EVENS – Ascent

Wenn unter den Veröffentlichungen in diesem Sommer noch etwas gefehlt hat, dann war es ein Album für die lauen Nächte, eines, das einfach durchläuft, während der Asphalt abkühlt und hinter dem nächsten Straßenzug schon wieder die Sonne aufgeht. Genau das liefert jetzt, gerade noch rechtzeitig, Even Sarucco alias EvenS ab. Der 25jährige, aufgewachsen im norwegischen Tønsberg, bringt nach den obligatorischen Soundcloud– und Bandcamp-Lehrjahren mit Ascent sein erstes Album in voller Länge heraus. Und dass sein Erstling kein Sprung ins kalte Wasser ist, sondern die musikalische Erfahrung mehrerer Jahre (und großer Vorbilder) kombiniert, ist den Tracks anzumerken: es schnarrt und kickt ganz vorbildlich auf We Are Gold, das mit seiner Verquickung von sanften Flächen und mäandernden Grooves an Four Tet erinnert. Ohnehin ist die Liste der Einflüsse aus der elektronischen Musik lang – und EvenS geht ganz offen damit um. Wer will, kann also Track für Track auseinanderklamüsern, um das Gruppenbild der Genre-Größen zu vervollständigen: da ist They’re Talking, ein Caribouscher Balanceakt zwischen Dancetrack und Popsong; das bouncende Helios mit housigen Vocals à la Burial oder die sphärischen Pads eines Oneohtrix Point Never.

Ihren eigenen Touch bekommen die Songs durch EvenS‘ Faible für Versponnenes, das die manchmal arg geläufigen Voice-Samples konterkariert: angenehm verschallerte Harmonien tragen Subverted und All The Things mitsamt den HörerInnen in die Ferne oder bitten bei Cassette auf die Tanzfläche. Im Zweifelsfall gilt aber immer noch das Prinzip der Entschleunigung – und es wirkt, weil EvenS nicht völlig entrückt ist, sondern fassbar bleibt, wie er auf Where Are We Now unter Meeresrauschen und Hintergrundbliepen beweist.

So richtig nach vorne preschen die Tracks dementsprechend nur selten. Für die Wucht, die Walls entfalten soll, bleibt EvenS noch ein bisschen zu höflich. Vom 80er-Brett Bonus From Space abgesehen, schmiegt sich alles im Hintergrund aneinander – für zukünftige Features und Kollaborationen hält der junge Norweger eine elegante Basis bereit. All das macht Ascent zu einem gekonnten Debüt, mit dem EvenS heimlich, still und leise nicht nur den Soundtrack für verträumte Sommernächte abliefert, sondern sich auch als Produzent für Größeres bewirbt.

EvenS – Ascent
VÖ: 14. August 2020, Made Records
www.facebook.com/EvenS-107088966080022
https://soundcloud.com/evens