And I know I
I gotta take control now
But I sold my soul a long time ago
I feel like a ghost now
(The Neighbourhood – Cherry Flavoured)
Eine fröhliche Version von The Neighbourhood? Dass das gut funktionieren kann zeigen uns die fünf Jungs aus Südkalifornien auf ihrem neuen Album Chip Chrome & The Mono-Tones, welches am 25.September 2020 erscheint.
Mit Chip Chrome schafft sich Frontsänger Jesse Rutherford ein Alter Ego, welches Worte ausspricht, die der Songwriter sich selbst lange nicht eingestehen konnte. Man könnte meinen, dass sich dieser Tiefgang und die Auseinandersetzung mit sich selbst, bedrückend und melancholisch auf den Sound der Gruppe auswirkt, doch im Gegenteil, The Neighbourhood klangen nie so fröhlich wie auf diesem Album. Dennoch stellt sich dabei die Frage, ob all diese Veränderungen am Ende noch The Neighbourhood sind oder sich die Band jetzt Endgültig von ihrem ehemaligen Sound losgelöst hat.
Nach dem 29 Sekunden langen instrumentalen Opener der Platte, folgt Pretty Boy, ein langsames schon fast apokalyptisches Liebeslied, begleitet von einer Surfgitarre und einem Tamburin. Jesse sagt über diesen Song, dass er ihn einem Moment widmet in dem er nach zwei Erdbeben zusammen mit seiner Partnerin und seinem Hund Pretty Boy auf der Couch saß und festgestellt hat, „Wenn jetzt alles vorbei sein sollte, ist das keine schlechte letzte Szene, oder?‘ Ich wusste zu schätzen, was ich habe. Wir sind gemeinsam auf diesem Lebensweg und das war ein unverfälschter kleiner Moment. “
Besonders die erste Single Cherry Flavoured setzt sich mit dem Schein auseinander den Jesse oftmals aufrecht erhalten hat, eine Geschmacksrichtung die verlockend klingt, jedoch unmöglich zu erreichen ist. Der Sänger setzte sich im Songwriting Prozess dieses Tracks sehr mit sich selbst auseinander und fing an seine eigenen Handlungen zu hinterfragen, so singt er beispielsweise Zeilen wie „I sold my soul a long time ago. I feel like a ghost now.”
Auch der letzte Song auf dem Album Middle of Somewhere , welcher bereits 2019 erschien, sollte eine bewusste Abkopplung von Erfolgen wie Sweater Weather sein, die Band wollte etwas neues und somit trat Chip hier das erste mal ins Scheinwerferlicht. Jesse beschreibt sein Alter Ego als einen Weg ganz er selbst zu sein, ohne, dass ihn jemand davon abhalten kann. Somit ebnete die Band schon im letzten Jahr den Weg zu Chip Chrome & The Mono Tones, indem sie sich bewusst von ihrem bekannten Sound entfernt haben.
Alles in allem ist dieses Album sehr Gitarrenlastig, weg von den eher elektronischen Sounds der letzten Jahre, ob diese neue Richtung den Fans gefallen wird, muss wohl jeder für sich selbst entscheiden. Jesse sagt „Letztendlich ist dies ein Kunstprojekt. Es soll Spaß machen. Ich habe das Gefühl, die Jungs und ich waren uns nie näher. Es ist erstaunlich, dass wir dieses Leben als Musiker zusammen leben können. Wenn wir immer noch eine Stimme in der Welt haben, werden wir sie nutzen. ‚Chip Chrome & The Mono-Tones‘ hat meine Stimme neu definiert. Je mehr ich es höre, desto mehr denke ich: ‚Das ist zu hundert Prozent ein ‚Neighbourhood-Album‘“. Und damit hat er auch die Eingangsfrage beantwortet, denn die Musik soll vor allem den Musikern Spaß machen und ihnen den künstlerischen Freiraum lassen, den sie sonst vielleicht nicht haben.
Somit lohnt es sich dem neuen Album eine Chance zu geben, hier und da genauer hinzuhören und die Feinheiten der einzelnen Songs herauszuhören, denn The Neighbourhood haben mit diesem Album neue Maßstäbe für ihre Musik gesetzt.
The Neighbourhood – Chip Chrome & The Mono-Tones
VÖ: 25. September 2020, Sony Music
http://thenbhd.com/
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