They made the big announce
We all got so excited
It’s not showing up that counts
It’s being invited
You won’t see me at the wedding
Our friends keep us apart
And there is very little tenderness
For she who breaks a heart
(Jess Williamson – Infinite Scroll)
Foto © Kathryn Vetter Miller
Endlose Weiten und ein Revolver im Halfter. So oder so ähnlich stellt sich der Rest der Welt den Bundesstaat Texas, im Süden der USA vor. Doch in eben diesen Prärien, die in alten Western noch von einsamen Cowboys beritten wurden, werden seit jeher unzählige Musiklegenden geschaffen. Und auch wenn man bei Jess Williamson nicht gleich von einer Legende sprechen kann, zumindest noch nicht, weiß die Folk-Musikerin mit ihrem neuen Album Sorceress, das am 15. Mai erscheint, eben ihre Herkunft gekonnt in Szene zu setzen. Wie ein Coyote auf Beutejagd erschließt sie sich damit die Stärken von klassischen Country-Hymnen und fein geschliffenen Popsongs ohne Chaos zu verbreiten.
Ihre Lyrics hingegen wirken dabei schon eher getrieben. Wichtig ist ihr dabei der Moment der persönlichen Erleuchtung, immer auf der Suche nach einem tieferen Sinn. Geschrieben hatte sie ihre Songs allerdings in Los Angeles, um sie anschließend in Brooklyn aufzunehmen. Der texanische Sound wurde ihnen dann auf einer Ranch in Dripping Springs, Texas, verliehen, wo sie auch ihre 2018 veröffentlichte Platte Cosmic Wink aufnahm.
Schon im Opener Smoke gibt sich Williamson als emanzipierte Frau, die dennoch um ihre Vorzüge weiß. So spricht sie über die personalisierte Weiblichkeit, um in As The Birds Are gezielt zu der verwirrenden Gegenwart und der ungewissen Zukunft überzuleiten. Sehr stimmig wird es dann durch 70er Jahre Vibes im Stück Wind On Tin. Dabei bleibt die Singer-Songwriterin genau wie im Titeltrack geschildert, stets selbstreflektierend und dennoch selbstbewusst.
Doch auch danach geht die Reflexion und das Streben nach Perfektion in den insgesamt 11 Songs weiter. Stets begleitet von ihrer einnehmenden Stimme, werden Songs wie Ponies In Town und Gulf Of Mexico raumfüllend, stets begleitet von Leben und Tod. Dabei bleibt Jess Williamson immer authentisch. Hat sie ihre verstaubten Aufnahmetechniken gegen einen Computer getauscht, wird sie dadurch nur vielschichtiger, nicht langweilig. So hat sie es auch geschafft den Cowboyhut mit einem Westcoast-Flair einen neuen Anstrich zu verpassen. Denn für eine Südstaatlerin kam sie ohnehin zu viel rum und beweist, dass das Alte nicht unbedingt schlecht sein muss, aber dass man sich immer Neuem öffnen darf.
Jess Williamson – Sorceress
VÖ: 15. Mai 2020, Mexican Summer
jesswilliamson.com
facebook.com/jesswilliamsonmusic/