THE ORIELLES – Disco Volador

The Orielles - Disco Volador
The Orielles © Neelam Khan Vela

Oh Disco Volador
makes me feelin’ like I’m being in a break with this world
Oh Disco Volador
when it’s passin‘ I am present but my mind is unfold

(Space Samba (Disco Volador Theme))

Die Geschichte ist schnell erzählt: Wir schreiben das Jahr 2222. Ein riesiger Komet aus Disco, Samba und Psychedelica hat die Erde getroffen. Zwischen den Trümmern, die durch die endlosen Weiten kreiseln, lauern nun listige Jazz-Saxophone und wilde Schwärme zügelloser Bongos. Und so begibt sich ein junges Quartett aus North Yorkshire auf die waghalsige Reise, eingängigen Indie-Rock mit den neuen, unbekannten Elementen zu verschmelzen. Ob es ihnen gelingen wird?

So (oder zumindest so ähnlich) könnte die Story hinter Disco Volador lauten, dem zweiten Album der vier BritInnen von The Orielles. Nachdem sie sich auf ihrem Debüt Silver Dollar Moment 2018 schon ein ums andere Mal anschickten, aus dem schier unerschöpflichen Vorrat verträumten Garage-Geschrammels auszubrechen, wagt sich das Gespann um die Geschwister Sidonie B (Drums) und Esmé Dee (Bass, Gesang) Hand-Halford in neue Sphären.

Die Liste der Einflüsse ließe sich lange ausbreiten: ob italienische Filmkomponisten der 60er oder Khruangbin, Altin Gün und natürlich ein allgegenwärtiger Brian Eno – geschenkt. Denn in ihren stärksten Momenten gelingt es The Orielles, eine eigene Brücke von träumerischen Indie-Gitarren zu spaciger Tanzmusik zu schlagen: wenn, wie in Songs wie The Square Eyed Pack oder 7th Dynamic Goo die Konzentration auf wesentliche Zutaten stimmt (groovy Bass und Drums, verziert mit eingestreuten Keys und funky Gitarre) lädt die Band unter weit ausholenden Refrains zum Tanzen ein: Space is a dancefloor

Überraschend irdische Streicher-Einlagen (A Material Mistake) liefern dabei den Beweis, dass es hier nicht bloß um Zitate geht, sondern ein gutgelauntes Experiment gewagt wird. Da kann auch mal ein bisschen was schief gehen: allzu hart wirken manchmal die Brüche zwischen Neu und Alt: der Opener Come Down On Jupiter setzt zwar mit süffigen Mellotron-Streichern und wilden Delays den Grundsound, kehrt aber mit gewohnten Riffs ebenso schnell auf bekannte Bahnen zurück. Tracks wie Rapid i oder Memories Of Miro laufen in Gefahr, überladen mit altbekannten fallin‘ in love-Hooks und aufgeregter Percussion gen Erdoberfläche zu trudeln. Erst im Verlauf des Albums lässt sich auch die nüchterne Coolness ihrer Vorbilder von Stereolab ausmachen, die dafür sorgt, dass die Tracks nicht völlig frei durch’s All drehen. 

Anstatt das Raumschiff zu besteigen und die Erde ganz zu verlassen, wird in der Disco Volador also vorher lieber nochmal eine Runde drumherum getanzt. Die Sphären, in die The Orielles vordringen, stehen am Ende aber fest: Space Samba!

The Orielles – Disco Volador
VÖ: 28.02.2020 – Heavenly Recordings
http://theorielles.co.uk/
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