Foto-© Alyssa Gafkjen
Beat myself until I’m bloody
And I’ll give you a ringside seat
You say that its embarrassing
I’m sorry that you had to see me like that.
So, you could either watch me drown,
or try to save me while I drag you down
I wanna fix it but I don’t know how
It isn’t fair to make you wait around while all your friends are goin’ out
(Julien Baker – Ringside)
„Es gibt so viele Verhaltensweisen, die wir benutzen, um unser Unbehagen auf ungesunde Weise nach außen zu tragen“, sagt Julien Baker über ihren neuen Song Faith Healer und geht mit dieser Aussage direkt auf das Thema Sucht ein. Dies ist allerdings nur eines der Themen, das sie auf ihrem neuen Album Little Oblivions, das am 26. Februar erscheint, behandelt. Das Album ist schon das dritte Studioalbum der Amerikanerin. Und die Musikerin ist längst keine Unbekannte mehr, hatte sie mit den beiden vorherigen Platten und zuletzt als Mitglied des Supergroup-Trios boygenius mit Lucy Dacus und Phoebe Bridgers die Herzen sämtlicher Fans und Kritiker erobert.
Waren ihre vorherigen Werke allerdings eher in einem minimalistisch-instrumentierten Indie-Kammerpop einzuordnen, bedient sie sich nun an einem vollen und breitwandigen Band-Sound. Schon vor zwei Jahren begann sie an der Platte zu arbeiten und beschäftigte sich dabei mit den unterschiedlichsten Verhaltensweisen des Menschen und wie diese das Leben, meist im negativen Sinne, beeinflussen können.
Als Eröffnungstrack wählte sie daher Hardline, der mit verzerrten Orgel-Akkorden einen biblischen Anstrich erhält, bis er über zum Indie-Sound schlägt. Dabei besingt sie Drogenmissbrauch, Depressionen und die Last der Barmherzigkeit. Untermalt wird das Stück von einem Stop-Motion-Clip von Regisseur Joe Baughman, der die Thematiken auf rührende Weise in Form zweier Papiergestalten darstellt.
Doch in ihrer wirklich kritischen Denkweise, steht Baker auch im Song Favor nichts nach. Unterstützt wird sie dabei in den Backing Vocals von ihren boygenius-Kolleginnen Dacus und Bridgers, die die Lyrics über eine tiefgreifende Freundschaft, wie sie auch von den drei Musikerinnen gepflegt wird, unterstreichen. Ein weiteres Highlight der Platte bietet Ringside, der sich mit dem Scheitern beschäftigt und durch Bakers mitreißende Stimme, gepaart mit den sehr ehrlichen Lyrics, fesselt.
Aufgenommen wurde Little Oblivions in Bakers Heimatstadt Memphis, Tennessee. Für den musikalischen Feinschliff waren Tontechniker Calvin Lauber und Craig Silvey, der unter anderem schon mit The National und Florence And The Machine zusammengearbeitet hatte, zuständig. Sie pflegten, neben dem gewohnten Gitarren- und Klavierspiel von Baker, noch Bass, Drums, Synthesizer, Banjo und Mandoline hinzu, wovon sie den Großteil selbst einspielte.
Mit Little Oblivions hat Baker damit erneut bewiesen, dass sie sich selbst immer weiterentwickelt und dass sie trotz der Umstände niemals gewillt ist aufzugeben. Sie spricht Themen an, die nicht nur sie beschäftigen und untermalt diese mit der dazu passenden Stimmung.
Sicherlich kennt ein jeder Verhaltensweisen an sich, die man auf ungesunde Art und Weise nach außen trägt, um aber etwas verändern zu können, muss man darüber sprechen. Dies birgt eine wichtige Botschaft in sich: Seit nett zueinander, aber vor allem seit nett zu euch selbst.
Julien Baker – Little Oblivions
VÖ: 26. Februar 2021, Matador Records
www.julienbaker.com
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