Foto-Credit © Tim Erdmann – Takeaseat
„Und die Jungs, das Auto, das Rauschen
Ihr bleibt an einem Ort, tief in meinem Herzen
Und ja, ich weiß, ihr werdet bleiben
Ich denk oft daran, auch wenn ich euch nicht immer schreibe“
(Provinz – Augen sind Rot)
Raus aus der Provinz, rein in die große Welt der Musikindustrie und das mit Überschallgeschwindigkeit. Das dürfte das vergangene Jahr der vier Jungs aus der Nähe von Ravensburg ganz gut beschreiben. Am 03. Mai 2019 erschien ihre erste EP Reicht dir das bei Warner Music, danach stellte sich das Leben der jungen Band regelrecht auf den Kopf, es folgten Festivalauftritte, Support Shows für Künstler wie die Leoniden, FIL BO RIVA und Jeremias, außerdem Fernsehauftritte bei Formaten wie Inas Nacht und Late Night Berlin. Nun steht mit Wir bauten uns Amerika auch endlich das Debütalbum in den Startlöchern.
Provinz schaffen es mit ihren Songs eine Stimmung einzufangen, welche man bei nahezu keinen anderen deutschen Künstler*innen finden kann und zeigen so, was in der deutschen Musikwelt noch gefehlt hat. Die Cousins Vincent (Gesang, Gitarre) und Robin (Gesang, Keyboard) haben unter dem Namen Twice schon lange gemeinsam Musik gemacht, irgendwann kam mit Moritz (Gesang, Bass) der dritte Cousin in die Band, welche später von Leon (Schlagzeug) komplettiert wurde. Daraufhin änderten sie ihren Namen in Provinz und von diesem Moment an ging es steil bergauf, für die junge Band aus dem Süden der Republik.
Opener der Platte ist der bisher unveröffentlichte Song Mach Platz!, der perfekt an die vorangegangene EP anknüpft, indem er uns als Hörer genau das serviert, was wir an Provinz so lieben. Vincents eingängige Stimme, gepaart mit dem einzigartigen Folk-Pop Sound, den wir schon in den bereits veröffentlichten Singles als Vorgeschmack bekommen haben. Darauf folgt einer meiner absoluten Favoriten des Albums; Tanz für mich, von dem ich überzeugt bin, dass er neben der bereits erschienen Single Diego Maradona, einer der Top Festivalhits dieses Sommers geworden wäre. Mit einer ähnlichen Leichtigkeit wie Was uns High macht, von der ersten EP, macht dieser Song einfach Spaß und fängt eine jugendliche Schwerelosigkeit ein, die man diesen Sommer von Zeit zu Zeit oftmals vermisst.
Das Leben in ihrer Heimat, der 4000 Einwohner großen Provinz in der Nähe von Ravensburg, fangen Provinz im gesamten Album ein. Von regelechter Ekstase, bis hin zu tiefer Niedergeschlagenheit, die Jungs erzählen, dass man all diese Gefühle in so einem kleinen Dorf viel intensiver spürt, als man das vielleicht in der Großstadt tut. Denn das ganze Leben dreht sich permanent um dieselben Leute und dieselben Orte, eine Party im Garten eines Klassenkameraden kann Gesprächsthemen für die nächsten Monate liefern, weil das Erlebte viel länger und intensiver nachklingt.
Namensgeber der Platte ist der letzte Titel Ich baute Dir Amerika, ein Song der den allgemeinen Ton der Platte, die Sehnsucht nach der großen Stadt, nach der Anonymität und dem Ausbruch aus der Heimat thematisiert. Aber auch Herzschmerz und Verzweiflung finden hier nochmal ihren Platz. Amerika steht hier für die große Welt, die hinter der heimatlichen Provinz liegt, eine glamouröse Welt, weit weg von dem Vertrauten. Dieser Welt kommt die Band nun in großen Schritten näher, nicht zuletzt, weil sie sich durch ihren kometenhaften Aufstieg ihr eigenes Amerika bauen.
Provinz – Wir bauten uns Amerika
VÖ: 17. Juli 2020, Warner
www.provinzband.com
www.facebook.com/provinzband