AVEC – Homesick

Foto-© Kidizin Sane

I almost lost my way in all these dreams’ places
And I don’t feel okay with all these new faces
Darkness feels like home, still, I don’t know what’s going on
‘Cause it keeps coming back, when it keeps coming down

(AVEC – Heavy On My Mind)

Die Musik von AVEC steht seit einigen Jahren für harmonischen, geradlinigen und ehrlichen Folk-Pop. Dieses Attribut mögen sich viele Künstler*innen auf ihre Fahnen schreiben, doch bei der aus Oberösterreich stammenden Songwriterin bekommt man tatsächlich das Gefühl, dass ihre Musik und die darunter liegenden Texte ein Vehikel für tiefgehende Auseinandersetzungen mit persönlichen Entwicklungen und ihrer Außenwelt sind. Dass das dann auch noch stilvoll, unprätentiös und schön klingen kann, beweist AVEC auf ihrem jüngst erschienen Werk Homesick, dem dritten Album nach What If We Never Forget und Heaven / Hell.

Zugegeben, in diesen Tagen treibt uns wohl eher der dringende Wunsch um, in die Ferne reisen zu können, als sich mit dem zu beschäftigen, was das eigentlich ist, Zuhause. Aber genau das hat AVEC auf ihrem neuen Album getan. Und trotzdem bewegt sie sich damit durchaus nicht innerhalb nostalgischer Fluchtwege: Vielmehr stellt sie sich unerschrocken und eindringlich den unterschiedlichen Motiven und Gefühlen von Geborgenheit, Rastlosigkeit und zweiten Anläufen und Sehnsucht nach einem Raum, der mehr eine empfundene Stimmung an die Oberfläche ruft, als einen konkreten Ort zu benennen versucht. Unter „Zuhause“ kann man eine Menge verstehen. Auf Homesick zeigt uns AVEC ihre Version davon. Mit allen Schattenseiten und allen Zweifeln, die auf dem Pfad dorthin und auf den Wegen von dort weg das menschliche Herz gefangen nehmen. Leicht klingt die Musik dann trotzdem, aller Schwere zum Trotz. Gleich auf Runaway, der ebenso eindrucksvollen wie simpel gebauten Folk-Ballade, kommt die Stimme von Miriam Hufnagl, getragen von einem rhythmischen Fundament und dezentem Gitarrenspiel klangvoll zur Geltung. Die beständigen Kämpfe einer Figur zwischen dem Wunsch nach Wärme, Geborgenheit und der Lust an der Flucht ziehen sich durch das Stück. Diese sind dann auch formgebend für folgende Stücke wie I’ll Come Back oder Homesick For A Day. Hier singt jemand aus dem Zentrum eines dunklen Kerns, die die Angst kennt, eben kein Gefühl mehr dafür zu haben, wo sie hingehört. 

Von einem musikalischen Standpunkt aus zeichnen sich die Songs durch einen typischen AVEC-Vibe aus. Wer hier viel anderes erwartet hat, als harmonische, von einem folkigen Sound geprägte Balladen, der wird hier nicht ganz auf seine Kosten kommen. Hier und da blitzen elektronische Experimente auf, Streichersätze stärken die Harmonien und mehrstimmige Passagen füllt das alles zusätzlich mit Volumen auf. Immer wieder wird das Tempo der Songs angehoben, wenn es die Lieder und deren Stimmungen zulassen, nur um dann wieder heruntergefahren zu werden, wie auf Fire, dem vorletzten Track der Platte, wo die lyrischen Kämpfe von AVEC auch musikalisch stimmungsvoll eingefangen werden. Und doch ist das alles sehr charakteristisch, voll auf die Stimme der Sängerin ausgelegt und wirkt zu keinem Zeitpunkt fremd, sondern fügt sich in das sehr konsequente Gesamtwerk der Musik. 

„And we were dancing in the dark / with the fire in your hearts“, singt uns AVEC ebenfalls in Fire zu. Auf Aussagen wie diese stützt sich die ganze positive Kraft des Albums, die trotz der schwermütigen Tendenzen überwiegt und das Album nach vorne trägt. Diese furchtlose Art, auch trüberen Zeiten etwas Hoffnungsvolles abzugewinnen, macht Mut. Diese Kämpfe dann auch noch in ansprechende Songs zu verkleiden, denen eine gewisse Leichtigkeit nicht abzusprechen ist, das macht dann wohl den ganz besonderen Charme von AVEC aus.

AVEC – Homesick
VÖ: 27. März 2020, earcandy recordings
www.officialavec.com
www.facebook.com/officialAVEC

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Andreas Peters

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