RAMBO: LAST BLOOD – Filmkritik

I’ve lived in a world of death.

(John Rambo – Rambo: Last Blood)

Nachdem ihn der Krieg fast 40 Jahre lang immer wieder und wieder eingeholt hat, lebt der ehemalige Green Beret John Rambo (Sylvester Stallone) zurückgezogen auf der Farm seines verstorbenen Vaters in Arizona. Die einzige Verbindung zu der Außenwelt ist seine Haushälterin Maria (Adriana Barraza) und ihre Enkelin Gabrielle (Yvette Monrea), welche für ihn eine Art Ziehtochter geworden ist. Als Gabrielle auf der Suche nach ihrem leiblichen Vater in Mexiko verschwindet, wird John erneut von seiner gewalttätigen Vergangenheit eingeholt. Denn die Suche nach Gabrielle zieht ihn in einen Strudel aus Drogen und Menschenhandel und verwickelt ihn in einen Kampf gegen die Zeit – um ihr Leben und gegen seine inneren Dämonen.

Nachdem Rambo auf der Leinwand bereits viermal gegen seinen Willen in gewalttätige Konflikte und Kriege gezogen wurde, wünscht man ihm, hier sichtlich vom Alter gezeichnet, mehr denn je eigentlich, dass der Film den Status Quo, der zu Beginn etabliert wird, hält. John lebt zurückgezogen und hat endlich einen Platz gefunden, an dem er sich ganz darauf konzentrieren kann seinen Frieden zu finden. Aber Darsteller und Co-Autor Sylvester Stallone gönnt ihm den mehr als verdienten Ruhestand noch nicht und hat entgegen der ursprünglichen Aussage auch schon bekundet, dass Last Blood bei entsprechendem Erfolg nicht der letzte Rambo Film bleiben soll. Wo Stallone bei der Figur von Rocky mit Creed einen sehr eleganten, langsamen und vor allem qualitativ hochwertigen Ausstieg aus dem Franchise geschafft hat, fällt ihm dies bei Rambo also anscheinend schwerer. Wobei man sagen muss, dass die Rolle absolut altersgerecht umgesetzt ist und Stallone als kriegsgezeichneter Ex-Soldat zu keinem Zeitpunkt unglaubwürdig ist. Oder zumindest nicht unglaubwürdiger als dies in den vergangenen Rambo Filmen der Fall war. Denn eine realistische Darstellung des Krieges bot das Franchise nie. Der zweite große Kritikpunkt an dem sich die Medien neben Stallones Alter reiben ist, dass Rambo nicht in einen so realen Konflikt, wie im Film dargestellt, passt. Man hat sich einen fiktiveren, klaren Schwarz/Weiß-Konflikt mit einem epischen Kriegsschauplatz wünscht, damit man die Gewaltexzesse ohne Reue genießen kann. Diesen Komfortfaktor bietet Last Blood dem Zuschauer zwar nicht, dies war aber in den Vorgänger nicht anders. Besonders der erste, allgemein als besten angesehenen Teil der Reihe, welcher sich mit dem Drama der Eingliederung von Kriegsrückkehrer mit PTSD beschäftigt, gab uns keinen simplen Gegenspieler und keine klaren Antworten. Auch die anderen Filme hatten mit Konflikten in Vietnam, Afghanistan und Myanmar sehr reale und politisch brisante Hintergründe. In den Filmen selbst war Rambo nie eine simple Kriegsmaschine. Es ist der popkulturelle Unterbau und die ohne Kontext extrahierten Oneliner, die Rambo im kollektiven Gedächtnis als diese erschienen lassen.

Dennoch geht die Rechnung wie schon bei dem 2008er John Rambo nicht komplett auf. Auf einen etwas zähen und gewollt wirkenden realistischen Unterbau folgt ein kurzer, übertriebener und vor allem sehr brutaler Showdown. Nachdem man so viel Arbeit investiert hat den Protagonisten eben nicht als das Klischee mit freiem Oberkörper, schweren Waffen, rotem Bandana und wallenden Haaren, zu dem Rambo ein Stück weit geworden ist, darzustellen, versucht man gegen Ende auch Fans von eben diesem zu bedienen. Dafür ist es jedoch zu wenig und kommt zu spät und für all jene, die bis dahin versucht haben sich auf die Story einzulassen, wirkt der Showdown nahezu wie ein Fremdkörper. Eine klare Entscheidung den Film entweder realistisch und nachvollziehbar wie in Gran Torino oder nicht minder schmerzvoll aber eben doch eher fantastisch wie in Logan zu inszenieren hätte besser funktioniert. Ob dieses Problem durch die vielen und kurzfristigen Re-Shoots und Re-Cuts nach den ersten schlechten Testscreening-Ergebnissen verbessert oder verschlimmert wurde, werden wir so schnell nicht erfahren. Jedenfalls nicht in den zwei nostalgiegeladenen Dokus, die sich ebenfalls auf der Blu-Ray zum Heimkino-Release befinden. Fest steht, dass am Ende ein Film herauskam, der besonders für Fans immer noch sehenswert ist, aber der Figur John Rambo wie das Groß der Fortsetzungen nicht gerecht wird. Auch wenn er sich seinen Ruhestand absolut verdient hat, bleibt somit der Wunsch, dass der Krieg ihn vielleicht doch noch ein weiteres Mal, für einen würdigen Abschluss, einholt.

Rambo: Last Blood (USA 2019)
Regie: Adrian Grünberg
Besetzung: Sylvester Stallone, Paz Vega, Sergio Peris-Mencheta, Adriana Barraza, Yvette Monreal, Óscar Jaenada
Heimkino VÖ: 31. Januar 2020, Universum Film

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Malte Triesch

Malte wuchs im idyllischen Lilienthal, direkt an der Grenze zu Bremen, der schönsten Stadt im Norden Deutschlands, auf. Seine frühesten Film-Erinnerungen ist, auf dem Schulhof in der neusten TV Movie alles anzustreichen was gesehen und aufgenommen werden muss. Da die Auswahl an Horrorfilmen hier doch recht be- oder zumindest stark geschnitten war entdeckte er Videotheken für sich bzw. seine Mutter, da man diese ja erst ab 18 betreten durfte. Wenn er nicht gerade Filmreviews schreibt ist er wahrscheinlich im (Heim-)Kino oder vor dem Mikrophon für den OV Sneak Podcasts, SneakyMonday.

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