Foto-© Tom Pallant
They’re gonna lock me in a closet, but I’m coming out
Singing fuck all the oppression and the self doubt
I’m gonna bite all of your fingers, put ‘em in my mouth
I’m on my knees
(Yungblud – strawberry lipstick)
Ästhetisch gesehen mag „Punkrock“ der beste Begriff für den britischen Songwriter Yungblud sein, aber in Wirklichkeit ist er einer von vielen Künstlern, die sich entschlossen haben, sich der genrelosen Wege der neuen Generation anzunehmen. Dominic Harrison, der Star aus Doncaster, hat seinen Platz in der Welt des Pop und des Rock gefunden und hat schon mit vielen Künstler*innen zusammengearbeitet, von Machine Gun Kelly bis Travis Barker. Jetzt ist Yungblud mit seinem zweiten Album weird! zurück! und ist wieder einmal wegweisend für die Außenseiter und Missverstandenen der jüngeren Generation.
Das Album beginnt überschwänglich mit dem Kickstarter-Track Strawberry Lipstick. Die zuvor veröffentlichte Single gibt einen guten Ton für das Album an und lädt ein mitzusingen, zu tanzen und zu springen. Verfeinert mit einigen Gitarrenparts ist die Gleichung für einen perfekten Rocksong vollständig.
In typischer Yungblud-Manier macht die Platte auch Platz für mehrere schwere Balladen wie Mars, Love Song und It’s quiet in beverly hills. Hier zieht Harrison seine normalerweise lauten Instrumente zurück und konzentriert sich auf die Bedeutung des Geschichtenerzählens. Er taucht in Diskussionen über Transphobie, Bewusstsein für psychische Gesundheit und die rassistische Unterdrückungsgesellschaft ein, mit der die heutige Gesellschaft konfrontiert ist. Wie in früheren Alben betont er, wie wichtig es ist, dass seine Musik für alle ist, und ermutigt seine Fans, sie selbst zu sein, ohne auf das zu hören was andere sagen. Mars liegt dem Sänger besonders am Herzen, wie er uns in einem Interview erzählte. Der Song erzähle die Geschichte eines jungen Transgendermädchens, welches er bei einer seiner Shows getroffen habe. Hier zeigt sich, wie nah Yungblud seinen Fans ist und, dass er es ernst meint, wenn er sagt, dass Yungblud nicht er alleine, sondern seine gesamte Community ist.
Während der größte Teil der Platte durch das Zeitalter der Emo-Musik der frühen 2000er Jahre geprägt wurde, erlebt die Tracklist mit Superdeadfriends eine angenehme Überraschung. Der wütende, aber auch elektronische Beitrag zum Album klingt wie eine Mischung aus Rage Against The Machine und Skrillex. Es ist klanglich chaotisch und ähnelt dem Gefühl, einer Live-Yungblud-Show. Der Song ist eine willkommene Abwechslung für Harrison und erweist sich definitiv als Album-Highlight. Auch Yungblud selbst erzählte in seinem Interview mit uns, dass er sich besonders auf diesen Song freue, wenn er endlich wieder live spielen dürfe.
Auch wenn Harrisons neues Album nur wenige Überraschungen bereit hält, ist weird! trotzdem das Album, auf das seine Fans gewartet haben. Es ist der Höhepunkt einiger verrückter Jahre im Leben des jungen Künstlers, gekrönt von einer Prise Pandemie, Panik und Langeweile. Er hat eine solide Gen Z-Anhängerschaft und ist weiterhin ehrlicher und verlässlicher als je zuvor.
YUNGBLUD – weird!
VÖ: 04. Dezember 2020; Interscope/Universal
www.yungbludofficial.com
www.instagram.com/yungblud