KINGDOM – Filmkritik

 Nur unser Schwert bringt uns hier raus

 (Piao – Kingdom)

Im alten China, zur Zeit der Streitenden Reiche. Die beiden Jungen Xin (Kento Yamazaki) und Piao (Ryo Yoshizawa), als Sklaven geboren und an den gleichen Landwirt verkauft, wachsen auf wie Brüder. Gemeinsam beschließen sie den einzigen Ausweg aus der Sklaverei zu beschreiten – den Weg des Schwertes. Unerbittlich und mit viel Elan aber ohne Lehrmeister trainieren die beiden um der mächtigste Kämpfer und somit der mächtigste General des Landes zu werden. Herangewachsen zu jungen Männern und beeindruckenden Kämpfern, wird Piao durch einen Zufall in den Dienst des Kaisers aufgenommen. Nach einem vermeintlichen Attentat auf Piao macht Xin sich auf seinen besten Freund zu rächen und ihren gemeinsamen Traum zu verwirklichen…

Je nachdem wie tief man sich mit der Materie beschäftigt, ist man ignorant, verwirrt oder wenig überrascht ob der Tatsache, dass hier eine, bis auf die Schauplätze, rein japanische Produktion tief in die chinesische Historie eintaucht. Fakt ist, dass die chinesische Historie seit jeher ein beliebtes Thema in der japanischen Popkultur ist und genau da ist Kingdom zu verordnen. Eine durch und durch japanische, romantisierte und stilisierte Anime/Videospiel-artige Verfilmung der ohnehin schon romantisierten chinesischen Geschichte. Der Verzicht auf Fantasiewesen ist das einzige was Kingdom gerade noch so in der Realität hält und auch hier kann man bei mindestens zwei der auftretenden Kämpfern drüber streiten, ob sie noch menschlich sind. Wer sich darauf einlässt, bekommt eine gelungene quasi Realfilmversion der seit Playstation 2 erfolgreichen Dynasty Warrior– Spieleserie, mit mehr Fokus auf Zweikampf, denn auf Massenschlachten. Regisseur Shinsuke Sato hatte schon 2001 mit Princess Blade, allerdings in japanischem Setting, bewiesen, dass er Action im historischen Gewand inszenieren kann und überzeugt auch dieses Mal. Die Effekte sind nahezu auf Hollywood Niveau und – was für das Genre viel wichtiger ist – die Martial Arts- Kämpfe überzeugen ebenfalls. Auch wenn die Tonalität eher auf dem Marvel-Level ist, haben die Kämpfe eine angenehme Härte und ein paar Blutfontänen, die auch einem Samurai- Film gut zu Gesicht stehen würden.

Wem der Großteil der hier genannten Referenzen nichts sagt, der wird bei Kingdom sicher irritiert, aber unter Umständen trotzdem gut unterhalten sein. Denn, stört ihr euch nicht an dem japanisch typischen Overacting und habt Lust in die fiktive Historie Chinas einzutauchen, solltet ihr Kingdom ruhig eine Chance geben.

Kingdom (JP 2019)
Regie: Shinsuke Sato
Besetzung: Kento Yamazaki, Ryo Yoshizawa, Masami Nagasawa, Kanna Hashimoto, Kanata Hongo
Heimkino VÖ: 24. Januar 2020, Capelight Pictures

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Malte Triesch

Malte wuchs im idyllischen Lilienthal, direkt an der Grenze zu Bremen, der schönsten Stadt im Norden Deutschlands, auf. Seine frühesten Film-Erinnerungen ist, auf dem Schulhof in der neusten TV Movie alles anzustreichen was gesehen und aufgenommen werden muss. Da die Auswahl an Horrorfilmen hier doch recht be- oder zumindest stark geschnitten war entdeckte er Videotheken für sich bzw. seine Mutter, da man diese ja erst ab 18 betreten durfte. Wenn er nicht gerade Filmreviews schreibt ist er wahrscheinlich im (Heim-)Kino oder vor dem Mikrophon für den OV Sneak Podcasts, SneakyMonday.

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