BENEDICT WELLS – Hard Land

Benedict Wells © Roger Eberhard

Benedict Wells © Roger Eberhard

»… und ich fühlte mich so, wie ich mich schon mein ganzes Leben lang fühlen wollte: übermütig und wach und mittendrin und unsterblich.«

(Benedict Wells – Hard Land)

Mit Hard Land ist Benedict Wells eine fantastische Hommage gelungen, eine Verbeugung vor der Sehnsucht, den 80er Jahren und der ungebrochenen Faszination hinter Coming of Age Geschichten. „In diesem Sommer verliebte ich mich, und meine Mutter starb.“, sind die eröffnenden Worte des fünften Romans von Wells. Ein kurzer, simpel erscheinender Satz, der mit seiner Tragweite jedoch die komplette Erzählung umspannt. Genau wie ein einzelner Sommer, der mit all seinen, von der Adoleszenz geprägten ersten Malen, eben auch ein ganzes Leben verändern kann.

Benedict Wells Cover

Es ist das Jahr 1985, der Aussenseiter Sam wächst in einer Kleinstadt in Missouri auf und ein neuer Ferienjob eröffnet dem schüchternen Jungen genretypisch eine neue Sicht auf die Welt. Neue Freunde, eine erste Liebe und eben jene hoffnungsvollen, ersten Erfahrungen, die das Erwachsenwerden mit sich bringt. Über dem in Pastellfarben getränkten Sommer schwebt der ständig drohende Verlust, ein sinnbildlicher Gegenentwurf zur Unbeschwertheit der Jugend. Benedict Wells versucht mit diesem bekannten und erprobten Grundgerüst nicht das Genre zu revolutionieren, sondern setzt auf den knapp 340 Seiten dem Phänomen Coming of Age ein Denkmal. Offen benennt er seine Einflüsse: John Green, The Perks of Being a Wallflower, die 80er Jahre Filme um das Brat Pack und John Cusack. Im Interview beteuert der Autor während der fünfjährigen Arbeit und Recherche am Roman den Spaß seines Lebens gehabt zu haben. Man glaubt es ihm sofort: Hard Land ist eine popkulturelle Zeitreise geworden, die in Detailversessenheit und Zitatkultur schon fast an das Werk eines Quentin Tarantino erinnert. Nur irgendwie mit mehr Feeling.

Und Gefühle stehen immer im Zentrum, nicht nur bei Protagonist Sam stellt sich der romaneigene Emotionsneologismus Euphancholie ein. Hierbei handelt es sich um eine Mischung aus Euphorie und Melancholie, die absolut treffend die einzigartigen Empfindungen an der Schwelle des Erwachsenwerdens beschreibt. Benedict Wells offeriert uns mit Hard Land ein vertrautes Vehikel, das sich am Ende des Tages auch nur fortbewegt, aber dabei unablässig im glänzenden Schein der Sehnsucht schimmert und neben der Gefühlswelt des Protagonisten auch die eigene Erfahrungen reflektiert. Hard Land ist wie ein guter 80er Song – kitschig und cool zugleich.

Benedict Wells – Hard Land
VÖ: 24. Februar 2021
Diogenes; 352 Seiten, Hardcover (Leinen)
ISBN: 978-3-257-07148-1

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Fred

Fred ist 32 Jahre, wohnt in der Pop-City Damstadt und mag Hunde, Pizza und Musik.

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