NIKLAS PASCHBURG – Svalbard


Foto-© Natalia Luzenko

Es ist gut zwei Jahre her, dass der gebürtige Hamburger Niklas Paschburg sein gefeiertes Debütwerk Oceanic präsentierte, welches ihn umgehend in die Riege neo-klassischer Hauptdarsteller wie Nils Frahm, Ólafur Arnalds und Max Richter beförderte. Mit einer Symbiose aus eingängigen Klaviermelodien und elektronisch fundierten Rhythmen sowie einem sphärischen Untergrund schlägt der aufstrebende neoklassische Künstler jedoch mit dem jüngst erschienenen Svalbard nun einen ganz eigenen Weg ein. Hypnotisierende, allzu gewaltige Klangwelten spielen sich hier zwischen rauschhafter Ekstase und kontemplativer Versunkenheit ab. Das Meer scheint auch, wie auf seinem Vorgänger, eine nicht wegzudenkende Gegenwart einzunehmen. Svalbard, das bezieht sich auf eine norwegische Inselgruppe im Nordpolarmeer, und auf eben dieser entstand dieses Werk auch – bei eisigen Temperaturen von bis zu -20 Grad Celsius. Eine künstlerische Konfrontation rauer und kahler Landschaften, Einsamkeit und unmenschlicher Kälte drängt sich hier förmlich auf: Auch das Cover der Platte zeigt solch eisige Formationen.

Klassisch präsentiert sich zu Beginn das eröffnende If. Bedachte Klavierakkorde geleiten in einen scheinbar leeren Raum und scheinen erst dort zu versinken, erwachte nicht schließlich eine sich in der Ferne anbahnende harmonische Front aus Streichern und Synths, die schließlich mit einem rhythmischen Crescendo in ein sphärisches Finale münden. An diesen Einstieg schließt sich Cyan an, welches nicht nur mit seinem klingenden Titel die eisige Umgebung seines Entstehungsortes reflektiert. Gedämpft verhallen die Akkorde des Pianos im Raum, bevor elektronisch getriebene Rhythmen und Synthesizer den Song nach vorne treiben. Man mag hier das Bild von einer aufgestöberten Schneelandschaft bemühen, einer ungestörten Natur, die nach langer Zeit wieder mit menschlichem Leben konfrontiert wird. Und überhaupt scheint vieles in Svalbard wie ein Dialog zwischen den klassischen Polen der Ruhe und belebenden Elementen zu sein. Nicht anders verhält sich das folgende dritte Stück Bathing In Blue, wie auch das gefühlvoll von zarten Klaviertönen geprägte Season Shift.

Spätestens mit Opera und somit der zweiten Hälfte des Albums vollzieht sich jedoch ein Wandel, der nur deswegen wenig bemerkt bleibt, weil sich die hymnische und verklärte Atmosphäre der Stücke wie gegossen in das Konzept fügt. Flirrende Akkordeonklänge treffen auf dumpfe Basstöne und verhallen schließlich im verschlingenden Dunkel. So auch die letzten beiden Stücke Arctic Teal und Winter Born: die anfängliche Dynamik von rhythmischen Einschüben in das melodiöse Tastenspiel scheint hier ganz aufgelöst in einen scheinbar zeitlosen Schwall aus Klang und Hall. Als ob die Eiswüste wieder Überhand über den Menschen gewinnt, der sich ihrer anzunähern gesucht hat.

Manchmal ganz still, aber nicht selten auch ungestüm schafft Niklas Paschburg auf Svalbard ein beeindruckendes Album, das sich vor allem in seinen stillen Momenten eine ganz eindrucksvolle Atmosphäre schafft. Irgendwo zwischen Melancholie, Traumversunkenheit, sprunghafter Ekstase und einem Tauchgang in die Weiten nördlicher Hemisphären entführt uns der Künstler nur für einige Zeit. Und am Ende fühlt es sich doch so an, als hätten wir eine lange Reise auf uns genommen.

Niklas Paschburg – Svalbard
VÖ: 28. Februar 2020, 7K! Records
www.niklaspaschburg.com
www.facebook.com/niklas.paschburg

Niklas Paschburg Tour:
26.04. München, Heppel & Ettlich
29.04. Esslingen, Dieselstraße
30.04. Würzburg, Cairo
01.05. Darmstadt, Bedroomdisco
02.05. Erlangen, E-Werk
07.05. Hannover, Feinkost Lampe

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Andreas Peters

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