgiamaq.bandcamp.com
www.instagram.com/goldsoundz_