DEKKER – Slow Reveal: Chapter One


Foto-© Andreas Hornoff

What left to say
More than a prayer
Reaching out for
A better way

(Dekker – A Better Way)

Als amerikanische Hälfte des anglo-amerikanischen Duos Rue Royale hat Brookln Dekker bereits seit Langem von sich reden gemacht und auch mit seinem Soloprojekt, schlicht aber aussagekräftig mit Dekker betitelt, dürfte sich dieser Trend nun fortsetzen. Slow Reveal: Chapter One heißt das neue Werk – wie passend, denkt man da nur. Ähnlich wie sich die zehn Songs darauf Stück für Stück offenbaren und an akustischer Kontur gewinnen, entstanden die einzelnen Tracks auch nach diesem Prinzip, einer nach dem Anderen. Begonnen im August 2019 als Teil seiner eigenen musikalischen Neuerfindung schrieb Dekker sein Solo-Debütalbum Song für Song, um künstlerische Spielräume und Möglichkeiten immer wieder neu auszuloten. Auch die Veröffentlichung folgte diesem Prinzip. Da scheint es doch nur folgerichtig, dass sich diese Kritik auch ein wenig Zeit mit der Musik lässt.

Persönlich, auf ihr Wesentliches herunter gebrochen und verletzlich klingen die Songs von Slow Reveal zunächst. The Love beginnt mit akustischen Gitarren und gibt sich ganz einer schwelgend-sentimentalen Euphorie hin. Während die Stimme Dekkers immer über allem schwebt, erden die akustischen Harmonien doch und ziehen den Song in eine Gefühlswelt hinein, in welcher die Versöhnlichkeit immer am Ende steht – mag der empfundene Schmerz noch so groß sein. This Here Island findet sich in den gleichen Bahnen wieder: Irgendwo zwischen dem frühen Ben Howard, Charlie Cunningham und Nick Mulvey bricht Dekker durch die Schwaden seiner Verletzlichkeit und schafft nicht selten Momente voller Hoffnung und Licht. Doch so selig sich die wohlklingende akustische Erleuchtung auch anfühlt, spätestens ab dem fünften Song No Standing Still ist das Muster etwas verbraucht und wirkt phasenweise eintönig. Da kann auch das wundersame Tethered Wrapped Around, eines der Highlights des Albums, kaum gegen ankämpfen. Ein wenig mehr Vielfalt abseits akustisch subtiler Arrangements hätte der Platte merklich gut getan. So etwa wie auf dem folgenden, etwas experimentellen Unwavering Routine, was aber leider etwas beliebig wirkt, ein elektrisierender Ausreißer auf einem sonst harmonischen Werk voller zärtlicher Momente. 

Slow Reveal: Chapter One ist zweifellos ein Album, das den langen Weg lohnt, auch wenn ihm zwischendurch etwas die Luft auszugehen scheint. Dass diese Route gelingt, zeigen vor allem die letzten Songs und insbesondere A Pardon, A Transcendental Way, auf dem Dekker sein volles Potenzial in den Dienst gefühlvoller Songwriter-Kunst stellt. Es bleibt am Ende dennoch ein wenig der Makel – dass man dies weiß, mag dazu beitragen – dass man hier kein zusammenhängendes Album vor sich hat, sondern eben den „slowly revealing“ Prozess künstlerischer Neu-Erfindung und ein Ausloten der eigenen musikalischen Zukunft. So existenziell und kompromisslos wie eben nötig. Und das wiederum vermögen wohl nicht allzu viele musikalische Produktionen.

Dekker – Slow Reveal: Chapter One
VÖ: 20. November 2020, B Dekker Records
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Andreas Peters

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