„Why do you need her?“
(J2 – Archive)
Menschlicher Verstand in künstlichem Körper – eines der wohl beliebtesten Sci-Fi-Themen neben Zeitreise und intergalaktischem Reisen. Obwohl es thematisch nicht die Neuerfindung des Rads ist, bleibt es doch eine faszinierende Idee für viele Filmemacher*innen – so wie für Gavin Rothery und seinen Film Archive.
Der Tod eines geliebten Menschen ist ein traumatisierendes Ereignis – vor allem, wenn er aus der eigenen Perspektive viel zu früh kam. So geht es dem Roboter-Ingenieur George (Theo James), der seine Frau Jules (Stacy Martin) bei einem Autounfall verlor. Doch vor ihrem Tod konnte George eine Kopie von Stacys Verstand machen und arbeitet nun fieberhaft daran, diese Kopie in einen mechanischen Körper zu transplantieren. Mit jeder neuen Maschine kommt er seinem Ziel ein Stück näher, übersieht aber, dass auch ein Prototyp Emotionen entwickeln kann. Bald schon gefangen zwischen den Bedürfnissen zweier seiner Kreationen sieht sich George dem ewigen Kampf zwischen Vernunft und Gefühl ausgesetzt.
So ambivalent wie wir als Menschen zwischen Rationalität und Emotion schwanken, so sehr schwankt die Meinung zu Archive von Gavin Rothery. Auf der einen Seite steht ein Set-Design, das durch eine Mischung aus Technik und Natur, klaren Kanten und wilder Struktur diesen Film auf wunderschöne Art und Weise inszeniert. Die zu erzählende Geschichte kann auf der anderen Seite jedoch nicht mit diesem Setting mithalten. Zu lange braucht die Entwicklung von J3, zu spät entfaltet sich der Konflikt zwischen Mensch und Maschine. Zwar ist es schön zu sehen, wie sich eine intime Beziehung zwischen dem Schöpfer, George, und seinen Kreationen entwickelt, doch leider wird diese Geschichte immer wieder von unnötigen Nebensträngen unterbrochen. Archive hätte ein Film werden können, der sich mit den philosophischen Fragen der Zukunft auseinandersetzt und hätte dafür keine überflüssige Dramatik oder Action gebraucht. Wieso der Regisseur sich nicht voll und ganz auf die Beziehung zwischen Mensch und Roboter konzentriert hat, ist unverständlich und bedauerlich.
Regie: Gavin Rothery
Darsteller: James, Theo, Jones, Toby, Martin, Stacy, James, Theo, Jones, Toby
Heimkinostart: 5. November 2020, EuroVideo Medien GmbH