You wake up with wishes and a sink full of dishes
A brain you try washing, a dog full of barking
But no one wants to hear you complain
Then late in the evening when you thought she was sleeping
Deep in your marrow a fluttering sparrow
Beats against the ribs of your cage
You wake to the sound of your name
She whispers you’re dreaming again
(Slow Leaves – Sink Full Of Dishes)
Wenn die Tage immer mehr ineinander übergehen und man sich nicht mehr sicher ist, ob nun Mittwochabend oder vielleicht doch schon Freitagmorgen ist, sollte man nichts weiter tun, als die schon etwas ausgeleierte Jogginghose zurecht zu rücken und es sich bequem zu machen. Denn außerhalb der anhaltend schlechten Nachrichten, gibt es jemanden, der einen in diesen schweren Zeit beisteht und einem die Hand reicht – zumindest in Gedanken – Grant Davidson aka Slow Leaves.
Der Singer-Songwriter aus Winnipeg, Kanada schafft mit seinem neuen Album Shelf Life, das am 3. April erscheint, das was viele mit noch so aufmunternden Worten, nicht zustande bekommen: er bewegt und trifft mit den zehn Songs genau ins Schwarze. Als romantischer Poet schreitet er schon seit jeher als aufmerksamer Beobachter durch die Welt. Seine Gabe ist dabei eine auf den ersten Blick nicht sonderlich spannende Gegebenheit auszuschmücken und in seinen ganz eigenen Worten zu wunderschönen Geschichte zu spinnen. Dabei kann jeder der Songs des neuen Albums als Einladung des Künstlers verstanden werden, denn auch wenn man das Haus nicht verlässt, oder sogar nicht verlassen darf, gibt es sehr viel Schönes zu entdecken. Erfolg und Misserfolg liegen dabei stets nah beieinander.
Er nimmt hierfür die Vibes der 70er, verpackt in zartem Indie Folk zur Hilfe. Der Opener Looking Out My Window könnte gerade nicht passender auf die jetzige Situation abgestimmt sein. Das ist jedoch nicht nur Zufall, denn es geht dabei vor allem um die Dinge, die der Musiker selbst erlebt und verarbeitet. Diese Selbstreflexion, die man nicht immer wörtlich nehmen muss, spielt auch in Miss You eine große Rolle. Ein Highlight der Platte ist allerdings der Songs Sink Full Of Dishes, der losgelöst von Raum und Zeit, die tiefe Traurigkeit auffängt, die in der Luft hängt. Diese spiegelt eine langjährige Beziehung wider, die man versucht aufrecht zu halten, die aber dennoch zum Scheitern verurteilt scheint. Das Beste an seinen Songs ist aber nicht nur, dass sie seine Gefühle so greifbar und ihn so menschlich werden lassen, sondern dass er sich selbst dabei nie zu ernst nimmt. Ein trauriger Song wie Half of the Bed wird kurzerhand, mit aufmunternde Beats in ein glänzendes Gewand gesteckt. Sentimental Teardrops leitet als letzter Song, wie der Name schon sagt, fast schon unaufgeregt, den Abschied ein.
Unterstützt wurde er dabei von Musikern wie Rusty Matyas von The Sheepdogs, Sänger und Gitarrist Damon Mitchell von den New Meanies und Rejean Ricard, Songwriter der Telepathic Butterflies mit denen er teilweise schon in seinen vorherigen Projekten zusammenarbeitete.
Grant Davidson hat es mit Shelf Life wieder einmal geschafft Tragik mit großes Gefühl zu vereinen. Ein bisschen Optimismus schwingt mit, aber nur soviel wie man gerade ertragen kann. Schwere Zeiten, erfordern schwere Maßnahmen und Slow Leaves macht es uns mit Shelf Life gerade ein wenig erträglicher.
Slow Leaves – Shelf Life
VÖ: 03. April 2020, Make My Day Records
www.slowleaves.com
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