THE STROKES – The New Abnormal


Foto-© Jason McDonald

Gone now are the old times
Forgotten, time to hold on the railing
The Rubik’s Cube isn’t solving for us
Old friends, long forgotten
The old ways at the bottom of
The ocean now has swallowed
The only thing that’s left is us
So pardon the silence that you’re hearing
Is turnin’ into a deafening, painful, shameful roar

(The Strokes – Ode To The Mets)

Wenn eine der letzten großen Indie-Bands der 00er-Jahre nach sieben Jahren ein neues Album ankündigt, dann kann das entweder erstmal großartig sein, oder aber auch ganz schön nach hinten losgehen. Die gute Nachricht vorneweg: Im Fall von The Strokes ist der Weg auf die große Bühne nach ihrem 2013 veröffentlichten Album Comedown Machine ein glückliches Ereignis – vorausgesetzt, man trauert den hype- und stilbildenden Is This It und Room On Fire von 2001 und 2003 nicht mehr hinterher. Auf The New Abnormal lassen die fünf New Yorker um Mastermind und Frontmann Julian Casablancas die gute alte Zeit noch einmal aufblitzen. 

Gewohnt frenetisch, nicht ohne den Touch gewohnt ironischer Lässigkeit, wabern die fiebrigen Gitarrenriffs, mitgetragen von Casablancas vertraut monotoner Stimme durch die nur neun Songs der Platte. Hier und da stellt das neue Material noch mehr Retro-Charakter aus, das zeigen vor allem Synth-Pop-Ausflüge wie etwa auf dem dritten Track Brooklyn Bridge To Chorus. Mit einem Intro, das selbst kultigen 80s-Hommage-Serien wie Stranger Things gut zu Gesicht stehen würde, balanciert sich das Stück zwischen hyperventilierenden Keyboard-Stakkatos und Strokes-affinen Rockriffs im Chorus zu einem der Highlights des Albums. Dass Casablanca hier Erinnerungen an die „80s bands“ aus seiner Vergangenheit hinter sich lassen will („I want new friends“) kann man bei so viel Hommage fast aus dem Auge verlieren. Und auch sonst schwimmt der Sound der Platte zwischen derlei Synth-durchdrungenen Stücken (At The Door) und mehr elektrisierten Feel-Good-Headbangern wie Bad Decisions und melodiösen und rockigen Balladen wie Selfless oder Ode To The Mets. Letzterer zeichnet in seiner für die Band untypische Länge von knapp sechs Minuten eine gar epische Dimension und zeugt von dem neuen und veränderten Gesicht des Quintetts.

Gute Musik kennt kein Verfallsdatum, und das zeigen The Strokes auch auf The New Abnormal. Selbst nach 20 Jahren Bandgeschichte spielen die New Yorker mit aller Lässigkeit ihr Indie-Rock-Game herunter, ohne dass das auch nur ansatzweise langweilig klingt. Klar, neu erfunden haben sie ihren Sound nicht, und auch den Zauber ihres Anfangs werden sie mit diesem Album wohl auch nicht wieder herstellen. Aber es ist immer noch ein Werk, das von mehr lebt, als von reiner Comeback-Euphorie. Und die Erwartung auf ein neues Album dürfte The New Abnormal nur noch einmal gesteigert haben. Hoffen wir, dass es diesmal dafür nicht sieben Jahre braucht.

The Strokes – The New Abnormal
VÖ: 10. April 2020, RCA Int.
www.thestrokes.com
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Andreas Peters

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