Seit nunmehr 20 Jahren verwandelt die Nippon Connection, das größte japanische Filmfestival der Welt, Frankfurt am Main zum Sehnsuchtsort für Liebhaber des Landes der aufgehenden Sonne. Neben dem normalerweise aus über 100 Filmen bestehenden Festivalprogramm, locken eine schier unglaubliche Menge an japanischen Export-Schlagern, wie Ramen, Karaoke, Videospiele, Manga & Anime oder Sake Besucher zum Festival. Doch natürlich ist auch die Nippon Connection in diesem Jahr von den Auswirkungen der Corona-Krise betroffen und schafft sich ein Refugium im digitalen Raum. Vom 9. bis 14. Juni treffen sich japanische Filmfreunde im Cyberspace!
Rund 70 Filme, also ein leicht eingedampftes Programm, sind als Video-on-Demand über die Plattform Vimeo verfügbar. Ein Film kostet dabei absolut faire 5€, 10er-Karten sind für 40€ erhältlich. Das komplette Filmprogramm findet ihr hier, inklusive jeder Menge Deutschland- und Europapremieren. Klassiker wie Nobuhiko Obayashis Hausu, geben sich mit Animationsperlen wie Ein Sommer mit Coo, dem stylischen und aufwühlenden Forgiven Children und Absurditäten wie die surreale Komödie Kinta And Ginji, die die Freundschaft zwischen einem Tanuki (Maderhund) und einem Roboter thematisiert. Das Programm der Nippon Connection schafft den großartigen Spagat, das unglaublich facettenreiche und für europäische Sehgewohnheiten manchmal obskure japanische Kino umfassend abzubilden, wirkt dabei jedoch niemals belehrend oder gar nerdig, sondern aufklärend und Interesse stiftend. Gänzlich kostenfrei kann man sich in erster Instanz an A Stranger in Shanghai versuchen, das auf einem Reisebericht von Ryunosuke Akutagawa beruht. Der bekannte japanische Autor zeichnet sich unter anderem für die Geschichte hinter dem cineastischen Meilenstein Rashomon von Akira Kurosawa verantwortlich und begeistert auch mit seinem zweiteiligen Drama, das die damalige Realität Chinas auf einfühlsame Weise mit dem literarischen Universum des Autors verbindet.
Neben seinem Filmprogramm bietet das Festival jede Menge kulturelle Highlights: Vorträge über ausgewählte japanische Regionen, Konzertstreaming und Kurse zu Baby-Shiatsu, Origami oder Online-Karaoke sind nur die Spitze des Eisberges. Daneben agiert die Nippon Connection auch politisch und stellt in dem Themenschwerpunkt FEMALE FUTURES? die interessante Frage, wie die Rolle der Frauen im Kino der Gegenwart die Frauenbilder der Zukunft prägt. Das Filmprogramm wird von einem Online-Vortrag zur Rolle der Frau im japanischen Film von Chantal Bertalanffy (University of Edinburgh) begleitet und von einer live gestreamten Podiumsdiskussion mit japanischen Regisseurinnen ergänzt, die von der Journalistin Maggie Lee moderiert wird. Ziel ist es Rollenbilder zu ergründen und differenziert die unterschiedlichen Haltungen der weiblichen Regietalente zu statuieren. Mit welchen Ausdrucksformen begegnen japanische Filmemacher*innen den heutigen Geschlechterverhältnissen in ihrer Gesellschaft und wie wirkt sich das auf ihre Arbeit aus?
Unser Fazit? Wir legen euch die Nippon Connection wärmstens für einen digitalen Besuch ans Herz und wünschen viel Spaß mit einer Woche voller japanischen Filmen und japanischer Kultur. さよなら!
Nippon Connection
9.-14. Juni 2020
Online unter www.nipponconnection.com