Foto-© Ian Shiver
What was the answer
To the question we should’ve asked ourselves?
Your eyes spoke of danger at the river’s edge
Where you walked on the water with your tongue out
Born in Philadelphia, but now living in the South
Your hand slips slowly into mine somehow
But who’s gonna argue with a perfect start?
And will you still be there when I’m down and out?
(Clap Your Hands Say Yeah – Where They Perform Miracles)
Unsichere Zeiten, bringen das Bedürfnis von Stabilität mit sich. So wundert es nicht, dass der aus Brooklyn stammende Alec Ounsworth, Kopf und Songwriter von Clap Your Hands Say Yeah (CYHSY) sich auf seinem neuen Album New Fragility vorrangig dem aktuellen Weltgeschehen widmet. Der Titel New Fragility stammt aus der Kurzgeschichte Forever Overhead von David Foster Wallace, aus der Sammlung Brief Interviews With Hideous Men.
Bis 2014 bestand die Indie-Rock Band noch aus Ounsworth, Sean Greenhalgh, Robbie Guertin, sowie den Brüdern Lee und Tyler Sargent. Nachdem sie 2005 ihr selbstbetiteltes Debütalbum veröffentlichten, folgten noch acht weitere Platten, wovon Ounsworth schon die Letzte, The Tourist, im Alleingang veröffentlichte.
In New Fragility stehen nun vor allem die politisch motivierten Titel Hesitating Nation und Thousand Oaks im Vordergrund. Dabei soll das kollektive Unbehagen seinen Platz finden. Die letzten Jahre in den USA, Trump als Präsident und das damit verbundene Trauma, das der gesamten Nation zu Teil wurde. So schlägt er die Brücke, zwischen leisen gezupften Gitarren und statischen Akkorden, die die staatlich geförderte Umweltverschmutzung und die Allgegenwart der Werbung anprangern.
In Thousand Oaks steigt er durch das konkrete Beispiel, den Amoklauf eines 28-jährigen US-Marine Corps-Veteranen, der in Afghanistan gedient hatte und an einer posttraumatischen Belastungsstörung gelitten haben soll, tiefer ein. Er beschreibt damit, wie fehlerhaft das System in den USA ist und wie alltäglich solche Taten mittlerweile geworden sind und das die Zahl der Opfer solcher Gräueltaten täglich ansteigt, ohne das etwas unternommen wird. Der sich steigernde Refrain und Ounsworths Gitarre bilden einen starken Kontrast zu den Zeilen, die von Wut und Zorn geprägt sind.
Im Titeltrack wird es hingegen sehr viel persönlicher. Depressionen, Scheidung, das Älterwerden und die Konfrontation mit der Vergangenheit finden hier, zwischen eklektischen Klängen und seiner unverwechselbaren, stets sehr leidenden Stimme, einen Platz. Ein Song, der die unbequeme Wahrheit anspricht, ohne tadelnd zu wirken. Zwischen den ganzen Schreckensmeldungen und Selbstreflexionen findet sich mit Innocent Weight aber auch ein kleiner Lichtblick, der durch ein Streichquartett untermalt wird.
Damit wird das Album durch seine vielen Einflüsse zu einem authentischen Gesamtkonzept. Man spürt, wie es die letzten Jahre in dem Musiker und Komponisten gebrodelt haben muss. Er hat sich durchgesetzt und einer breiten Palette an Einflüssen Raum gegeben. An so mancher Stelle scheint er sich jedoch in den sich überschlagenden Geschehnissen zu verlieren. Hier könnte in zukünftigen Projekten ein fester Rahmen Abhilfe schaffen. Doch statt weiter Trübsal zu blasen, sollte man sich ab jetzt schon auf Oktober freuen, wo man CYHSY hoffentlich wieder live bewundern kann. Man darf also gespannt bleiben.
Clap your Hands Say Yeah – New Fragility
VÖ: 12. Februar 2021, CYHSY
www.cyhsy.com
www.facebook.com/clapyourhandssayyeah
CYHSY Tour:
10.10. Beatpol, Dresden
12.10. Frannz Club, Berlin
14.10. Molotow, Hamburg
15.10. Bumann & Sohn, Köln