Etwas passiert mit dir, sobald du in die Welt hinaustrittst. Ein Teil von dir bleibt auf ewig dort draußen, während dir ein Teil der Welt nach Hause folgt. Gegründet im tiefsten Hinterland Finnlands, machten sich Neøv schnell einen Namen für ausladende Chillwave-Indie-Songs, was dafür sorgte, dass die beiden Brüder Neuvonen das Land der tausend Seen verließen, um die Welt auf Tour zu bereisen. Irgendwo entlang des Weges muss etwas passiert sein mit dem Sänger, Gitarristen und Komponisten Anssi und seinem Bruder, dem Schlagzeuger Samuli.
Nachdem sie zunächst die abgelegene Weite der finnischen Natur für ausgedehnte Lektionen in Einsamkeit nutzten und ihrer Musik dadurch ein einzigartiges Gefühl von Melancholie und Verlust verliehen, konnte ihre stetig anwachsende Anhängerschar praktisch dabei zusehen, wie sie sich Stück für Stück öffneten, ihre Heimat hinter sich ließen und sich schließlich auf den Weg hin zu einer mittlerweile ziemlich vielversprechenden internationalen Karriere machten. Eine Karriere, die jetzt ganz neue Höhen erreicht – mit ihrem verzaubernden vierten Album Picture of a Good Life, das am 15. Januar 2021 via Clouds Hill erscheinen soll, dem Inbegriff einer nordischen Indie-Sinfonie.
Während der Vorgänger Volant noch in Finnlands Wäldern entstand, zogen die beiden dieses Mal für die Aufnahmen in die Clouds Hill Studios in Hamburg. „Die Aufnahmen dort waren das Highlight unserer bisherigen Karriere“, schwärmt Neuvonen. „Clouds Hill besitzen eines der eindrucksvollsten Analog-Studios in Europa, und ebendiesen charakteristischen Sound konnten wir auf unserem neuen Album einfangen. Außerdem ist der Puls der Stadt wirklich einzigartig, und ich denke, dass man auch ihn in den Songs fühlt.“
Die neue Studio-Umgebung erlaubte dem Duo eine ungeahnt intuitive Vorgehensweise. Neøv arbeiteten mit Hausproduzent Sebastian Muxfeldt (Teenage Fanclub, Elbow, Albert Hammond Jr.), der sich rasch als Seelenverwandter erwies. „Nach der langen Arbeitsphase an Volant in unserem Home-Studio war das genau die richtige Erfahrung“, sagt der Frontmann und lacht: „Sie erlaubte mir außerdem, ganz den Old-School-Produzenten raushängen zu lassen. Ihr wisst schon, den mit dem Schal, abstrakter Sprache und komplexen Handzeichen, der sich nicht um die ganzen technischen Details kümmern muss.“
Auch inhaltlich hatte das Auswirkung auf das neue Album: „Ich wollte ein lauteres und gitarrenlastigeres Album…Vielleicht ging es in diese Richtung, weil diese Songs bei den Konzerten am besten funktionieren und wir dieses Gefühl am Leben erhalten wollten.“ Melancholie und Einsamkeit sind deswegen natürlich noch lange nicht verschwunden. Nach wie vor sind sie zentrale Elemente in diesem dunklen Narrativ – einer jaulenden Fender Stratocaster und ziemlich satter Drums zum Trotz. „So sind wir eben“, zuckt Neuvonen mit den Schultern. „Liegt das an unseren Persönlichkeiten? Oder unserem privaten Musikgeschmack? Wir haben noch nie wirklich darüber nachgedacht, wir machen einfach die Musik, die wir selbst am meisten mögen. Samuli und ich sind viel mehr an Kunst und Musik interessiert, die Schwierigkeiten und innere Kämpfe thematisiert, als an Musik, die nur ein Abbild eines angeblich guten Lebens ist.“
Wie das dann klingen mag, kann man anhand der zweiten Single aus Picture Of A Good Life erahnen: Burnt My Fingers, die heute bei uns Premiere feiert und über die Anssi sagt: „Burnt My Fingers is about the art of screwing up. And by that I mean screwing up regularly and accepting it as part of who we are. So I guess I’ve been reading Jung in the kitchen on Sundays! It’s one of those songs that are easy to write, because they bounce as effortlessly as a tennis ball. But of course moving big stones (and screwing up every now and then) is necessary in order to find a tennis ball. We recorded the song at Clouds Hill in Hamburg just before the pandemic. I love Muxi’s [Sebastian Muxfeldt] mixing especially in this song. My vision and our demos tend to be a bit blurry, so he really took our songs to the new level.“