I hear you calling
Calling out loud
Calling to yourself
Your voice is so loud
I hear you howling in the dark
And I won’t take part
(Hundreds – Calling)
Foto © Konrad Schmidt
Die Hamburger Geschwister Eva und Phillipp Milner alias Hundreds haben nach drei Jahren ihr neues Album The Current veröffentlicht. “Dark times are over now / we scared them off / and it all begins” heißt es im Opener Vessel In The Sky und macht sofort klar: Der strenge Sound von früher soll nun leichterem Pop weichen. Trotzdem klingt der Einstieg in The Current erst einmal nach der bekannten Melancholie.
10 Jahre gibt es die Band Hundreds bereits, in denen sie drei Studioalben veröffentlicht haben. Damals hatten sie angefangen ohne großes Budget oder Radio-Airplay. Unverkennbar war ihre Mischung aus Synthie-Pop, Folk und Elektronik, die zum Teil an Portishead, Massive Attack aber auch stimmlich an Suzanne Vega erinnert. In Deutschland hat sich so schnell eine Fangemeinde gesammelt, aber auch international geben Hundreds Konzerte in ganz Europa und spielten auf internationalen Festivals wie dem South by Southwest in den USA oder The Great Escape in England.
Auf dem neuen Album haben sie sich beim Entstehungsprozess Unterstützung von befreundeten Künstler*innen wie Lilly Among Clouds oder Wallis Bird. In der ersten Single Ready Shaking Silent geht es um Feminismus und Gleichberechtigung, was musikalisch für Hundreds ungewöhnlich treibend mit einem Elektro-Pop untermalt wird. Die Stimme von Sängerin Eva erhebt sich lautstark gegen die Ungleichbehandlung. Songs wie Calling erinnern dabei klanglich an früherer Alben wie Aftermath. Gleichzeitig wird hier deutlich wie die Weiterentwicklung der Band musikalisch erfolgreich weiterging. Eingängige Rhythmik, Klaviermelodien und die charakteristisch melancholische Stimme von Eva prägen das 4. Album. Body Water ist dabei ein schönes Beispiel wie auch Folk-Einflüsse durch Wallis Bird ihren Weg in den neuen Sound gefunden haben. The Current ist ein helleres, optimistischer klingendes Album als die Vorgänger, mit prächtiger Instrumentierung, die neben der gewohnt vielschichtigen Elektronik und Percussion mit Streichern und mehr überrascht.
Die Entdeckung der Langsamkeit ist gerade ein Thema, das wahrscheinlich viele beschäftigt. Das neue Hundreds Album eignet sich super als Soundtrack für Spaziergänge alleine im Wald oder beim Lesen von Kathrin Weßlings neuem Roman Nix passiert, die selber ein großer Fan der Band ist. Auf dem Debütalbum gab es den Song Happy Virus, der zu ihren poppigeren Songs gehörte und dort heißt es: „In our tiny little colonies, something contagious will come up. The doors and windows are all broken, the virus as a gentle hug.“ Gerade jetzt durch die Corona-Krise ist es wichtiger denn je Künstler*innen zu unterstützen. Hundreds hatten vor ihre größte Deutschland Tour mit 18 Konzerten zum neuen Album zu machen. Doch wie sie selbst passend auf Facebook vor Kurzem schrieben: „In diesen unsicheren Zeiten werden wir mehr denn je daran erinnert, wie wichtig die Kunst in unserem Leben ist und wie Musik uns in schwierigen Zeiten trösten kann.“
Hundreds – The Current
VÖ: 27.03.2020 / Embassy of Music (Tonpool)
www.hundredsmusic.com
https://www.facebook.com/hundredsmusic/