All my headaches went away
As you walked into the room
The sun was getting on the walls
Through a heavy, haizy air
(True Love – Better Person)
Der New Romantic und Synth Pop Sound der frühen 80er ist schon lange nicht mehr aus dem Pop und von den Tanzflächen der letzten Jahre wegzudenken. Romantisch kitschige und glitzernde Synthesizer, Saxophon Solos, Percussion Einlagen und in den Höhen bestechende Männerstimmen vermitteln ein Lebensgefühl zwischen regnerischer Großstadtmelancholie unter Discokugeln und milden Sommerabenden mit Champagner und Blick auf den Fernsehturm.
Natürlich ist es ein Wahl-Berliner, der diesem Revival mit seinem Debutalbum Something To Lose weiter Antrieb gibt. Better Person nennt sich der 30-jährige Adam Byczkowski, der nach einer EP 2016 nun mit niemand Geringerem als Ben Goldwasser von MGMT seine erste LP bei Mansions & Millions präsentiert.
Während seine bereits zwar gefeierte, aber doch sehr simple EP noch sehr nach Neuköllner WG-Zimmer klang, ist die Zusammenarbeit mit Goldwasser und seinen analogen Instrumenten nun deutlich zu hören. Wesentlich größer gedachte, dichte und passgenaue Arrangements verleihen der zerbrechlichen Stimme den wieder aufleuchtenden Charme einer vergangenen Epoche der Pop Musik. Drei der neun Stücke sind in Byczkowskis Muttersprache polnisch gesungen und abgesehen davon, dass man fast das Gefühl bekommt, New Romantic wäre eigentlich für die polnische Sprache erfunden worden, vermittelt diese Zweisprachigkeit des Albums gepaart mit der Zeitlosigkeit und Grenzenlosigkeit des Sounds ein Gefühl von absoluter Globalität. Man stellt sich dann vor wie der polnische Wahl-Berliner im schwarzen bodenlangen Mantel mit zurückgewachsten Haaren in Goldwassers High-Tech MGMT Studio in Los Angeles sitzt und mit einer afro-amerikanischen Jazz-Saxophonistin das träumerische, fast experimentelle Outro Ostatni Raz aufnimmt.
Lyrisch hält Better Person es bewusst sehr allgemein und folgt den großen romantischen Themen zwischen Liebe und Verlustangst, wie die Titel True Love, Close to You oder Bring Me to Tears schon vermuten lassen. Alles andere wäre dann doch sehr verwunderlich, denn und das ist wohl die wichtigste Eigenschaft des Albums: Das alles passiert fernab von Ironie und Gesellschaftskritik.
Wie der Gründer des Labels Mansions & Millions, Anton Teichmann, selbst berichtet, hört er nach wie vor häufig die Frage: „Was sollen denn diese kitschigen 80s Balladen?“ Und ja, die Frage ist wohl nicht ganz von der Hand zu weisen und vielleicht auch noch weiterzudenken.. Brauchen wir in den Jahren der Krise wirklich ein Revival der kitschigsten und unpolitischsten Musik des letzten Jahrhunderts? Wenn man es schafft wie Better Person damit eine universelle und Verletzlichkeit bejahende Musik zu machen, dann vielleicht mehr denn je.
Better Person – Something to loose
VÖ: 23. Oktober 2020, Arbutus Records
https://www.facebook.com/betterpersonmusic
http://soundcloud.com/betterperson