Robot Koch ist ein Wanderer auf der Suche nach dem ganzheitlichen Bewusstsein. Die Frage ob wir alle mit jedem Molekül des Universums verbunden sind hat er für sich prinzipiell schon mit “Ja” beantwortet, aber wie man diese überwältigende Verbindung aktiv wahrnehmen kann ist seine nächste Frage. Für den Bruchteil einer Sekunde schafft er es durch Musik. Sein neues Album The Next Billion Years ist ein zeitloses Gespräch zwischen elektronischen Elementen und Streichern, die unter der Leitung von Kristjan Järvi in Estland ihre Aufnahmen machten. Zärtlich und gleichzeitig gewaltig breitet sich das Album aus. Die Ausgewogenheit des Streichorchesters wird von Robert Kochs elektronischen Elementen keinesfalls gestört, sondern noch unterstützt. Das dies so gut gelungen ist liegt wohl auch an Kristjan Järvi, der als Dirigent die Aufgabe übernommen hat, den Musikern die Seele von Kochs Ideen zu übermitteln und eine Atmosphäre von Wohlbefinden zu schaffen.
Robot Koch arbeitet mit minimalen Bassstrukturen, fein eingearbeiteten Synthesizer Spuren und atmosphärischen Spielereien, die beispielsweise mit hintergründigen Percussions den einzelnen Liedern das gewisse Etwas verleihen. Das Album formt einen musikalischen Organismus, genauso wie ein gut eingespieltes Orchester. Dabei kommt es neben verträumten Spuren zu beinahe treibenden Rhythmen. Ähnlich wie Max Richters neu Interpretation von Vivaldis Vier Jahreszeiten breitet sich ein immer dichter werdender Teppich aus Streichermelodien aus, bis es zu einem plötzlichen Umbruch kommt. Inhaltlich hat sich Koch nicht nur mit dem kosmischen Bewusstsein beschäftigt, sondern auch mit der Frage, was die Zukunft für die Menschheit und die Erde generell bringen könnte. Vor einiger Zeit kaufte er nämlich eine Aufnahme aus den 70er Jahren, die eine durch Cousteau getroffene, perfekte Prognose unserer Gegenwart beinhaltete. Diese Inspiration führte ihn zu der Frage, wie man sich das Leben auf unserer Erde die nächsten Jahrzehnte bis Jahrtausende vorstellen könnte. Eine Antwort könnten seine Kompositionen in sanften Nuancen beinhalten. Ob melancholischer Grundton, Hoffnungsvolle Klänge, Chaos oder zerbrechliche Melodien, seine Prognose für die Zukunft scheint mit Leben gefüllt zu sein.
Wer Neugierig geworden ist, sollte sich The Next Billion Years einfach mal anhören und auf sich wirken lassen. Die dazugehörige und überaus gelungene Dokumentation unter der Regie von Lauren Pringle gibt es auf Youtube und wirft nochmal ein schönes Licht auf die Entstehung des Albums und die Orchesteraufnahmen in Estland. Die Naturaufnahmen haben einen wunderbar apokalyptischen Touch. Darstellung und Kameraführung sind Netflix-reif und von der schönen, begleitenden Musik wurde oben ja schon genug geschwärmt.
Robot Koch – Next Billion Years
VÖ: 29. Mai 2020, BMG Rights Management
www.robotkoch.lnk.to/Sphere
www.facebook.com/robotkochofficial