Foto © Melissa Gamache
Wer mit Braids noch den zurückhaltenden Sound ihres 2011 erschienenen Debüts Native Speaker oder die Melancholie des Nachfolgers Flourish / Perish verbindet, musste sich für diesjähriges Album Shadow Offering wohl erst wappnen: so glatt, so wuchtig, ja beinahe theatralisch – und zugänglich wie nie klangen darauf die Kanadier. Aber ist deswegen auf Album Nr. 4 der Band gleich alles so „pointless, pointless, pointless“ wie die im pumpenden Young Buck besungene Affäre?
Keine Frage, die Intimität und Verspieltheit der ersten beiden Alben haben Braids gegen melodramatische Selbstgespräche in Hymnen-Form eingetauscht. Die trägt Frontfrau Raphaelle Stanwell-Preston (ansonsten auch durch ihr anderes Projekt Blue Hawaii bekannt) allerdings mit beeindruckender stimmlicher Wucht vor. Mal süßlich gehaucht, mal zum Himmel hochgejauzt – das nach dreijähriger Pause entstandene Werk des Trios ist ganz auf die Dreißigjährige zugeschnitten. Und zeigt letztlich eine Band auf der Spitze ihres Schaffens, zwischen großen Melodien, die mal direkt und poppig und mal ausladend wuchtig daherkommt, ohne jemals ihre musikalischen Wurzeln zu verstecken.
Wer Braids live gesehen hat, kennt ihre unbändige Energie – starke Vocals, kräftige Drums und bewusst gesetzte elektronische Elementen kommen zusammen und schaffen eine kraftvolle aber dennoch einladende Stimmung, der man sich nicht entziehen kann. Nachdem Covid-19 nicht nur die Album-Veröffentlichung beeinträchtigte, sondern auch für eine Verschiebung der Tour zum Album sorgte, freuen wir uns umso mehr, dass Braids nächstes Jahr mit einigen Terminen mehr als zuvor geplant den Weg nach Deutschland und auch nach Darmstadt für ein Wohnzimmerkonzert finden werden!
Braids Tour:
10.10. Allhaus, Hamburg
12.10. Bedroomdisco, Darmstadt
13.10. Bumann & Sohn, Köln
14.10. Manufaktur, Schorndorf
15.10. Kantine am Berghain, Berlin