Foto-© Ljubov Dzuzhynska
So klingt der Sommer! Aber wie eigentlich? Sehnsüchtig, elektronisch, voller Indie-Rock, Punk und Bombast! Unsere Top-Alben des Monats haben zumindest all das im Juli zu bieten!
1. Jonathan Bree – After The Curtains Close (VÖ: 17.07.2020)
Nachdem das 2018er-Album Sleepwalking so etwas wie den internationalen Durchbruch für den neuseeländischen Komponist, Multi-Instrumentalist, Produzent und Lil’ Chief-Labelgründer Jonathan Bree bedeutete, kehrt der mysteriöse Maskenträger mit einem Break-Up-Album zurück, dass nur so voller Bombast, orchestraler Arrangements und eingängiger Kammerpop-Nummer trieft! Diese Summer Time Sadness hat es in sich, streichelt die Seele und zeigt: Jonathan Bree ist gekommen um zu bleiben!
2. Henry Green – Half Light (VÖ: 03.07.2020)
Ausschweifende elektronische Klangwelten bietet nach Henry Greens Debütalbum Shift (2018) auch sein nachfolgendes Werk, mit noch mehr Schliff und mehr Tiefgang. Atmosphärisch, einfühlsam und von der luftig-zarten Stimme des Sängers getragen, gleiten die neun Songs wie in einem einzigen schwebenden Rausch durch das Licht und den Schatten, dessen Botschaften sie in sich tragen.
3. Fontaines D.C. – A Hero’s Death (VÖ: 31.07.2020)
Gefühlt ist die Erfolgswelle zum letztjährigen Debütalbum Dogrel der irischen Post-Punk-Band immer noch am wachsen, da schieben die Herren schon das Zweitwerk hinterher. Dann kommen auch erst gar keine Zweifel am eigenen Können bei der Produktion des schwierigen zweiten Albums auf und der Erfolgsdruck kann einem gar nicht erst zu Kopf steigen. Und wahrhaftig fühlt sich A Hero’s Death wie die nahtlose Fortsetzung des Vorgängers an, zeugt von der Energie wie der ungebremsten Kreativität fünf Herren aus Dublin!
4. Land of Talk – Indistinct Conversations (VÖ: 31.07.2020)
Seit der allerersten EP Applause Cheer Boo Hiss in 2006 verfolgen wir das Treiben der kanadischen Sängerin und Gitarristin Elizabeth Powell, beziehungsweise ihres Bandprojekts Land Of Talk – und sie wusste eigentlich immer zu überzeugen. Ob beim ersten von Justin Vernon (Bon Iver) produzierten Album Some Are Lakes oder dem ersten Album nach einer sechsjährigen Bandpause in 2017. Nachdem die Entstehung des Vorgängers Life After Youth also sehr lang dauerte und fast das Ende des Projekts bedeutet hätte, kehrt Powell nun relativ schnell mit einem neuen Album zurück, dass sich verträumter anfühlt und mehr von Kurt Vile, Courtney Barnett oder Bill Callahan beeinflusst ist, ohne aber die Stärken im Songwriting der Kanadierin zu verlieren und nicht immer wieder auch mit dem ein oder anderen Indie-Rock-Ohrwurm ums Eck zu kommen.
5. Howling – Colure (VÖ: 24.07.2020)
Ry X scheint ein absoluter Workaholic zu sein, veröffentlicht er doch in regelmäßigen Abständen entweder solo – wie zuletzt im letzten Jahr mit seinem Album Unfurl – oder mit seinen Bandprojekten Howling oder The Acid Alben. Dieses Jahr kehrt er nun wieder mit seinem Projekt Howling mit Frank Wiedemann mit einem neuen Album zurück, nachdem das Debütalbum Sacred Ground in 2015 einige Erfolge feiern konnte. Wie schon darauf verbindet auch Colure treibende House-Entwürfe mit verhallt-atmosphärischem Gesang, während man sich nicht entscheiden kann, ob das nun Clubmusik oder intimes Songgut für zuhause ist – muss man ja aber auch nicht, denn das Howling-Treiben ist mal wieder einfach nur gut geworden!
Newcomer:
1. A.A. Williams – Forever Blue (VÖ: 03.07.2020)
Die Londoner Musikerin A.A. Williams sorgt im Juli für eine Kühlfront und ein spannendes Debütalbum im Zwielicht von Post-Rock und Neo-Klassik! Innerhalb der acht Songs, wechselt die begabte Musikerin, die Gitarre, Cello und Klavier spielt, immer wieder zwischen ruhigen und impulsiven Parts, verarbeitet Sehnsuchts- und Verlustgefühle, die sich auf diesem ganz eigenen Soundteppich ausbreiten. Obendrauf gibt es auch noch Gast-Auftritte von Johannes Persson und Fredrik Kihlberg (Cult Of Luna) sowie Tom Fleming (One True Pairing, Ex-Wild Beasts) darauf – kurzum: ein äußerst ambitioniertes, wie spannendes Debüt!
2. St. South – Get Well Soon (VÖ: 17.07.2020)
Seit Jahren feilt die australische Musikerin St. South (bürgerlich Olivia Gavranich) an ihren Fähigkeiten und ihrem Sound – um nun mit einem Debütalbum aufzuwarten, das im klanglichen Fahrwasser von unserem letztjährigen Bedroom-Pop-Liebling Clairo bestens funktioniert. Da passt auch das selbstauferlegte Genre Soulful Electro!
3. Becky & The Birds – Trasslig (VÖ: 24.07.2020)
Die junge Schwedin Becky & The Birds aka Thea Gustafsson ist ein kleines Indiepop-Wunder, was natürlich nicht unentdeckt geblieben ist. Die in Stockholm lebende Künstlerin, hat vor kurzer Zeit einen Vertrag beim britischen Traditionsindie 4AD unterschrieben und sorgt in diesem Jahr mit diversen Single-VÖs schon für gehörige Vorfreude auf ihre zweite EP Trasslig, auf dem sie ihrer Liebe zu Soul und Pop huldigt und ihr unnachahmliches Gespür für Pop und Melodien beweist!
Wiederkehrer: Klangstof – The Noise You Make Is Silent
Klangstof wurde von dem niederländisch-norwegischen Musiker Koen van de Wardt gegründet und etablierte sich mit dem Debütalbum Close Eyes To Exit in 2016 als ambitionierte Nachfolger von Radiohead, waren die Songs doch von Einflüssen der britischen Helden genauso durchzogen, wie von Synth-Pop, Post-Rock und allerlei elektronischen Versatzstücken. Das im Februar veröffentlichte Zweitwerk The Noise You Make Is Silent entstand nach einer Zeit der Krise. Nachdem er einige Monate in Los Angeles verbracht hatte und des endlosen Drucks, einem Hit hinterherzujagen, überdrüssig wurde, beschloss Koen van de Wardt, seinem Bauchgefühl zu folgen und das zu erschaffen, was er sich vorgestellt hatte. Mit seinen Bandkollegen Wannes Salomé und Erik Buschmann als weitere Ideengeber, ging die Band zurück ans Reißbrett und erschuf letztlich ein Album, das mehr nach Leichtigkeit, Indie und Balthazar klingt, als nach erzwungener Hit-Schleiferei – und gerade deshalb so gut funktioniert!