Foto-© Julia Brokaw
I know I owe you fantasy
But I thought that you fell first
Never understood the weight, the game
Thought I had you at my curse
Fade it back and widen time
Nevermind, you’re never mine
I’m in line
With someone who isn’t there
I’m in line
With someone who isn’t there
(Buzzy Lee – Circles)
Es gibt wenige Alben, die vom ersten Ton an in ihren Bann ziehen: Buzzy Lees Debütalbum Spoiled Love ist so eines. Die Platte erscheint am 29. Januar bei Future Classic. Buzzy Lee ist das Soloprojekt der amerikanischen Künstlerin Sasha Spielberg (ja – sie ist die Tochter von Steven Spielberg), die bereits 2018 mit ihrer EP Facepaint auf sich aufmerksam machte. Ihr Albumdebüt umfasst neun Songs, die von ihrem langjährigen Freund und Wegbegleiter Nicolas Jaar produziert wurden. Gemeinsam erschufen sie einen zarten, teilweise unwirklichen, sehr eigenen Sound, der reif und vielschichtig klingt. Der experimentelle, oft klavierlastige Elektropop passt in kein richtiges Schema. Dream Pop? Indie Downtempo Electronic Music? Alles stimmt und greift es doch nicht richtig. Die Texte erzählen vom Inneren der Künstlerin und zeugen trotz der Verletzlichkeit von ihrem Witz und Sarkasmus. Sie sammelt Erinnerungen, indem sie ständig Momente und Emotionen in melodischen Skizzen in ihren iPhone-Sprachnotizen festhält. Auf Spoiled Love erschafft sie aus der Kombination dieser musikalischen Erinnerungselemente und Tagebuchschnipsel neue Geschichten. Zum Entstehungsprozess des Albums sagt Buzzy Lee: “These songs started breathing on the coast of Northern California, sat through the traffic of Los Angeles and then found their way to Northern Italy, where I crafted and recorded them with Nico over three trips, over three different seasons. We lived in the studio and maybe only left once or twice for a walk. This album grew out of a breakup, out of the seasons, and into my hands.”
Der so einnehmende Opener Spoiled Love, nachdem die Platte benannt ist, beginnt mit ruhigem Klavier und Buzzy Lees mehrstimmigem Gesang, in dem sie ruhig, fast schon gelassen und trotzdem eindringlich über Liebeskummer sinniert. Im Hintergrund tauchen immer einmal wieder geisterhafte Stimmen auf, Buzzy Lee kommt am Ende zur Erkenntnis: “But who am I / To beat / And punish you too / You / Now who am I / To appoint / You as guilty as men / You”. Ähnlich funktioniert Rules, hier zeigt Buzzy Lee ihre stimmliche Breite, mit Leichtigkeit schwingt sie von zarten Höhen in die Tiefe, immer unangestrengt, untermalt von Klavier und Soundschnipseln. Das elektronischere Circles trägt eindeutig Jaars Handschrift. Die verfremdete Stimme von dunklen Klavierakkorden unterlegt und im Rahmen des Albums schon fast Uptempo – hier gibt es mehr klassische Synthie-Action. Der Song klingt wie das Aufwachen aus einem seltsamen Traum. Im Gedächtnis bleibt auch das Stück Strange Town. Lässiger als die anderen Tracks baut es sich langsam auf, wird dann spielerisch, dann stampfend rhythmisch und taucht in einen Strudel aus Synthieklängen ab, die sich als echter Ohrwurm erweisen. Das vorab veröffentlichte What Has A Man Done besticht durch seine Detailverliebtheit und eine dunkle elektronische Tiefe, gepaart mit Verletzlichkeit.
Spoiled Love ist ein Debüt, das ausgeklügelt und aus einem Guss daherkommt. Es wird deutlich, dass hier Menschen am Werk waren, die sich gerne in ihrer Arbeit verlieren. Es klingt nach geheimnisvollen Reflexionen in modernem elektronischem Gewand, das sich nicht in Schubladen stecken lässt. Ein Album zum Nachdenken, Nachfühlen und Mittanzen – leider erst einmal in den eigenen vier Wänden.
Buzzy Lee – Spoiled Love
VÖ: 29. Januar 2021, Future Classic
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