JONATHAN BREE – After The Curtains Close


Foto-© Ljubov Dzuzhynska

But after the side shows
After the curtains close
There’s no need for an oddity
You won’t speak their language
You’re left a wounded narcissist
And no one wants your babies

(Jonathan Bree – After The Curtains Close)

Der neuseeländische Musiker und Produzent Jonathan Bree ist bekannt für seine melodischen Kompositionen, die in schwermütigem Gewand das Leben und die Liebe in unseren Zeiten besingen. Seine dunkel und tief vibrierende Stimme, im Bariton vorgetragen – man fühlt sich an Stellen nicht ganz zu Unrecht an etwa Leonard Cohen oder gar Nick Cave erinnert – sowie das besondere Trademark der Band, in elastischen weißen Masken, vor einem künstlerisch individuell gestalteten Bühnen-Design aufzutreten, haben dem Act in den letzten Jahren zu einem enormen Bekanntheitsgrad verholfen. After The Curtains Close ist bereits das vierte Werk des Songwriters und ist ein Album voller schattenhafter Momente aus dem emotionalen Universum des Künstlers, die stilistisch aufregend arrangiert, vom betörenden Pathos des Neuseeländers getragen und atmosphärisch ausgereift sind.

Dass Happy Daze gleich als Opener gar nicht mal so happy daherkommt, wundert also nicht wirklich. Zu offenbar ist hier schon die emotionale Schwere, die dem Song wie Blei angehaftet wird. Apokalyptische Streicher, die tief-dunkle Gesangsstimme, ein sachter Beat – das ist der Sound der rauschhaften Benommenheit, auf die der Song verweist: „Don’t wanna think about how we will end / Just wanna switch off again and again“. Mit Waiting On The Moment bleibt Jonathan Bree auf einer ähnlichen gefühlsmäßigen Wellenlänge. Die erste Single-Auskopplung und gleich ein Song über das Ende einer Liebesbeziehung – hier äußert sich die Düsterkeit mit voller Breitseite: „Now I’m just waiting on the moment / When it’s depressingly clear that we’re finally through / No chance of reconciliation / Then I’ll swipe right until the hurt has left me too“. Dass man hier dennoch gut unterhalten wird, liegt nicht zuletzt an den mitunter vital arrangierten Klang- und Rhythmusstrukturen, auch zeugen die teilweise zynischen Lyrics von einer Bissigkeit, die der Nummer einen gar tanzbaren Vibe verleiht. Ganz frei von Kitsch und Referenzen an die musikalischen 60er und 70er ist das Album dabei nicht, das zeigt sich auch im nächsten Track Kiss My Lips, mit einem Auftritt von Princess Chelsea dessen makelloser Auftritt von bewegungsreichen Basslinien, Streichern und einer Brass-Sektion eine hellere und augenzwinkernde Seite des Albums offenlegt.

Ob soghaft melancholisch, begehrend und voller pathetischem Grundrauschen oder gar ironisch verspielt, schließt uns Jonathan Bree auf seiner vierten Platte die Seele eines fühlenden und liebenden Individuums auf, das seine Identität und seine Gefühlswelt zwischen eben diesen Koordinaten ausrichtet. Das Ergebnis ist eine facettenreiches Album, dessen thematische Schwere wieder und wieder von der Bree’schen Komik und selbstironischem Kommentar durchbrochen wird und dadurch seine Unterhaltsamkeit gewinnt.

Jonathan Bree – After The Curtains Close
VÖ: Lil’ Chief Records, 17. Juli 2020
www.jonathanbreemusic.com
www.facebook.com/jonathanbree666

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Andreas Peters

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