Bedroomdisco Top Alben – Februar

Foto-© Alyssa Gafkjen

Der erste Monat ist durch und hat uns gleich eine ganze Wagenladung neuer Lieblingsmusik beschert – da steht der Februar dem Januar zum Glück in Nichts nach und macht es ihm gleich! Denn wir freuen uns auf tolle neue Alben von lang geliebten Acts, hochkarätige Newcomer und ordentlich musikalische Seelenstreicheleinheiten!

1. Julien Baker – Little Oblivions (VÖ: 26.02.)

Die US-amerikanische Songwriterin Julien Baker hat sich mit ihren ersten beiden Alben eine gehörige Fan-Schar erspielt und steht für hoch emotional aufgeladene, wie musikalisch reduzierte Songs – und zumindest mit der instrumentellen Beschränkung ist jetzt Schluss! Denn auf dem dritten Studio-Album hat die ansonsten auch mit Phoebe Bridgers und Lucy Dacus bei der Songwriter-Supergroup boygenius tätige Musikerin den Band-Sound für sich entdeckt – und das obwohl sie weiterhin den Großteil der Instrumente selbst eingespielt hat! Geblieben sind Songs, die einen packen, mitnehmen, fordern und die die emotionale Klaviatur komplett abdecken. Kurzum: Große Emotionen, nun auch im entsprechend großem Gewand!

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2. The Staves – Good Woman (VÖ: 05.02)

Die Schwestern von The Staves sind sechs Jahre nach ihrem gefeierten Zweitwerk If I Was zurück und brechen den zuweilen etwas angestaubten Folk-Entwurf ihres bisherigen Schaffens auf, lassen sich auf Pop-Abwege ein und verarbeiten inhaltlich so manch prägendes Ereignis aus den persönlichen Nähkästchen der vergangenen Jahre. So mussten die Geschwister den Tod ihrer geliebten Mutter verkraften, Emily brachte ihr erstes Kind zur Welt, Beziehungen endeten – und trotz allem ist Good Woman ein selbstbewusstes Statement des Trios und handelt von Stärke. Ihrer eigenen und der anderer Frauen; von Schwestern, Müttern und Töchtern. Von Liebe, Verlust und Veränderung. Von dem Versuch, eine gute Frau zu sein.

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3. Roosevelt – Polydans (VÖ: 26.02.)

Marius Lauber ist zurück mit seinem dritten Roosevelt-Album Polydans – und er ist zurück in seiner Materie, denn die 10 neuen Songs des Musik-Fans atmen die Club Wurzeln der Anfangstage des Projekts! Damit entwickelt sich der hochgebildete und glühende Fan von Qualitätsmusik immer mehr zum hiesigen Jamie xx, der international ja so etwas wie das Nonplusultra der Club-affinen Produzentengilde, mit DJ-Standbein und Club-Musik Vorliebe markiert. Doch Lauber, wie auch der Beatmeister von The xx, verstehen nicht nur hochkarätige Dance-Floor-Kracher zu erschaffen, sie zielen gleichzeitig auch auf unsere Herzen, binden einen emotional und schafft zwischen verzückenden Beats auch immer wieder mit intimen Momenten zu überraschen. Während sein letztes Album sich ein wenig nach Stillstand auf hohem Niveau anfühlte, lässt Lauber jetzt alle Facetten seines Club-Musik-Könnens spielen und serviert das vielfältigste, wie beste Roosevelt-Album bisher!

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4. Django Django – Glowing In The Dark (VÖ: 12.02.)

Die britischen Herren von Django Django sind zurück und so Genre-übergreifend wie eh und je! Inhaltlich zieht sich das Thema „Ausbruch“ als roter Faden durch die Songs des vierten Studioalbums: Ausbruch aus dem Zustand der Verzweiflung, aus Restriktionen, dem Leben der Kleinstand und – in Träumen – sogar gleich ganz von der Erde. Das verpackt die Band in treibende Kompositionen, die mal traurig, mal sehnsüchtig daherkommen, aber dabei eine ganze Latte Hoffnung ausstrahlen – und mit dem gewachsenen Selbstvertrauen einer Band, die genau weiß, was sie da tut!

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5. Balthazar – Sand (VÖ: 26.02.)

Die belgischen Indie-Helden von Balthazar präsentieren mit ihrem neuen Studioalbum eine gefühlvolle Indie-Pop-Umarmung, die mit elektronischen Lo-Fi-Anleihen gespickt ist, und dabei insgesamt weniger mit melancholischen Fesseln vorbelastet ist, als der 2019er-Vorgänger Fever. Dabei durchleuchtet man alle Nuancen von Liebe, Verlust und Leben, experimentiert mit Song-Strukturen, Sounds und Klängen. “We did a lot of things that we haven’t done previously – we’ve never used as many drum samples or used bass synths before“, erzählt Maarten Devoldere. ”So that was an exciting step for us.” Jinte Deprez fügt hinzu: “It was a very modern way of making an album, due to the constraints of the pandemic and we had to work remotely and converse electronically rather than in a studio.” Und so hört sich Sand dann auch an – frisch, unverbraucht und voller neuer Energie!

