„29-20“
29. Conan Gray – Kid Krow
Der amerikanische Videoblogger und Bedroom-Producer Conan Gray sorgt seit einiger Zeit für Schlagzeilen…und servierte nun auch endlich sein Coming-of-Age-Debütalbum Kid Krow, das noch mal zeigte warum er mit seinen emotionalen wie intimen Pop-Entwürfen schon eine illustre Fan-Schar von Billie Eilish, über The 1975 oder Troye Sivan verbuchen konnte.
28. Jason Isbell and the 400 Unit – Reunions
Der vierfache Grammy-Gewinner Jason Isbell manifestierte mit seinem nächsten Album zusammen mit seiner Band The 400 Unit seinen Ruf als Nashvilles neuer Superstar, der mühelose Americana-Melodien mit zartem Gesang in ein zeitloses musikalisches Musikgewandt kleidet. Dabei wirkt der frühere Drive-By Truckers Gitarrist und Songwriter so sehr im Reinen wie sich selbst wie selten.
27. Luluc – Dreamboat
Als das australische Folk-Electronica-Duo Luluc anfingen an ihrem neuen Album Dreamboat zu arbeiten, war die Welt noch eine andere, in der ein weltweiter Lockdown noch schwer vorstellbar war, erschien dann aber in dieser neuen Realität. Entrückt klangen Steve Hassett und Zoë Randell schon immer, zu ruhig scheint ihre Musik, zu sehr hängt Randell in ihren Beobachtungen kleinen Alltäglichkeiten nach – und doch erdet gerade diese angenehme Zurückhaltung in solch aufwühlenden Zeiten den geneigten Hörer.
26. Jono McCleery – Here I Am And There You Are
„Here I Am And There You Are“, sang der afro-amerikanische Jazz/Soul/Folk Musiker Terry Callier in seinem Song Dancing Girl. Acht Jahre nach dessen Tod brachte Jono McCleery mit ebendiesem Titel sein 5. Studioalbum heraus und zollt Vorbild Callier damit Tribut, den er sicherlich gerne gehört hätte. Und wenn man Terry Callier bisher nicht kannte, lohnt es sich diesen anzuhören; für die Inspiration von Jono McCleerys ungewöhnlichem Stil bringt dies tatsächlich Aufklärung. Möchte man versuchen, das, was man auf dem Album hört auf einen Punkt zu bringen, kreuzt man irgendwo Fink und José Gonzáles, Terry Callier und Joao Gilberto – und doch gelingt es einem letztlich nicht. Noch 5 Jahre nach dem hochgelobten Pagodes ist McCleerys Stil einmalig und außergewöhnlich. Es ist die besondere Verbindung von Jazz-Harmonik, Soulgesang und Akustikgitarre in einem eingängigen Gewand, die etwas zugleich Warmes, Melancholisches und Aktivierendes hörbar werden lässt, was heute so selten ist wie ein Album ohne Synthesizer.
25. Another Sky – I Slept On The Floor
Another Sky sind ein musikalisches Erlebnis. Sie stehen zwischen vielen Genres und erinnern in ihrem Sound bestimmt an den ein oder anderen düsteren Indie-Electro-Rock. Die Stimme von Frontfrau Catrin ist jedoch einmalig und ehrlich gesagt der Flow der Band auch. Eindringliche Gitarrenspuren von Jack, treibende Drums von Max und der groovige Bass von Naomi vereinen sich mit Catrins Keyboard und Synthesizer Melodien zu harmonischen Kompositionen. Und das ist nicht alles, denn die vier Künstler*innen haben überhaupt keine Angst vor politischen Statements. Ob es um Polizeigewalt, toxische Maskulinität, White Privilege, Depression, Gewalt oder Hoffnung geht, das Album beschäftigt sich mit allem was in unserer Gesellschaft schiefläuft und letztendlich auch miteinander zusammenhängt. Genauer gesagt soll das Album jedoch besonders verkörpern, dass man Orte und Situationen meist erst vollständig erkennt, wenn man weit genug von ihnen entfernt ist. Deswegen ist es wohl manchmal am mutigsten zu gehen und seine eigenen Grenzen und Prinzipien abzustecken.
24. Kelly Lee Owens – Inner Song
Kelly Lee Owens verfolgt auch auf ihrem zweiten Album Inner Song die von ihr gewählte Synergie zwischen naturalistischen Klangfarben und kalter Maschinenmusik. Dem bekannten transzendental-entrücktem Technoentwurf fügt sie nun die Komponente Mensch hinzu und wird ungewohnt persönlich. Ein Kunstgriff, der sich bezahlt macht und die neuen Songs in ein ungewohnt emotionales Licht rückt.
23. King Krule – Man Alive!
Während der Produktion zum neuen King Krule-Album ist Archy Marshall Vater geworden und mit seiner Partnerin und Kindsmutter, der Fotografin Charlotte Patmore, hinaus aufs Land gezogen. Vielleicht ist es noch zu früh, Man Alive! daher als bitteren Schlusspunkt einer großen, verwickelten Londoner Trilogie zu bezeichnen. Zugleich ist es – als ob das nicht schon genug wäre – mehr als ein Lebenszeichen von einem Künstler, von dem man auch nach einem herausragenden dritten Album noch viel erwarten darf. Don’t Let The Dragon Draag On You, Mr. King Krule!
22. Natalia Lafourcade – Un Canto Por México, Vol.1
Anfänglich, auf dem nach ihr benannten Debüt aus dem Jahr 2002, ging es um Verknüpfung. Nordamerikanisch geprägter Indie-Rock kam bei ihr genauso vor wie Bossa Nova. Inzwischen ist Natalia heimatgebunden, taucht sie mit in Folklore geschulten Musikern in die Tradition Mexikos ein. Sie zelebriert Natur und Leidenschaft wie auf dem Marktplatz von Veracruz oder intim wie im Hinterzimmer. Man braucht hier nicht Spanisch lernen oder im Weltmusikatlas blättern. Man hört einfach zu und lässt sich von dieser bezaubernden Stimme und der hinreißenden Authentizität tragen. Dann wird alles besser.
21. Nicolas Jaar – Cenizas
Das Elektronik-Wunderkind der 10er-Jahre macht weiterhin sein eigenes Ding experimentiert immer mehr in den Grenzbereichen, um seinen Musik-Entwurf, der immer mehr aus der elektronischen Genre-Schublade herausragt, immer weiter zu bringen und etwas wirklich neues zu erschaffen. Das wirkt dann mal ambientartig, mal introspektiv-instrumentell, mal noisig oder auch mal mit Free Jazz-Anleihen – easy listening ist bestimmt anders, trotzdem bleibt es hoch spannend was Jaar da treibt!
20. Jordan Mackampa – Foreigner
Verlassen von den Liebsten, getrennt von der eigenen Familie, ganz allein auf der Welt. Jordan Mackampa musste dies am eigenen Leib erfahren. Mit seinem Debüt Foreigner will er andere an diesem Gefühl teilhaben lassen, ihnen Mut machen und einen Weg aufzeigen, wie man die schwere Zeit der Einsamkeit überstehen kann. Dabei bleibt der Musiker in allen elf Songs stets unerschrocken. Das Album folgt keinen Regeln, sondern ist die Sammlung eigener Erfahrungen und Eindrücke der letzten Jahre. Er zeigt mit seinen Songs, wie wichtig es ist, seinem Inneren zu folgen, sich nicht unterkriegen und sich nicht in eine Kiste stecken zu lassen. Man ist gut, so wie man ist und Mackampa beweist damit wieder einmal das Musik verbindet.