SALLY ROONEY – Normale Menschen

Die irische Schriftstellerin Sally Rooney ist in der englischsprachigen Literaturwelt schon so etwas wie DIE Newcomerin der letzten Jahre, sowohl von der New York Times als auch dem Independent oder der Sunday Times gefeiert und ihr zweiter Roman Normal People stach in 2018 sogar Michelle Obamas Autobiografie als Buch des Jahres in Großbritannien aus. Doch was hat es mit der neuen Stimme der Generation oder wahlweise auch der wichtigsten Stimme der Millennialliteratur (Independent) auf sich?! Da ihr erfolgreiches Zweitwerk nun als Normale Menschen auch endlich in deutsch erschienen ist, haben wir uns dem Phänomen angenommen!

Marianne und Connell wachsen in der gleichen Kleinstadt im Westen Irlands auf, doch während Connell beliebt und arm ist, ist Marianne eine Außenseiterin und kommt aus gut betagten Hause. Dadurch, dass Connells Mutter bei Marianne als Haushaltshilfe angestellt ist, kommen die beiden ins Gespräch und merken immer mehr, dass zwischen ihnen eine einzigartige Anziehen herrscht. Hals über Kopf fangen sie eine Beziehung an, die aber nicht öffentlich stattfinden soll und von der beide nicht wissen, ob es wirklich eine Beziehung ist. Als Connell, bemüht um sein Ansehen bei seinen Klassenkameraden, mit einer anderen zum Abschlussball gehen will, reicht es Marianne und sie zieht sich zurück, geht nicht mal mehr zur Schule.

An der Universität in Dublin treffen sie sich wieder, doch alles erscheint anders. Dort ist Marianne die angesehene Studentin mit vielen Freunden und die auf Partys geht, während Connell sich fehl am Platz fühlt und einsam vor sich hin studiert. Und obwohl sie versuchen, einander fern zu bleiben, ziehen sie sich wie magnetisch an und kommen wieder zusammen. Doch wie das so im normalen Leben so ist: die nächste Tragödie wartet schon an der nächsten Ecke…

Wie schon bei unserer Buchkritik zum Debüt Gespräche mit Freunden ist auch das Grundgerüst des Erfolgsromans Normal People keine weltbewegende Neuerfindung einer Romanze, sondern vielmehr findet die irische Schriftstellerin mit ihrem unmittelbaren Schreibstil und in den Worten (ob ausgesprochen oder eben auch nicht) die Schönheit im Detail. Ihre Charaktere wirken nur auf den ersten Blick klischeehaft, um mit jeder Seite und jedem Satz mehr aus der Schablone herauszuwachsen, immer auf der Suche nach dem Weg zum Glück, was für sie darin liegt, so sein zu wollen wie normale Menschen…Nicht zu unrecht wird Rooney daher auch immer wieder mit der amerikanischen Produzentin, Autorin und Darstellerin Lena Dunham verglichen, deren Figuren in ihrer HBO-Serie Girls ähnlich unperfekt ihren eigenen Weg suchten und deren Weg immer wieder gerade auch durch das Scheitern charakterisierend wird. Auf jeden Fall ein weiterer sehr lohnenswerter Roman von Rooney, der Suchtpotential hat – übrigens genauso, wie die tolle Serien-Adaption zum Roman!

Sally Rooney – Normale Menschen
Gebundene Ausgabe, 320 Seiten
ISBN: 978-3630875422
VÖ: 17. August 2020, Luchterhand Literaturverlag
20,00€

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Dominik

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