Kinotipp der Woche & Kritik: QUEEN & SLIM

“Thank you for this journey, no matter how it ends.”

(Queen/Angela: Queen & Slim)

Auf der Heimfahrt von ihrem erfolglosen Tinder-Date geraten Ernest (Daniel Kaluuya) und Angela (Jodie Turner-Smith) wegen einer Lappalie in eine Polizeikontrolle. Die von Anfang an sehr angespannte Stimmung zwischen dem farbigen Pärchen und dem weißen Cop entlädt sich in einem unübersichtlichen Handgemenge, an dessen Ende der Polizist tödlich verletzt wird. Davon überzeugt keinen fairen Prozess zu bekommen, begeben sich die zwei auf eine zunächst planlose Flucht durch die USA.

Der oft gezogene Vergleich zu Bonnie & Clyde wird dem Film nicht gerecht. Ein Mann und eine Frau begehen ein Verbrechen und sind daraufhin auf der Flucht vor der Obrigkeit. Damit sind die parallelen auch schon aufgebraucht. Queen & Slim ist ganz bewusst ein sehr sperriger Film. Auf über zwei Stunden fast dialoglosem Roadtrip verteilen sich wenige oft beklemmende Szenen, die verschiedene Aspekte von Rassismus und einer de facto Zweiklassengesellschaft thematisieren. Dabei prangert der Film die Probleme an, bietet aber keine Lösungsansätze. Was ein wenig die Rolle der beiden Protagonisten spiegelt. Diese werden im Laufe des Films völlig unfreiwillig Symbol einer Bewegung gegen Polizeigewalt und für Gleichberechtigung. Die Namen der beiden Protagonisten bekommt der Zuschauer dabei erst gegen Ende des Films im Zuge einer beiläufig laufenden Nachrichtensendung im Wohnzimmer ihrer Verwandten präsentiert und ihre Spitznamen Queen und Slim werden nie ausgesprochen. Wo der Film klassische Charakterzeichnung ausspart, werden die unterschiedlichen Perspektiven der beiden Protagonisten auf die politische Umwelt von Szene eins an klar herausgearbeitet. Ernest ist politisch unmotiviert, akzeptiert seine Umwelt, versucht sich unterzuordnen und zu arrangieren, Angela hingegen begehrt gegen das System auf und prangert die Missstände an. Wo die beiden eingangs schier nichts gemeinsam zu haben scheinen, bewegen sie sich persönlich wie auch politisch im Laufe des Films aufeinander zu. 

Am Ende des Films ist zwar nichts gelöst, aber mit den beiden ein Symbol des Widerstands geschaffen. Da sie keine öffentlichen Statements abgeben werden sie für die Massen eine Projektionsfläche der eigenen politischen Gesinnung, obgleich ihr Handeln keinerlei politische Motivation beinhaltet, sondern nur dem Selbstzweck dient. Ein Ziel, das sich vermutlich auch Debut Regisseurin Melina Matsoukas mit dem Film gesteckt hat. So eingängig wie das sehr stylische Poster, der coole Titel und der gut geschnittene Trailer ist das Gesamtepos jedoch nicht, muss es aber auch nicht sein. Denn der Film bietet ebenfalls keine Lösungen an, sondern eine Parabel, die zum Nachdenken anregt. Wer sich für die Thematik interessiert, und sich mit der unausgesprochen aber klar erkennbaren politischen Agenda arrangieren kann, sollte Queen & Slim eine Chance geben.

Queen & Slim (US 2019)
Regie: Melina Matsoukas
Cast: Daniel Kaluuya, Jodie Turner-Smith, Bokeem Woodbine, Cloe Sevigny, Flea
Kinostart: 09. Januar 2020

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Malte Triesch

Malte wuchs im idyllischen Lilienthal, direkt an der Grenze zu Bremen, der schönsten Stadt im Norden Deutschlands, auf. Seine frühesten Film-Erinnerungen ist, auf dem Schulhof in der neusten TV Movie alles anzustreichen was gesehen und aufgenommen werden muss. Da die Auswahl an Horrorfilmen hier doch recht be- oder zumindest stark geschnitten war entdeckte er Videotheken für sich bzw. seine Mutter, da man diese ja erst ab 18 betreten durfte. Wenn er nicht gerade Filmreviews schreibt ist er wahrscheinlich im (Heim-)Kino oder vor dem Mikrophon für den OV Sneak Podcasts, SneakyMonday.

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