Foto-© Red Bull Records
I’mma put down my phone
‘Cause it makes me feel so alone
Tired of checking on you
‘Cause you always look so damn cool
Blue bikini by the pool
You look so much happier without me
And I think I believe it
(The Aces – My Phone is Trying to Kill Me)
Mit dem Album When My Heart Felt Volcanic haben sich The Aces 2018 in unsere Herzen geschlichen – lässiger Indiepop, lässige Frauen und tanzbare Songs ergaben ein erfolgreiches Debüt. Am 17. Juli veröffentlichten die vier Schulfreundinnen ihr zweites Album Under My Influence bei Red Bull Records. Geblieben sind die 80s-Retrosounds, dieses Mal mit mehr Alt-Rock-Groove und etwas robusterem Klang. Katie Henderson, McKenna Petty, Alisa Ramirez und Cristal Ramirez sagen jedoch, dass beim Schreiben des Albums alles anders war: Sie haben sich sehr viel selbstbewusster gefühlt, mehr ausprobiert und sich weniger reinreden lassen. Einerseits schreiben sie seit ihren frühen Teenagerjahren Songs – ein umfangreiches Repertoire, das auf dem Debüt untergebracht werden wollte. Andererseits sind sie älter und sicherer geworden. Auch, was Genderthemen und Sexualität angeht. Erstmals geht die Band, die aus der sehr religiösen Stadt Provo im von Mormonen geprägten Utah stammt, offen mit der Homosexualität von zwei der vier Mitglieder um. Vermeidet das Debüt noch Genderpronomen in der Ansprache, werden die Lyrics in Under My Influence direkter.
Die Platte startet mit dem ohwurmtauglichen, zuvor veröffentlichten Titel Daydream, der sehr nach Sommer klingt: sprudelnde, geschmeidige Gitarren und ein fast schon hymnischer Text über Fernbeziehungen. Die warmen, nostalgischen Emotionen mit funkigen Synthesizern sind die Quintessenz des Sounds der Band und der Bereich, in dem sie am besten funktioniert. McKennas Bass ist ein Highlight, das die 14 Songs des Albums zusammenhält und echten Wiedererkennungswert hat. Auch die Gitarrenriffs auf Kelly, einem der raren Songs, in dem es dann wirklich explizit um ein queeres Thema – nämlich die Liebe zu einer Frau – geht, bleiben im Ohr. Die wird auch durch einen Bikini in der Single My Phone is Trying to Kill Me thematisiert. Einem der wenigen Tracks, die wirklich in Erinnerung bleiben. Das Lied besticht durch einen selbstbewussten und selbstironischen Text über Bildschirm-Obsession, die besonders bei einer Trennung schwierig auszuhalten ist. Auch Lost Angeles ist ein nostalgisch klingender Track, der nach einer Reihe von Songs, die einfach vorbeirauschen, mit seinen hüpfenden Rhythmen und geschickten Doppeldeutigkeiten im Ohr bleibt. Inhaltlich gibt es wenig Variation – Cristal Ramirez singt über die Liebe und ihre schönen (Zillionaire), weniger schönen (Cruel, My Phone is Trying to Kill Me) und verwirrenden Seiten (New Emotion).
Under My Influence hat viele tanzbare Sommersongs, das nahbarere und selbstbewusstere Songwriting bringt schöne und interessante Zeilen hervor. Auch die Anleihen aus Punk, RnB und Rock funktionieren – The Aces haben es definitiv geschafft, ihren eigenen Sound und Wiedererkennungswert zu etablieren. Leider bleiben trotzdem wenige einzelne Nummern im Ohr, die Stärke der Platte liegt in den Singles. Die vielen Füllsongs überlagern dabei leider die starken Momente.
The Aces – Under My Influence
VÖ: 17. Juli 2020, Red Bull Records
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