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Newcomer:

1. Claud – Super Monster (VÖ: 12.02.)

Das erste Signing auf Phoebe Bridgers eigenem Label Saddest Factory hat es gleich in sich: Claud Mintz, als musikalischer Act kurz einfach Claud, hat ein außergewöhnliches Talent für abwegigen Bedroom-Pop! Das Album ist eine Geschichte über verlorene und gefundene Liebe, Selbstfindung und Selbstdefinition. Hier prallen traurige auf glückliche Enden, kleine Momente werden planetarisch groß, und unser*e Held*in, das Super-Monster, findet seine bzw. ihre Stimme durch die Prüfungen und Wendungen des Lebens. Wie die besten und zeitlosesten Superheld*innen-Geschichten ist auch Super Monster eine Geschichte über das Transzendieren von Missverständnissen, sowohl in der Liebe als auch im Leben. Immer merkt man dabei die große Gabe der Musiker*in auf den ersten Blick kleine Melodien in große Ohrwurm-Momente zu verwandeln, voller Charme und Coming-of-Age-Momente. Vergleiche zum Debüt von Clairo liegen da auf der Hand – gerade auch, weil die befreundete Musikerin Claire Cottrill auch bei den Aufnahmen des Albums mit dabei war. Genauso wie Joshua Mehling, der es co-produzierte, sowie Melanie Faye, Blu DeTiger, Noa Getzug, Nick Hakim und Jake Portrait von Unkown Mortal Orchestra. Wir haben es letztens schon vorausgesagt: schöneren Bedroom-Pop wird es in 2021 auf keinem Debütalbum geben! Ein Super-Monster eben…

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2. Puma Blue – In Praise of Shadows (VÖ: 05.02.)

Mit bisher zwei EPs, einigen Singles, einem abgespeckten Live-Album sowie einigen wenigen Shows hat sich der englische Multiinstrumentalist, Sänger und Produzent Jacob Allen als Puma Blue Stück für Stück einen Platz an der Sonne unter den spannendsten Newcomern aus UK derzeit erspielt – zu Recht wie sein am 5. Februar erscheinendes Debütalbum In Praise of Shadows zeigt! Trübe Late-Night-Vibes flimmern durch die Produktionen, gepaart mit der Zärtlichkeit seines Gesangs, wenn er Trost in seiner Isolation sucht und beginnt, neue Perspektiven auf Verlust, Liebe und alles was dazwischen liegt zu werfen. Mühelos verschmelzt der Brite dabei Shoegaze-, Jazz- und Blues-Einflüsse zu einem ganz eigenen Sound, der mit D’Angelo-artigen Gitarren und James Blake-Versatzstücken zu verzücken weiß.

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3. Katy Kirby – Cool Dry Place (VÖ: 19.02.)

Die in Nashville lebende Indie-Songwriterin Katy Kirby ist mit einer Vorliebe für unausgesprochene Regeln, Missverständnisse und Langeweile ausgestattet. Born, raised und homeschooled in einer texanischen Kleinstadt, wurde sie dort von zwei ehemaligen Cheerleadern aufgezogen und begann regelmäßig im Kirchenchor zu singen. Wie viele Spätgeborene aus dem Bible Belt verdankte Katy ihre musikalische Sozialisation lange Zeit diesem zuverlässig uncoolen Genre, das sie auf so reizvolle Weise auf ihrem erstem Longplayer Cool Dry Place demontiert. Und sie nun zur neuen Indienrock-Hoffnung für das Jahr 2021 macht!

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Wiederkehrer: Hello Forever – Whatever It Is

Unter der kalifornischen Sonne geht es einem gut und so verwundert es auch kaum, dass das Debütalbum der dortigen Newcomer Hello Forever psychedelische, wie wilde Wurzeln kaum verbergen kann und schon mit seinem farbenfrohen Cover-Artwork in den Bann zieht. Die farbenfrohe Instrumentierung und der mehrstimmige Harmoniegesang sind beeinflusst vom Sound der 60er. Whatever It Is klingt als hätten die Beach Boys Frank Zappa zu einer Jam-Session einladen, während die Beatles im Studio herumlungern, um sich in der gleißenden Sonne von ihrer Magical Mystery Tour zu erholen. Wir sind Fans und holen uns mit den Songs von Hello Forever noch mal ein wenig Sonne in die kühlen Wintertage!

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Dominik

Bedroomdisco-Gründer, Redaktions-Chef, Hans in allen Gassen, Golden Leaves Festival Booker, Sammler, Fanboy, Exil-Darmstädter Wahl-Hamburger & happy kid, stuck with the heart of a sad punk - spreading love for great music since '08!

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