GLORIA: DAS LEBEN WARTET NICHT – Filmkritik

Manchmal bin ich glücklich, manchmal nicht…

(Gloria – Gloria: Das Leben wartet nicht)

In der heutigen Zeit gibt es den üblichen einfachen Familienweg nicht mehr und nur weil man sich verliebt, zusammen lebt und Kinder in die Welt gesetzt hat, heißt es nicht gleichzeitig, dass man für immer ein Paar bleibt. Und so hat mittlerweile auch Hollywood erkannt, dass sich die meisten Liebesgeschichten entweder in seichter RomCom-Form an noch verklärte Teens richten oder eben mit einem negativen Twist versehen ins Drama-Bereich hereinragen – wie etwa bei Blue Valentine. Gloria: Das Leben wartet nicht setzt nach der Romanze oder sogar nach der Beziehung und den Kindern an – also Coming Of 50+ Age so zusagen. Wir haben uns den Film zum Heimkino-Release noch mal angeschaut!

Gloria (Julianne Moore) hat ein geregeltes Leben, ist die Mutter zweier erwachsener Kinder und Oma eines Enkels. Tagsüber hat sie einen Bürojob bei einer Versicherung und Abends geht sie regelmäßig zu Single-Partys. Dort trifft sie Arnold (John Turturro), der genauso wie sie geschieden und Single ist. Doch da die beiden Mitten im Leben stehen wird die aufkommende Romanze schon sehr bald einem Realitätscheck unterzogen, denn beide bringen auch aufgrund ihres bisherigen Lebens eine Art Rucksack mit…

Der Oscar-prämierte chilenische Regisseur Sebastián Lelio (Bester fremdsprachiger Film für Eine fantastische Frau 2018) setzte für Julianne Moore seinen 2013er Film Gloria, für den die damalige Hauptdarstellerin Paulina García bei der Berlinale 2013 mit dem Silbernen Bären als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet wurde, neu um und versetzt die Handlung mal eben aus Chile nach Los Angeles. Und Moore ist es auch, die die Neuinterpretation trägt und die in gefühlt allen Szenen auftaucht, um ihn emotionale Tiefe zu verleihen. Abseits von ihr scheint alles nur Beiwerk, weshalb auch der blasse John Turturro und seine noch blassere Rolle keinen wirklich Eindruck hinterlassen und man sich als Betrachter schnell fragt, warum die an sich starke, wenn vielleicht auch etwas einsame und von ihrer Familie größtenteils nicht mehr gebrauchte Gloria sich so an eine lose Bekanntschaft binden will. Aber auch darüberhinaus fällt es Lelio schwer dem hochgelobten Original neues Leben einzuhauchen, worauf er den Film eher mit Plattitüden, kurzweiligen Karaoke-Einlagen von Moore, die sehr flach ihre Gefühlswelt offenbaren, und einem abrupten Ende eher belanglos abfertigt…wäre da nicht Julianne Moore, die halt eben immer gut ist und jegliche Gefühlsregung auf den Punkt inszeniert bekommt und der man einfach immer gerne zuschaut.

Gloria Bell (USA 2018)
Regie: Sebastián Lelio
Darsteller: Julianne Moore, John Turturro, Michael Cera, Caren Pistorius, Barbara Sukowa, Rita Wilson
Heimkino-VÖ: 27. Dezember 2019, Alive AG

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Dominik

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