Foto-© Hanna Sturm
I was dreaming about a way
To open up your eyes
Forgotten answers
But you except the turbulence
Now spacing out
In the town where you grew up
Louder than flames on azores
We can tear it down
And turn the ground
Tomorrow I’ll know
I love you
(Casper Clausen – Used To Think)
Casper Clausen ist offenbar ein Künstler, der gerne arbeitet. Man könnte auch sagen, ruhelos. Während er hauptberuflich der Frontmann der Band Efterklang ist, hat er in einer Bandpause das Nebenprojekt Liima ins Leben gerufen. Nun veröffentlicht der Däne seine erste Soloplatte bei City Slang. Produziert wurde sie von Peter Kember alias Sonic Boom. Entstanden sind die Songs in Lissabon auf Better Way in kurzen Momenten zwischen Tourneen. Er wollte die Stadt einfangen und etwas schaffen, das die Einflüsse der lokalen Musikszene, die täglichen Fahrten am Wasser entlang über den Tejo zu seinem Studio in Almada erhält. Ein Album schien da ein guter Anfang. Und tatsächlich klingt die Platte energiegeladen, positiv und wie von Clausen gewohnt ausgeklügelt experimentell. Im Album erkundet er Liebe und Entfremdung, aber auch eine neue Seite an sich – noch nie zuvor hat er allein gearbeitet: „It’s a record about finding a better way, loving stronger, falling harder”, so Clausen. “It’s about being far away, and it’s about being myself, how I make music by myself. It’s my first album, though I’ve been in bands ever since I started making music in my teens. Most of the songs on this record were written in a similar way; I’d go to my studio every day, turn on some machines and find some sounds that I like and let my mind drift away. I would always leave one song behind every day I went to the studio.”
Die acht Tracks sind sehr unterschiedlich und erzählen eine Geschichte. Das Album startet mit dem fast neunminütigen Used To Think – sehr elektronisch, synthielastig und schwungvoll baut sich der Song auf, bis der Gesang einsetzt. Unwirklicher kommt Feel It Coming daher, die Klänge verschlucken den flehenden Gesang, als käme er aus einer anderen Dimension, die elektronischen Dissonanzen sind immer noch treibend, aber weniger eingängig, das Schlagzeug macht den Track trotzdem tanzbar. Dagegen wirkt Snow White schon fast düster, aber auch distanziert und mechanisch. Das erste Mal werden die Klänge schnell zu viel und die Architektur wirkt erdrückend statt schwebend. Ganz anders ist Falling Apart Like You: die Klangflächen sind leicht, das Gefühl der Schwerelosigkeit, des Fallens manifestiert sich in den gut drei Minuten, ohne überbordend zu werden. Das dancige 8 Bit Human nimmt dann wieder den treibenden Rhythmus des Einstiegs auf und zwingt fast schon Bewegung auf – auf eine gute Art! Das träumerische Ocean Wave bildet den perfekten Abschluss einer Reise, die man gerne angetreten ist und die sich mit wenig vergleichen lässt. Clausen bündelt Einflüsse und schafft Neues, durch das man als Zuhörer:in gemeinsam mit ihm gleitet.
Casper Clausen zeigt auch auf seinem Solo-Debüt, dass er eher Klangarchitekt als Songwriter ist. Die futuristische Platte holt ab in eine moderne Zukunft, die einem trotz Überlänge vieler Tracks selten zu viel wird. Er vereint Elemente aus Kraut-Rock, Shoegaze und Avantgarde-Pop, ohne sich ganz auf eine Richtung einzulassen. Better Days ist die perfekte Weltflucht für trübe Tage und definiert Clausen fast schon als eigenes Genre.
Casper Clausen – Better Days
VÖ: 09. Januar 2021, City Slang
https://casperclausen.bandcamp.com/releases
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